Verkehr im Müncher Osten:Blockade zum Ferienbeginn

Lesezeit: 3 min

Mit Ferienbeginn kommen die Umleitunsschilder wieder zum Einsatz. (Foto: Claus Schunk)

Von 29. Juli an wird die B 471 in Ottendichl wegen Bauarbeiten für zehn Wochen gesperrt. Weil gleichzeitig auch die Feldkirchner Ortsdurchfahrt dicht ist, müssen Autofahrer weite Umwege in Kauf nehmen.

Von Bernhard Lohr und Anna-Maria Salmen, Haar/Feldkirchen

Wer nächste Woche in den Urlaub aufbricht, darf sich doppelt glücklich schätzen: Er kriegt mal was anderes zu sehen - und spart sich Baustellenärger. Denn in den Ferien laufen im Landkreis München im großen Stil Arbeiten am Straßennetz an. Gravierende Auswirkungen werden im Münchner Osten erwartet, wo die B 471 in Ottendichl wegen eines Umbaus der Kreuzung von 29. Juli an dichtgemacht wird.

Auch sämtliche Pkw und Lkw von der A 99, die bei Unfällen die Bundesstraße als Umleitungsstrecke nehmen, werden weiträumig bis nach Vaterstetten auf andere Wege geschickt. Zehn Wochen dauert die Sperrung. Dazu ist in Feldkirchen einige Zeit auch noch eine wichtige Ortsverbindungsstraße gesperrt.

Dass sich die Bauarbeiten in den Ferien ballen, hat natürlich genau damit zu tun, dass viele in den Ferien nicht da sind und wegen des fehlenden Pendlerverkehrs geringere Einschränkungen erwartet werden. Doch ohne Zumutungen für Anlieger, Geschäftsleute und Autofahrer geht es nicht ab. Eine Frage taucht immer wieder auf: Wieso ziehen sich Straßenbaustellen so lange hin? In Ottendichl wird eine Kreuzung umgebaut, eine Abbiegespur geschaffen und eine Ampelanlage installiert. Die Sperrung dauert bis 4. Oktober, gilt also auch dann noch, wenn längst wieder Berufsverkehr durch den Landkreis rollt.

Auch wenn es in Ottendichl auf den ersten Blick nur um eine Kreuzung geht, die wegen des dichten Verkehrs und wegen vieler Auffahrunfälle ertüchtigt wird, warnt das Staatliche Bauamt Freising davor, den Aufwand zu unterschätzen. Wenn eine Straße aufgerissen werde, stehe man immer vor der Aufgabe, diese nach dem aktuellen Stand der Technik zu erneuern, erklärt Stefan Rinderer, Abteilungsleiter für den Landkreis.

Gerade bei der Entwässerung gebe es mittlerweile höhere Standards. Oft müssten tief reichende Sickerschächte mit Filtern angelegt werden. Laut Bauleiterin Katharina Bartenschlager ist die Baustelle komplex, die bestehende Straße werde bis auf den Kies abgetragen und neu aufgebaut. Eine Frist von 28 Tagen sei zu beachten, alleine bis die Betonfundamente der Ampeln getrocknet seien. "In der Summe" würden die zehn Wochen benötigt. Schneller gehe es nicht.

Die sonst schon durch Verkehr geplagten Anlieger blicken dem Kommenden mit Sorge entgegen. Der Versammlungsraum war voll, als Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) am 11. Juli am Ort bei einer Veranstaltung die Bürger informierte. Menschen seien auf dem Fußboden gesessen, berichtet Gemeinderat Antonius van Lier (FWG) aus Ottendichl. Die Befürchtung sei groß, dass viele Autofahrer Verbotsschilder ignorierten und kleine Wohnstraßen als Schleichwege nutzten. Manche Anlieger hätten jetzt schon Warntafeln aufgestellt. Van Lier befürchtet auch, dass Navigationssysteme Autofahrer in Wohngebiete lotsen könnten.

Ein spezielles Problem ist seiner Meinung nach, dass die vorgeschlagene Umfahrung ziemlich weite Wege nötig macht. Statt auf der Bundesstraße einfach von Feldkirchen nach Haar durchzufahren, wird eine Strecke über Weißenfeld, Vaterstetten und die B 304 vorgeschlagen. Es wird also Verkehr sogar über die Landkreisgrenze in eine Nachbarkommune gelotst, was dort verständlicherweise auf wenig Begeisterung stößt. Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) bekennt, "nicht begeistert" zu sein und beklagt besonders, dass bis in den Herbst hinein mit Beeinträchtigungen und zusätzlichem Verkehr in seiner Gemeinde zu rechnen ist. Aber man habe keine Wahl und habe sich den Notwendigkeiten "fügen" müssen.

Laut Staatlichem Bauamt wurden alle Behörden frühzeitig in die Planungen einbezogen. Auch die Sperrung der Hohenlindner Straße in Feldkirchen, bei der der Fahrbahnbelag erneuert wird, sei im Gesamtkontext abgestimmt. Die Gemeinden bevorzugten Bauarbeiten in der Ferienzeit, sagt Bauleiterin Bartenschlager. Der Autobahndirektion Südbayern geht es vor allem darum, dass in der Ferienreisezeit die Autobahnen, die vom Fernverkehr genutzt werden, von Baustellen frei bleiben. Dass die B 471 als Bedarfsumleitung wegfällt, nimmt deren Sprecher Josef Seebacher pragmatisch. Eine Bedarfsumleitungsstrecke könne "sowieso unmöglich" den Autobahnverkehr aufnehmen. Er empfiehlt: im Zweifel auf der Autobahn bleiben. Ansonsten rät er zu Gelassenheit.

Nach seiner langjährigen Erfahrung mit der Planung von Baustellen und Umfahrungen spielt sich das Ganze nach einigen Tagen des Durcheinanders ein. Es sei sogar zu erwarten, dass im vom Durchgangsverkehr geplagten Ottendichl der eine oder andere die Ruhe auf der B 471 genießt. Er könnte das als Vorgeschmack auf kommende Zeiten sehen, wenn ein Großteil des Verkehrs aus dem Ort verbannt sein könnte.

Denn Bürgermeisterin Müller und der Landkreis propagieren ein Straßenbauprojekt, das die Kreuzungsbaustelle in Ottendichl als Petitesse erscheinen lässt. Derzeit arbeiten Straßenplaner an konkreten Plänen für eine Autobahnparallele an der A 99, die als Ersatzstraße für die B 471 dient. Wie es aus dem Landratsamt heißt, soll im Herbst der Kreistag darüber beraten. Dann könnte eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden.

© SZ vom 23.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: