Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Die Ruhe ist dahin

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Stadtrat gibt trotz Anwohnerprotesten eine Machbarkeitsstudie für ein Museum am Alten Südlichen Friedhof in Auftrag

Die Anwohner des Alten Südlichen Friedhofs wehren sich gegen die Pläne der Stadt, dort ein Museum einzurichten. Doch Peter Lippert, Leiter der Betriebsabteilung der Städtischen Friedhöfe München, dämpft die Hoffnungen, dass dort nicht gebaut wird. "Wir haben einen konkreten Auftrag vom Stadtrat bekommen", stellte Lippert im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt klar. Dieser sieht vor, das Baurecht auf dem Gelände zu klären. Dem Wunsch der Bürgerversammlung im vergangenen November könne man deshalb nicht nachkommen.

Lippert berichtete von ersten Gesprächen zwischen Kommunalreferat, Baureferat und der Friedhofsverwaltung. Momentan läuft seinen Angaben zufolge die Ausschreibung für eine Machbarkeitsstudie, die anschließend dem Stadtrat vorgestellt werden soll. Noch gebe es aber keine konkreten Pläne. Nur so viel scheint bereits festzustehen: Derzeit geplant ist das Gebäude auf dem Alten Südlichen Friedhof mit Erdgeschoss und einem Obergeschoss: "Ob es ein zweites Obergeschoss geben wird, ist fraglich."

Die Anwohner befürchten, dass der ruhige Friedhof als Ruheort und "letzte Oase der Entschleunigung" zerstört werden könnte; in ihren Augen entsteht damit ein weiterer Besuchermagnet im Viertel. Die Isarvorstädter wollen auch kein lautes Marketing, keine Audioguides und keine sogenannten QR-Codes an den Gräbern. Der Südfriedhof sei "ein kleines Fleckerl", hieß es seinerzeit in der Bürgerversammlung. Orte mit besonderer Anziehungskraft gebe es in der Gegend bereits genug - direkt um die Ecke liegt die sogenannte Feierbanane, erwähnt wurden auch der stark angewachsene Isar-Tourismus und die Treffen von oft mehr als tausend Feiernden auf dem Gärtnerplatz.

Die Friedhofsverwaltung legt großen Wert auf den Ausbau des Südfriedhofes mit einem Museum, seit er vor gut drei Jahren mit dem Waldfriedhof in die Europäische Route der Friedhofskultur aufgenommen wurde. Seitdem steht er in einer Reihe mit dem Wiener Zentralfriedhof und dem Cimetière du Père-Lachaise in Paris.

Der Südliche Friedhof zählt zu den ältesten Grabstätten der Stadt und steht unter Denkmalschutz. Da dort zwischen 1788 und 1886 die einzige Begräbnisstätte in der Stadt war, sind viele namhafte Münchner aus Kultur und Wirtschaft des 19. Jahrhunderts dort begraben.

© SZ vom 21.04.2017 / kors, lo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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