Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:"Aktive Entmietung"

Wohnungen an der Thalkirchner Straße stehen seit Jahren leer

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Das sogenannte Künstlerhaus an der Thalkirchner Straße 80 wird häufig als Beispiel zitiert, wenn es um Spekulations- und Entmietungsfälle in München geht. Zum Jahreswechsel 2016/2017 wurden die beiden Häuser das erste Mal verkauft. Inzwischen stehen viele Wohnungen leer, einige bereits seit mehr als drei Jahren. Jetzt will der Bezirksausschuss (BA) auf Betreiben der beiden Mitglieder der Linken, Dagmar und Christian Modrow, wissen, wie die Stadt dagegen vorgeht, ob ein Zweckentfremdungsverfahren eingeleitet wurde und welche Möglichkeiten sie sieht, dass die Wohnungen wieder genutzt werden können. Die Lokalpolitiker wollen außerdem informiert werden, wie stark der Bodenwert seitdem gewachsen ist. Die beiden denkmalgeschützten Häuser - ein Vorder- und ein Rückgebäude - liegen nicht im Erhaltungssatzungsgebiet. Die Mieten wurden erhöht, die Wohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt und das Anwesen als Ganzes direkt an ein Immobilienunternehmen weiterverkauft - ohne, dass die Wohnungen den vorkaufsberechtigten Mietern angeboten worden wären. Im November 2017 griffen die Behörden ein: Damals waren im Vordergebäude denkmalgeschützte Türstöcke und Bodendielen herausgerissen worden, worauf das Denkmalamt einen Baustopp verfügte, der im April 2018 aufgehoben wurde. Seitdem gibt es ab und an Bauarbeiten, vor allem in Keller und Hof. Etwa die Hälfte der einstigen Bewohner leben noch an der Thalkirchner Straße 80. Sie sprechen von einer großen Zahl von "zufälligen Vorkommnissen", die auf eine "aktive Entmietung" schließen ließen. Es habe in den dreieinhalb Jahren zeitweise kein Wasser gegeben, keinen Strom, Dachspeicher seien aufgebrochen und Baumaßnahmen teils weder angekündigt noch abgesichert worden.

© SZ vom 17.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: