Planegg:Das Kleinod wird zur Baustelle

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Die Waldkirche in Planegg gilt als bedeutendes Spätwerk des Architekten Theodor Fischer. (Foto: Catherina Hess,)

Die originelle, unter Denkmalschutz stehende Waldkirche ist 1925/26 nach Plänen des Stararchitekten Theodor Fischer errichtet worden. Rund um das Jubiläum wird sie nun peu à peu saniert.

Von Rainer Rutz, Planegg

Gut versteckt in einem kleinen Wäldchen nahe der viel befahrenen Germeringer Straße im Planegger Westen befindet sich ein architektonisches Kleinod der Gemeinde. Direkt neben der Urologischen Klinik gelegen, fristet die evangelisch-lutherische Waldkirche der Kirchengemeinde Planegg-Stockdorf ein eher bescheidenes und ruhiges Dasein - jedenfalls im Vergleich zu der nur wenige Hundert Meter entfernt liegenden Wallfahrtskirche Maria Eich mit dem Augustinerkloster.

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Doch hat das architektonisch eigenwillige Kirchenschiff sehr wohl seine inneren Werte. Erbaut vor knapp einhundert Jahren - 2026 wird das runde Jubiläum gefeiert - vom damaligen Münchner Stararchitekten und Städtebauer Theodor Fischer, ist der achteckige Zentralbau mit zwei weiteren Kirchengebäuden und dem fast gänzlich in Holz gehaltenem Innenleben ziemlich einmalig in der bayerischen Kirchenarchitektur. Jetzt allerdings ist das originelle, unter Denkmalschutz stehende Kirchenhaus zur Baustelle geworden, peu à peu soll das Gebäude in Teilen erst einmal von außen renoviert werden, um dann vom Jubiläumsjahr 2026 an auch im Innern eine Sanierung erfahren. Ein erster, notwendiger Schritt ist schon getan: In den vergangenen Monaten wurden die acht massiven Holzstützen, die die Empore tragen, mit 600 Metallschrauben verstärkt. Bisher wurden sie von verleimten Brettern gehalten, die im Laufe der Jahrzehnte jedoch brüchig wurden.

Die eigenwillige und modern anmutende Situierung des Altars exakt in der Mitte des Achtecks stellt eine Besonderheit dar. (Foto: Catherina Hess)

Für Pfarrerin Elisabeth Kühn bedeutet die Renovierung der Empore, dass sie wieder bis zu einhundert Gottesdienstbesucher allein auf der Empore begrüßen kann. Von 2025 an soll die Außenfassade und das Dach der Kirche erneuert werden, bevor es ein Jahr später ans Innenleben der Kirche geht. Eine erste Kostenschätzung kam schon vor Jahren auf 750 000 Euro, dabei wird es wohl nicht bleiben. Die Kirchengemeinde ist auch auf Spenden angewiesen.

In Planegg gibt es seit 1919 evangelische Gottesdienste. Der damalige Evangelische Verein Planegg-Krailling beschäftigte sich schon früh mit dem Bau eines eigenen Gotteshauses. 1921 gab es in der Würmtalgemeinde rund 800 evangelische Kirchenmitglieder, zwei Jahre später wurde erstmals ein Vikar bestellt und dann ging es steil aufwärts. Die Familie des Freiherren von Hirsch stellte als frühere Hofmarksherren einen Baugrund für die Kirche bereit.

Nach mehreren Grundstückstäuschen fand man in dem kleinen Waldstück gleichsam einen idealen Platz und mit dem Münchner Architekten Theodor Fischer einen bekannten und renommierten Architekten. Die Waldkirche in Planegg gilt heute als sein bekanntestes Spätwerk. Im Herbst 1925 erfolgte der erste Spatenstich, schon ein Jahr später, am zweiten Weihnachtsfeiertag, die Weihung durch den Kreisdekan.

Das Besondere an der Planegger Waldkirche, die heute durchaus ein Zentrum gesellschaftlichen Lebens ist, ist nicht nur die achteckige Ausrichtung des Hauptgebäudes. Auch die eigenwillige und modern anmutende Situierung des Altars exakt in der Mitte des Achtecks stellt eine Besonderheit dar. Die Kirchenbänke gruppieren sich um diesen Punkt, die hölzernen Bänke steigen wie in einem Amphitheater nach oben. Teile des Bildschmucks und des Altarbildes des Malers und Schriftstellers Ernst Penzoldt galten in der NS-Zeit als entartet und wurden durch ein Kreuz ersetzt. Der Original- Zustand wurde erst 1977 wieder hergestellt. Zudem sind biblischen Landschaftsmotiven des Malers Bernhard Jäger zu sehen.

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