Ortsgestaltung:Warnung vor dem Kahlschlag

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Stadtrat Jürgen Radtke (links) und Helmut Göbel, der Sprecher des Grünen-Ortsverbands in Unterschleißheim, sehen die Bäume entlang des Münchner Rings in Gefahr. (Foto: Florian Peljak)

Die Grünen in Unterschleißheim befürchten, dass bis zu 155 Bäume dem Umbau am Münchner Ring geopfert werden. Sie sehen Versäumnisse bei der Stadt und starten einen Bürgerdialog.

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Große Projekte hat die Stadt Unterschleißheim am Münchner Ring vor: den Neubau der Michael-Ende-Schule, die Fertigstellung der Montessori-Schule und mittelfristig eine Anbindung des Radschnellwegs aus der Landeshauptstadt. Was aber geschieht dabei mit dem Münchner Ring? Die Entwicklung, wie sie eine Machbarkeitsstudie aufzeigt, gefällt den Grünen überhaupt nicht. Sie schlagen Alarm. Vor allem, weil sie sich um den Erhalt des Stadtgrüns sorgen.

Vor einer Fixierung der Planungen machen sie daher mit Aktionen auf die Veränderungen aufmerksam. Bei all den Umbauten, Erweiterungen und Neuerungen dürften keinesfalls die Bäume entlang der Trasse vergessen werden, so ihre Forderung. "Wir dürfen die Bäume, das Stadtgrün, keiner Umgestaltung opfern, die zwar auch alle Normen für Fuß- und Radwege erfüllt, letztlich aber doch vor allem freie Fahrt fürs Auto verspricht", sagte Grünen-Stadtrat Tino Schlagintweit bei einer Plakat-Aktion am Montag.

Weit mehr als hundert Bäume könnten fallen, wenn die aktuell diskutierten Pläne realisiert würden, warnen die Grünen. Am Montag haben Mitglieder der Stadtratsfraktion und des Ortsverbands deshalb die Bäume am Münchner Ring mit Plakaten beklebt, auf denen die Frage steht: "Soll ich weg?"

Die Grünen wehren sich gegen die Abholzung von je nach Variante 116 bis 155 Bäumen. 45 könnten wieder gepflanzt werden. (Foto: Florian Peljak)

Eine gleichnamige Veranstaltung findet am Mittwoch, 17. Januar, um 19.30 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses statt. Damit wollen die Grünen zur Umgestaltung des Münchner Rings einen Bürgerdialog starten. Neben Grünen-Stadträten werden auch Verkehrsexperten von ADFC Schleißheim und VCD Bayern anwesend sein sowie Vertreter des Bundes Naturschutz Schleißheim.

Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, mehr Straße für mehr Autoverkehr nach der Erschließung der neuen Nutzer entlang des Münchner Rings - das sieht die Machbarkeitsstudie für die zukünftige Gestaltung der zentralen Verkehrsader vor. Geschaffen würde dieser Raum unter anderem durch, je nach Studienvariante, das Abholzen von 120 bis 155 Bäumen entlang der Straße. Um die 50 Bäume, auch je nach Vorschlag unterschiedlich, würden neu gepflanzt.

Auch wenn diese Studie bisher nicht Beschlusslage des Stadtrats ist, hat diese sich doch bei den aktuellen Baumaßnahmen daran orientiert. Bei der Verkehrsplanung für die Michael-Ende-Schule wurde für dieses Teilstück eine Variante aus der Studie modifiziert und beschlossen, bei der Anbindung der Montessori-Schule die künftige Zufahrt ebenfalls anhand der Studie konzipiert. Der Haupteingang der neuen Michael-Ende-Grundschule, deren Fertigstellung 2026 anvisiert ist, liegt zum Münchner Ring, die Parkplätze der Lehrkräfte sind nur über den Müller-Guttenbrunn-Weg vom Münchner Ring her erreichbar. Die Montessori-Schule, die heuer noch ihren Betrieb aufnehmen wird, muss an den Münchner Ring angebunden werden. Der geplante Radschnellweg von München wird an der Einmündung des Münchner Rings in die Bundesstraße B13 enden und muss von dort ans Stadtzentrum angebunden werden.

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Die Konsequenz dieser Planung sind seit Herbst sichtbar: Der bewachsene Wall der alten Michael-Ende-Grundschule zum Münchner Ring wurde komplett abgeholzt. Mit der weiteren Umsetzung der Studie sei "zu befürchten, dass sich dieses Drama wiederholen wird", mahnen die Grünen. Sie fordern daher eine Erweiterung der Studie mit Varianten, bei denen die Prioritäten anderes gesetzt werden. Arbeitsauftrag bisher sei nur gewesen, den Raumbedarf für den Verkehr unterzubringen. Die Vorgaben müssten aber dahin gehend erweitert werden, gleichrangig auch die gewachsenen Bäume in ihrer Mehrzahl zu erhalten.

Die Umgestaltung der kompletten Straße steht dabei derzeit nicht auf der Agenda im Rathaus. Vor einer stückchenweise Verfestigung durch die Umsetzung immer neuer Teilaspekte fordern die Grünen nun eine Grundsatzdebatte unter breiter öffentlicher Beteiligung. Dies habe das Rathaus bislang sträflich versäumt, monieren die Grünen.

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