Bahntrasse:Freistaat prüft Bau eines neuen Tunnels im Münchner Norden

Anwohner protestieren gegen Transrapid, 2005

Anwohner protestierten im Jahr 2005 gegen die geplante Trasse für einen Transrapid zum Flughafen.

(Foto: Robert Haas)
  • Bayern prüft zwei Varianten zum Ausbau der Bahnstrecke zwischen München und Landshut.
  • Einer der Vorschläge lautet, die Gleise im Münchner Stadtgebiet weitestgehend im Tunnel verlaufen zu lassen. Eine andere Möglichkeit ist, sie oberirdisch auszubauen.
  • Die Strecke München-Freising-Landshut ist eine der am stärksten ausgelasteten Bahntrassen in ganz Bayern.

Von Andreas Schubert

Der Stadt München könnte langfristig ein neues, milliardenschweres Tunnelprojekt bevorstehen. Noch hat die Bahn nicht mal richtig angefangen, den Tunnel für die zweite S-Bahn-Stammstrecke zu bohren, da lässt der Freistaat bereits ein neues Großprojekt prüfen, um die Bahnstrecke zwischen München und Landshut auszubauen. Das hat das bayerische Verkehrsministerium am Montag bestätigt. Die Strecke verliefe in Teilen auf der früher vorgesehenen Trasse für den Transrapid.

Ein Tunnel ist eine von zwei Trassenvarianten, die das Ingenieurbüro Stefan Baumgartner für einen möglichen viergleisigen Ausbau der Strecke München-Landshut vorschlägt - bei ihm hat der Freistaat eine Studie in Auftrag gegeben. Die Neubaustrecke würde demnach am Gleisknoten Neulustheim westlich des Nymphenburger Schlossparks aus dem bestehenden Gleis ausfädeln, auf Münchner Stadtgebiet dann weitestgehend im Tunnel verlaufen und sich des Weiteren am Verlauf der A 92 orientieren - bis sie nördlich von Neufahrn bei Freising wieder in die Strecke München - Freising einfädelt. Da diese Variante mit Sicherheit sehr teuer ausfiele, werde man noch weitere Alternativen prüfen lassen, teilt das Ministerium mit - auch für einen Teilausbau der Strecke.

Das könnte durchaus nicht schaden. Auf der Bahn-Trasse zwischen Neulustheim und Neufahrn verkehren die Regionalzüge nach Landshut, Regensburg und Passau sowie die S 1. Die zweite Variante, sie oberirdisch auf vier Gleise auszubauen, kommt bei den betroffenen Gemeinden im Umland ganz und gar nicht gut an. Sie fürchten sowohl Lärm als auch die Verschandelung ihrer Orte durch riesige Lärmschutzwände. In München wäre das ebenfalls ein großes Problem - ob der Ausbau überhaupt kommen wird, steht deshalb ziemlich in den Sternen.

Schon vor etwa zehn Jahren stand ein Ausbau der Strecke im Raum, der dann wieder verworfen wurde. Nicht zuletzt wegen der Bedenken von Anwohnern im Münchner Norden sowie der schlechten Bewertung im sogenannten standardisierten Verfahren. Damals erhielt ein viergleisiger oberirdischer Ausbau den Wert minus 2,4 - wegen der dichten Bebauung beiderseits der Gleise, die nahezu auf der gesamten Länge Schallschutzwände und Enteignungen notwendig machen würde. Förderfähige Projekte brauchen eine Wertung von mindestens 1,0.

Doch über Bewertungen und konkrete Pläne nachzudenken, dafür ist es laut Verkehrsministerium ohnehin noch viel zu früh. Die Studie habe man dem Bund als "Anregung für eine mögliche Variante der Steigerung der Streckenleistungsfähigkeit übermittelt". Der Freistaat sieht die Notwendigkeit als unbedingt gegeben, da die Strecke München-Freising-Landshut eine der am stärksten ausgelasteten Bahntrassen in ganz Bayern sei. Das Angebot lasse sich hier kaum mehr ausweiten, auch die Betriebsqualität sei am Anschlag. Deshalb wünscht sich das bayerische Ministerium, dass der Ausbau in die nächste Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen wird. Der Bund hat bereits angekündigt, diesen Vorschlag prüfen zu wollen.

In der Tat ist die Strecke der S 1 schon heute anfällig für Störungen, zudem muss sie sich die Gleise mit dem Güterverkehr teilen, der in Zukunft wohl nicht abnehmen wird. Wenn die S-Bahnen dann mit Fertigstellung der zweiten Stammstrecke einen durchgehenden 15-Minuten-Takt bekommen sollen, wird sich der Druck auf der Strecke weiter erhöhen; Unregelmäßigkeiten wie ein verspäteter Güterzug könnten den S-Bahn-Verkehr massiv beeinträchtigen.

Also könnte eine Neubaustrecke auf der früheren Transrapid-Trasse interessant werden, doch mit dem Widerstand von Anwohnern gegen einen Tunnelbau in München ist genauso zu rechnen wie mit Widerstand gegen vier Gleise an der Oberfläche.

Die in der Studie vorgeschlagene Strecke ist im Stadtgebiet aber nicht identisch mit der Trasse, auf der der Transrapid durch München hätte schweben sollen. Diese wäre teilweise unterirdisch vom Hauptbahnhof in nordwestlicher Richtung zum Olympiapark und westlich an diesem vorbei verlaufen. Nördlich davon hätte sie bei Feldmoching die Bahnstrecke München-Freising und die A 92 erreicht.

Zur SZ-Startseite
02:51
02:51

S-Bahn München
:So verläuft die zweite Stammstrecke

In etwa 40 Meter Tiefe wird sich ein Tunnel mit drei neuen Bahnhöfen durch den Münchner Untergrund ziehen: Die wichtigsten Stationen im Video.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: