Linie S1:Bürgermeister sehen Bahnausbau als Chance

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Zusätzliche Gleise auf der Strecke der S1 könnten Oberschleißheim, Unterschleißheim und Eching entlasten. Allerdings dringen die Kommunalpolitiker auf Lärmschutzmaßnahmen und eine Trasse außerhalb der Orte.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Die Pläne des bayerischen Verkehrsministeriums für einen viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke München-Landshut haben die Anliegerkommunen kalt erwischt. Kein einziges Rathaus hatte vor dem SZ-Bericht am Samstag Kenntnis von der bereits seit Monaten laufenden Untersuchung, alle Planungen zwischen Oberschleißheim und Neufahrn gingen von einer dauerhaft zweigleisigen Streckenführung aus. Jetzt warten alle auf Details.

Speziell im Westen der betroffenen Strecke, in Ober- und Unterschleißheim, halten die Bürgermeister die Option eines Ausbaus auf vier Gleise innerorts für völlig illusorisch. "Das ist definitiv nicht vorstellbar", sagte Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck (SPD). Das Ministerium hatte betont, als Vorgabe der Studie sei offen gelassen, ob die zwei Zusatzgleise entlang des bestehenden Schienenkörpers und daher durch die Orte führen würden oder auf einer völlig neu zu erschließenden Trasse, mutmaßlich entlang der Autobahn A 92.

Und mit dieser Route, als Strecke für den Transrapid noch vehement abgelehnt, könnten sich die Anliegerkommunen schon anfreunden. "Das eröffnet schon auch Chancen", sagt der Oberschleißheimer Bürgermeister Christian Kuchlbauer (Freie Wähler). In der Konsequenz müsse man dann "verhindern, dass noch irgendein Güterzug durch die Orte fährt". Bei einer Auslagerung des Durchgangsverkehrs auf der Schiene würde sich das Lärmproblem innerorts schlagartig verringern und für die S1 wäre auch ein Zehn-Minuten-Takt denkbar.

Unisono versehen alle Bürgermeister die wohlwollende Sichtweise der außerörtlichen Route freilich mit dem Vermerk, dass auch dort optimaler Lärmschutz für die Betroffenen sichergestellt sein müsse. Auf den Fluren von Ober- und Unterschleißheim wären von der Außenstrecke insbesondere die Ortsteile Badersfeld und Riedmoos betroffen. Bei einem Neubau wäre allerdings Lärmschutz wohl leichter umsetzbar als in einer dicht besiedelten Ortsdurchfahrt, erwartet Echings Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos).

"Die öffentliche Infrastruktur hinkt 15 bis 20 Jahre hinterher"

Sollte eine innerörtliche Lösung doch in Frage kommen, wäre eine Tunnelführung der Bahn "mehr als zeitgemäß", findet Thaler. Grundsätzlich seien die Untersuchungen aber uneingeschränkt zu begrüßen. "Die öffentliche Infrastruktur hinkt 15 bis 20 Jahre hinterher", sagt Thaler. Außer dem viergleisigen Ausbau müsse daher mittelfristig unbedingt auch eine Verlängerung der U6 an die S1 geplant werden. Vor allem aber erwartet der Bürgermeister "nach 30 Jahren Hin und Her" endlich Klarheit über die Situation.

In Oberschleißheim werden bei der derzeitigen Sanierung der Gleisstrecke die bestehenden Parallelgleise am alten Bahnhof entfernt und der Gleiskörper verschmälert. Sie jetzt zu entfernen und dann für die Erweiterung wieder zu verlegen, wäre "komplett unlogisch", sagt Kuchlbauer, der ebenfalls von einer außerörtlichen Lösung ausgeht. Die momentanen Verhandlungen um eine Troglösung für die Bahn durch Oberschleißheim würde mit einer möglichen außerörtlichen Parallelstrecke "eine ganz andere Debatte", erwartet der Oberschleißheimer Bürgermeister. Die Bahnschranke wäre dann viel seltener geschlossen, der Lärm würde reduziert.

Die Bahn hatte vor 30 Jahren den Ausbau der Bahnstrecke zur Flughafenerschließung anvisiert. Unter anderem auch, weil die Anliegerkommunen mit massivem Schulterschluss eine Tunnellösung gefordert hatten, wurden die Pläne zunächst stillschweigend nicht weiterverfolgt und dann in mehreren amtlichen Aussagen offiziell begraben. Nun räumte das Verkehrsministerium ein, dass seit 2017 Untersuchungen für den Ausbau liefen und eine Aufnahme des Projekts in den Bundesverkehrswegeplan beantragt sei.

"Echte Probleme erledigen sich eben nicht von selber", kommentiert der Oberschleißheimer Casimir Katz vom Vorstand der überörtlichen Bürgerinitiative "Bahn im Tunnel" den Schwenk. Überraschend sei der Zeitpunkt, an dem die lange so kategorisch ausgeschlossenen Planung bekanntgegeben werde. "Der Fakt an sich ist es nicht."

© SZ vom 07.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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