Verwirrung um hohe Inzidenz:Falscher Corona-Alarm

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Auf dem Dashboard des Robert-Koch-Insituts werden die Inzidenzen täglich bekannt gegeben. (Foto: imago images/Rüdiger Wölk)

Das Robert-Koch-Institut meldet aufgrund einer Datenpanne seit Freitag wieder steigende Infektionszahlen und eine Sieben-Tage-Inzidenz über 20. Dabei hat sich die Lage laut Landratsamt sogar weiter entspannt.

Von Sabine Wejsada, Landkreis

Während die Inzidenzwerte allerorten sinken, meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) seit Freitagmorgen steigende Zahlen für den Landkreis München - was sich nicht einmal die Fachleute so richtig erklären können. Denn während der offizielle Wert des RKI am Montag bei 21,7 lag, kam das Gesundheitsamt in einer eigenen Berechnung auf eine Sieben-Tage-Inzidenz unter zehn.

Am Donnerstag der Vorwoche hatte das RKI für den Kreis München eine Sieben-Tage-Inzidenz von 12,8 errechnet; dann machte die Inzidenz einen gewaltigen Sprung auf 20,8. Wo plötzlich so viele neue Infektionen im Landkreis herkamen, das versuchten das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und das RKI herauszufinden. Die Kreisbehörde hatte am Donnerstag drei neue Fälle gemeldet hat, in Berlin aber waren 37 Neuinfektionen eingegangen, was weitreichende Folgen für die Inzidenz nach sich zog.

Alles nur ein Übermittlungsfehler? Nicht ganz: Acht Fälle lassen sich nach Angaben des Landratsamtes auf Infektionen zurückführen, die einige Tage zurückliegen, dem LGL auch damals weitergegeben, dort aber länger geprüft wurden und erst jetzt in die Statistik einflossen. Was die weiteren ungeklärten 26 Neuinfektionen angeht, tappte die Kreisbehörde auch am Montag noch im Dunkeln. Man wisse nur, dass diese Fälle unter Landkreis München erfasst wurden, so das Landratsamt. Das LGL gehe von einer "Übererfassung aus technischen Gründen" aus.

Das Landratsamt berechnet Inzidenz von 9,4

Wie es zu dieser Datenpanne kommen konnte, ist über das Wochenende nicht zu klären gewesen - weder beim RKI noch beim LGL. Dabei deuteten die dem Gesundheitsamt bekannten Neuinfektionen darauf hin, dass sich die Infektionslage im Landkreis München weiter entspannt, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes am Montag. Deshalb hat die Behörde eigene Berechnungen angestellt und ist dabei auf eine Sieben-Tage-Inzidenz von 9,4 zu Wochenbeginn gekommen. Allerdings ist dies kein offizieller Wert, einen solchen können nur RKI und das bayerische Landesamt publizieren. "Von den verantwortlichen Stellen auf Landesebene wurde uns heute mitgeteilt, dass sich die Sachlage derzeit in Prüfung befindet", hieß es am Montag vom Landratsamt.

Wie bundesweit seien nach aktuellem Kenntnisstand auch im Landkreis München die Inzidenzen stark rückläufig; zum Teil bewegten sie sich bereits im einstelligen Bereich, so das Landratsamt. Weil die Fallzahlen eines einzelnen Tages derzeit keine Auswirkungen auf mögliche neue Beschränkungen haben, hat sich die Kreisbehörde nach eigenen Angaben dazu entschlossen, diese nicht mehr am Wochenende zu aktualisieren und auf seine Homepage zu stellen - "bis sie womöglich wieder Signalwirkung für eventuelle Einschränkungen haben".

Wie viele Neuansteckungen am Samstag und Sonntag im Landkreis dokumentiert werden, meldet das Gesundheitsamt jedoch weiter an die übergeordneten Stellen. Seit Freitagnachmittag haben sich weitere zwölf Personen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, eine Frau Anfang 80 ist im Zusammenhang mit Covid-19 in einem Krankenhaus gestorben. Die Zahl der Toten steigt damit auf 292.

Aktuell verfügen knapp 100 000 Landkreisbürger über den vollen Impfschutz. Stand Montagvormittag sind laut Landratsamt 99 899 Personen komplett immunisiert, weitere 51 913 haben in den vergangenen Wochen ihre erste Spritze kommen, sodass seit Beginn der Kampagne bisher 151 812 Menschen gegen das Coronavirus geimpft wurden. Insgesamt wurden in den vier Impfzentren des Landkreises und in den Arztpraxen 251 711 Impfungen gesetzt.

Was die Digitalisierung der Impfpässe angeht, können sich die Apotheken nicht über zu wenig Arbeit beklagen. Laut einer Mitarbeiterin einer Pharmazie in Ismaning sind allein dort in einer Woche mehr als 400 Nachweise ausgestellt worden.

© SZ vom 22.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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