Lockerung des Rauchverbots:Dicke Luft

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Qualmen ist von August an in Nebenräumen wieder erlaubt - das begeistert längst nicht alle Wirte. Viele empfinden die neue Regelung als Willkür.

Astrid Becker u. Christina Warta

Auf die im Landtag beschlossene Lockerung des Rauchverbots haben Münchner Wirte und die einschlägigen Verbänden keineswegs mit einhelliger Freude reagiert. Während die einen die Entscheidung als "Sieg" feiern und auch die zuständige Behörde, das Kreisverwaltungsreferat, die Neuregelung begrüßt, wollen die anderen das Nichtrauchen in ihren Lokalen beibehalten.

Rauchen im Bierzelt ist auch weiterhin erlaubt. (Foto: Foto: dpa)

Auch der Verein für den Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur, der sich wegen des von der CSU-Mehrheit im Dezember 2007 eingeführten generellen Rauchverbots in der Gastronomie gegründet hatte, sieht im geänderten Gesetz noch immer zu viele Schwachpunkte.

Am Mittwoch einigte sich der Landtag nun auf Bestreben der FDP auf eine liberalere Handhabung des Gesundheitsschutzgesetzes. Demnach dürfen die Wirte vom 1. August an zwar keine Raucherklubs mehr ausweisen, dafür aber das Rauchen in Nebenräumen gestatten - mit einer Einschränkung: Der Jugendschutz muss gewahrt sein.

Für die Praxis bedeutet dies: Jugendliche unter 18 Jahren dürfen diesen Raum nicht betreten - nicht einmal dann, wenn sie sich in Begleitung ihrer Eltern befinden. In Festzelten hingegen, so auch auf dem Oktoberfest, darf auch weiterhin geraucht werden; unabhängig davon, ob sich in dem Zelt junge Menschen unter 18 Jahren aufhalten .

Auch in Diskotheken ist das Rauchen erlaubt - allerdings auch hier nur in Nebenräumen und nur dann, wenn dort nicht getanzt wird. Gequalmt werden darf künftig auch wieder in Bierstüberln und Eckkneipen, sofern ihr Gastraum weniger als 75 Quadratmeter groß ist. Kinder und Jugendliche haben hier keinen Zutritt. Außerdem muss der Wirt, wenn er sich dafür entscheidet, das Rauchen zuzulassen, dies an der Eingangstür kenntlich machen.

Genau an diesem Punkt regt sich der stärkste Widerstand gegen die neue Regelung. "Warum", fragt beispielsweise der Betreiber des Rattlesnake-Saloons, Bruno Theil, "ausgerechnet 75 Quadratmeter und nicht 76? Das ist doch Willkür." Und auch Franz Bergmüller, Vorsitzender des Vereins zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur, meint, dass "uns 100 Quadratmeter zuträglicher gewesen wären".

Doch auch sonst weise das geänderte Gesetz noch "Schwachpunkte auf". Er führt die sogenannte Schankregelung an, die besage, dass sich der Hauptraum einer Gaststätte dort befinde, wo auch die Schänke sei: "Das ist Humbug. Genau dort lassen sich die Stammgäste nieder, und die kommen nicht, um zu essen, sondern um zu trinken, Karten zu spielen und zu rauchen. Das hat der Gastronomie Umsatzeinbußen beschert, und dieses Problem wurde nicht gelöst."

Beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband herrscht indes Siegesstimmung, zumindest beim Kreisverband München. Birgit Netzle, stellvertretende Vorsitzende, sagt: "Ich bin glücklich, das Ganze ist eine neunzigprozentige Verbesserung, mit der die Gastronomie leben kann." Der Präsident des Verbands, Siegfried Gallus, begrüßt die Lockerung grundsätzlich auch, fürchtet aber offenbar noch das Volksbegehren der ÖDP. Er fordert von der Politik "Rechtssicherheit für einen längeren Zeitraum". Auch Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle gibt sich zufrieden: "Endlich eine Regelung , die für uns vollziehbar ist."

Unter den Wirten hingegen melden sich bereits einige, die beim Rauchverbot bleiben wollen. "Das ist für mich nicht mehr vorstellbar", sagt Beppi Bachmeier vom Wirtshaus im Fraunhofer, "auch aus geschäftlichen Gründen. Viele Kunden kommen gerade deshalb: weil hier eben nicht geraucht wird. Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass Leute wegen des Rauchverbots weggeblieben sind." Bachmeier glaubt, dass einige seiner Kollegen ebenso denken.

"Viele sind auf einem anderen Weg", sagt er, "denn auch der Zustand mit den Raucherklubs war ja unmöglich."Selbst die Lokale "milchbar" und "Harry Klein" wollen die bisherige Regelungen vorerst beibehalten. Sie hätten gute Erfahrungen damit gemacht, heißt es von dort. Der Grund: "Die Luft ist besser", sagt "Harry Klein"- Chef David Süß. Auch hätte das Geschäft nicht gelitten. Sollten Gäste aber den Wunsch nach einem Raucherzimmer äußern, würde er sich das nochmal durch den Kopf gehen lassen.

© SZ vom 16.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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