Energiewende:Neuer Schwung in der Rotoren-Debatte

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Bei der Suche nach Standorten für Windkraftanlagen spielt auch eine Rolle, inwiefern diese die Funkfeuer der Flugsicherung beeinträchtigen könnten. (Foto: Marius Becker/dpa)

Haar und Unterschleißheim wollen auf Windkraft setzen, doch bei der Standortsuche geht es auch um Fragen der Flugsicherung.

Von Bernhard Lohr, Haar/Unterschleißheim

Bis heute dreht sich kein einziges Windrad im Landkreis München. Doch das dürfte sich bald ändern. Denn über die konkreten Pläne für Windkraftanlagen im Hofoldinger Forst, im Höhenkirchner Forst und im Forstenrieder Park hinaus zerbrechen sich Bürgermeister sowie Stadt- und Gemeinderäte in vielen Kommunen die Köpfe. In Haar wurden auf Antrag der Grünen gerade die im Jahr 2015 begrabenen Pläne für Vorranggebiete zur Ansiedlung solcher Anlagen aus den Schubladen geholt. Um drei Flächen im Norden des Hauptorts nahe Salmdorf und Ottendichl geht es. Auch in Unterschleißheim wird, von den Grünen angeschoben, wieder debattiert. Dabei geht es in Haar und besonders in Unterschleißheim immer auch um die Belange der Flugsicherung.

Der neue Schwung in der Rotoren-Debatte hat mit den vom Bund gesetzten gesetzlichen Rahmenbedingungen zu tun. 400 Windräder sollen demnach im Großraum München entstehen. Alle Rathäuser sind aufgerufen, aktiv zu werden, weil sich Investoren sonst privilegiert Standorte aussuchen können, wenn die Regionalplanung bis Ende 2027 nichts festlegt. Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) klopft in Haar nun die alten Pläne ab und spricht gerade auch mit einem Investor, der eine Freiflächen-Photovoltaikanlage in den angedachten Wind-Vorranggebieten schaffen könnte. Bukowski sagt, er wolle die beste Lösung, und deutet Sympathie für Solarnutzung an. Eine Kombination von Wind und Solar sei denkbar.

Windräder könnten die Signale der Navigationsanlagen abfälschen

Abgesehen von der von der Staatsregierung 2014 beschlossenen 10-H-Abstandsregel hatten Konflikte mit Vorgaben der Deutschen Flugsicherung (DFS) dazu geführt, dass Haar die fortgeschrittene Raumplanung verwarf. Mittlerweile passt die DFS die Ausschlusskriterien jedoch an die Bedürfnisse der Windkraft an, die für Garching, Unterschleißheim und Oberschleißheim wegen des nahen Münchner Verkehrsflughafens und des Flugplatzes in Oberschleißheim besonders relevant sind. In Unterschleißheim hat Bürgermeister Christoph Böck (SPD) am Dienstag auf Grünen-Anfrage allerdings verneint, dass eine Lockerung zu erwarten sei, weil dem die sogenannte Platzrunde für An- und Abflüge in Oberschleißheim entgegenstehe.

Die DFS erklärt, dass Windräder keine Hindernisse für den Flugverkehr darstellen dürften und nicht "in den sogenannten Anlagenschutzbereichen unserer Navigationsanlagen (Funkfeuer) gebaut werden" sollten. Windräder könnten deren Signale abfälschen. Man habe die Berechnungsformeln für die Störwirkung angepasst und dadurch eine Zustimmungsquote für Windkraftprojekte von deutlich mehr als 90 Prozent erreicht. Schutzbereiche habe man verkleinert. Im Raum Unterschleißheim gehe es darum, für Oberschleißheim, wo Hubschrauber der Bundespolizei bei jedem Wetter starteten und landeten, keine Hindernisse zu schaffen.

Der Flugplatz Oberschleißheim beschäftigt auch den Verwaltungsgerichtshof München. Dort läuft laut Pressestelle ein Klageverfahren gegen von der DFS im Bezug auf Oberschleißheim ausgesprochene Beschränkungen, die einem Windrad in Garching entgegenstünden. Eine Entscheidung stehe derzeit noch aus, heißt es.

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