Unterschleißheim:Ein Salon für die Stadt

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Das Stadtmuseum soll nach der Umgestaltung auch Veranstaltungsort sein. Leiter Stephan Bachter denkt an kleine Konzerte, Bavarica-Lesungen und ein Erzählfestival

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Stattliche 13 Meter ist die Nordmanntanne vor dem Rathaus hoch. Mit einem Knopfdruck brachte am Freitagabend neben Bürgermeister Christoph Böck stehend der kleine Felix 20 000 Lichter am Baum zum Leuchten. Trotz aller Einschränkungen hat Unterschleißheim mit sogenannten Winterinseln und wenigen Buden auch am Rathausplatz einen Rest Adventsstimmung gerettet. Den Rathausplatz nun als Ort der Begegnung zu bezeichnen, verbietet der Ernst der Lage. Doch das soll sich möglichst bald wieder ändern, und das neue Stadtmuseum soll dazu seinen Beitrag leisten.

Das Museum am Rathausplatz wird derzeit umgebaut, modernisiert und soll mit einem neuen Konzept für möglichst viele ein Anziehungspunkt werden. Das Betriebskonzept, das Museumsleiter Stephan Bachter im Kulturausschuss des Stadtrats präsentierte, sieht ein Haus vor, dass auf vier Säulen ruhend ganz unterschiedliche Aspekte der Stadt präsentiert. Es geht natürlich um die Stadtgeschichte, um die Entwicklung des Lebensraums seit Jahrtausenden, aber auch um Kunst und Sachkultur. Besondere Anziehungskraft soll das Museum Bachter zufolge durch Sonderausstellungen entwickeln und es soll tatsächlich im neu geschaffenen "Schattenhofer Salon" mit regelmäßigen Lesungen und Vorträgen zu einem "Ort der Begegnung" werden, wie Bachter sagte.

Die Bezeichnung "Schattenhofer Salon" ist eine Verneigung vor dem Immobilien-Unternehmer und Kunstmäzen Manfred Graf, der seiner Heimatstadt 32 Kunstwerke geschenkt hat, die zeigen, dass die heutige Hightech-Stadt früher nicht nur ein Bauerndorf war, sondern auch ein stimmungsvoll in der Mooslandschaft gelegener Ort, der Maler inspirierte. Manfred Graf selbst stammt vom Schattenhof, einem schon im 12. Jahrhundert namentlich genannten Anwesen, das einst an der Kreuzung Berglstraße und Hauptstraße lag. Der Salon könnte laut Bachter als attraktiver Veranstaltungsort mit Zugang zur Dachterrasse am Rathausplatz jeden ersten Sonntag im Monat Schauplatz für ein "anregendes und unterhaltsames Kulturangebot" werden.

Stephan Bachter steht vor der großen Herausforderung, in der Stadt Unterschleißheim mit ihren an die 30 000 Einwohnern nach überstandener Corona-Pandemie ein Museum mit Anspruch zu eröffnen, wohl wissend, dass das kein Selbstläufer wird. Denn Attraktionen wie sie kleinere Städte mit historischer Bausubstanz wie Weißenburg oder Wasserburg am Inn zu bieten haben, gibt es nicht.

Stephan Bachter möchte deshalb Akzente setzen. Er betonte im Ausschuss, dass er eine "strikte Ausrichtung auf eine digitale Vermittlung" von Inhalten anstrebe. Er wolle mit umliegenden Museen und Kulturangeboten kooperieren und überörtlich ansprechende Ausstellungen und Veranstaltungen in die Stadt holen. Konkret schwebt ihm eine Zusammenarbeit mit dem seit 1996 im Raum München bestehenden Museumsverbund "Landpartie" vor, dem Einrichtungen in Dachau, Ismaning und Freising angehören. Auch mit benachbarten Museen in Oberschleißheim und Haimhausen will Bachter zusammenarbeiten. Wenn Sonderausstellungen, unabhängig von den jetzt genutzten Ausstellungsflächen, über Monate zeigen könne, lohne sich der Aufwand, sagt der Museumsleiter. Eine enge Zusammenarbeit mit der Volkshochschule sei selbstverständlich. Auch mit Geschichtsvereinen will Bachter den Schulterschluss suchen und die Alltagsgeschichte nicht zu kurz kommen lassen. Schüler sollen auch weiterhin im Stadtmuseum viel über das Leben der Bauern lernen und erfahren, wie etwa früher Butter gemacht wurde.

In dem neuen Salon sollen aber auch etwa Instrumental-Konzerte mit Solisten oder kleiner Besetzung stattfinden. Anlassgebundene Vorträge sind denkbar und Lesungen. Ein "Gute-Stube-Erzählfestival zu Gast im Schattenhofer Salon" schwebt Bachter vor. Nach dem Motto "So san mir!" könnten sich Bavarica-Lesungen auch an nicht bayerischstämmige Neubürger richten. Von Poesie bis hin zum Poetry-Slam hält Bachter vieles für möglich - wenn nur erst die Corona-Pandemie überstanden ist.

© SZ vom 01.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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