Unterschleißheim:Grüne Grenze

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Von Lohof bis Riedmoos könnte sich der Moosheidepark erstrecken. (Foto: Bund Naturschutz)

Der Bund Naturschutz setzt sich für einen Moosheidepark zwischen den Kommunen Ober- und Unterschleißheim ein. Das sogenannte Trenngrün soll den Bürgern als Erholungsfläche dienen und weitere dichte Bebauungen verhindern. Die Politik reagiert skeptisch.

Von Gudrun Passarge, Unterschleißheim

Ober- und Unterschleißheim haben nicht nur große Teile ihres Namens gemeinsam, sie teilen sich auch einige Kilometer Grenze. Genau um dieses Trenngrün geht es Birgit Annecke-Patsch und Tino Schlagintweit. Die Vorsitzende und der Pressesprecher des Bundes Naturschutz, Ortsgruppe Schleißheim, wünschen sich entlang einer drei Kilometer langen Strecke einen "Moosheidepark Schleißheim", der sich von Lohhof Süd bis Riedmoos erstrecken könnte. Dahinter steckt auch die Sorge, Unterschleißheim könnte künftig versucht sein, Grünflächen in diesem Trennstreifen zu bebauen. "Es gibt laute Gerüchte", sagt Annecke-Patsch.

Der Bund Naturschutz sieht ein Defizit an Grünflächen in Unterschleißheim

Die Idee für einen solchen Park ist nicht neu. Schlagintweit zieht mehrere Pläne aus der Tasche. Etwa den Landschaftsplan von 1991. "Ein sehr ambitionierter Plan", sagt Annecke Patsch. Biotopflächen, Artenschutz, Erholungsgebiete, alles ist in verschiedenen Farben eingezeichnet, "aber fast nichts von dem wurde umgesetzt". Im Gegenteil. Oder ein Konzept des Heideflächenvereins aus dem Jahr 2007, das "unter Mitwirkung von Unterschleißheim" entstanden sei, wie Schlagintweit sagt. Auch hier wurde das Trenngrün als Erholungsfläche dargestellt.

Genau darum geht es der BN-Ortsgruppe, die ihr Projekt "interkommunal" versteht, da mehr als die Hälfte des Trenngrüns auf Oberschleißheimer Flur liegt. "Wir wollen keinen Englischen Garten", erläutert der Pressesprecher. "Unser Hauptanliegen ist vielmehr, das Gebiet erst mal frei zu halten, zur Nutzung für die Menschen." Ein freier Streifen neben Wäldern, Feldern und Bächen, Wegeverbindungen, die schöne Spaziergänge ermöglichen.

"Wir haben in Unterschleißheim ein Defizit an Grünflächen", sagt er. Annecke-Patsch ist sich durchaus bewusst, dass momentan der Druck auf die Kommunen groß ist, noch mehr Wohnungen zu bauen und mehr Gewerbeflächen anzulegen. Andererseits sieht sie es als Lebensqualität an, Erholungsflächen zu schaffen, die auch als Frischluftschneise dienen.

Sportflächen, Krautgärten oder ein großer Kinderspielplatz könnten entstehen

Der Moorheidepark könnte zwischen den beiden Kommunen Ober- und Unterschleißheim entstehen. (Foto: Bund Naturschutz)

Der Park, der auf einer Fläche von zwei Quadratkilometern sowohl im Osten die Heidelandschaft von Lohhof-Süd an wie auch das Niedermoor im Westen bis zur A 92 einschließen soll, könnte nach Beschreibung der BN-Ortsvorsitzenden ein "Nebeneinander von Erholung und Landwirtschaft" sein. Auch Sportflächen könnte sie sich hier gut vorstellen, Krautgärten für Familien oder einen großen Kinderspielplatz.

Doch dazu müssten auch die Landwirte bereit sein, mitzuarbeiten und entweder Flächen zur Verfügung stellen oder zumindest ihre Bewirtschaftung extensivieren. Annecke-Patsch nennt beispielsweise Förderprogramme, die es den Landwirten erleichtern könnten, einige ihrer Felder für einen solchen Park herzugeben. Außerdem bringt sie die Soziale Bodennutzung ins Spiel, die beispielsweise in München erhoben wird. Dort müssen Bauherren einen Teil ihres Gewinns in die Infrastruktur investieren, das könnte ein Vorbild für Unterschleißheim sein.

Solch eine Infrastruktur wäre auch für den Park nötig, denn nur, wenn es ausgebaute Wege und vor allem eine Querung der Bahnstrecke gibt, kann das Trenngrün auch wirklich als Erholungsfläche erschlossen werden. Ein Problem sei besonders die Anbindung von Riedmoos. "Riedmoos ist stark entwertet, weil man fünf Minuten durchs Gewerbegebiet radeln muss, bis man da hinkommt", sagt Schlagintweit. Eine Brücke wäre deshalb Voraussetzung für die Pläne. Das bedeute für die Stadt jedoch Kosten, Schlagintweit nennt 500 000 bis 1,5 Millionen Euro.

Die beiden Vertreter des Bundes Naturschutz bemängeln, so ein Projekt wie ein Park habe normalerweise keine Lobby, da gebe es keinen Investor, der an die Tür klopft und Druck macht, damit es endlich voran geht. Doch sie setzen auf die Öffentlichkeit. Die Bürger könnten an die Tür klopfen und das Projekt voranbringen.

Oberschleißheims Bürgermeister steht einem Park skeptisch gegenüber

Bei einem Rundgang durch das Trennungsgrün weist der Biologe Schlagintweit immer wieder auf schöne alte Bäume hin, etwa am Berglbach bei Riedmoos. Oder er erzählt von der leuchtenden Kartäusernelke, die auf der Ausgleichsfläche, die die Stadt für viel Geld hinter dem Waldfriedhof angelegt hat, bunte Tupfer in der Heidelandschaft setzt.

Birgit Annecke-Patsch zeigt auf das Gewerbegebiet an der Staatsstraße, das zwischen einer Pappelallee durchscheint. "Hier soll gleich noch ein Gewerbegebiet daneben", sagt sie und überlegt, dass so ein Park auch für die Menschen, die dort arbeiten werden, ein wichtiger Punkt für Erholung sei. Und auch die Bürger könnten sich freuen. Der Park würde die Erholungsfläche für Unterschleißheim mehr als verdoppeln.

Ob es allerdings so kommt, hängt auch von den Kommunen ab. Der Oberschleißheimer Bürgermeister Christian Kuchlbauer sagt dazu, seine Gemeinde sei jetzt schon sehr grün und "das Naherholungsgebiet des Münchner Nordens". Das Trenngrün sei jedoch "wichtig und gut". Doch der Idee des Parks steht er skeptisch gegenüber. Die Grundstücke im Trenngrün gehörten etwa zur Hälfte dem Katholischen Männerfürsorgeverein, schätzt er. Der Verein wiederum verpachte sie an Landwirte. Ob da ein Interesse an einem Park bestehe, wisse er nicht.

Unterschleißheim sieht keinen Anlass etwas zu ändern

In Unterschleißheim winkt Thomas Stockerl ab. Der Pressesprecher des Rathauses sieht keinen Handlungsbedarf. Das Trenngrün sei als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen, teilt er mit, die in der Regel nicht intensiv bewirtschaftet werden sollte. Das Thema Landschaftspark sei jedoch nicht Gegenstand der bisherigen Planung. "Das ist auch nicht notwendig, denn die bisherige landwirtschaftliche Nutzung lässt ja auch Naherholung zu", sagt Stockerl. Es gebe bereits ein Wegesystem und viele Menschen seien in diesem Gelände unterwegs. Nach dem jetzigen Sachstand gebe es keinen Grund, auf dem Trenngrün etwas zu ändern.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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