Corona-Impfungen:Piksen vor dem Fest

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Die zehnjährige Milena bekommt am Carl-Orff-Gymnasium eine der 500 bereitstehenden Dosen in den Oberarm. (Foto: Robert Haas)

Mit einem Aktionstag am Carl-Orff-Gymnasium startet Unterschleißheim die Immunisierung von Kindern in der Stadt. Gespritzt wird in Fünf-Minuten-Slots.

Von Yannik Schuster, Unterschleißheim

Immer wieder kommt Applaus auf im Carl-Orff-Gymnasium. Grund dafür ist nicht etwa eine herausragende sportliche oder schulische Leistung, sondern die Kinderimpfaktion, die an diesem Donnerstag im Vorraum der Sporthalle in vollem Gange ist. Da und dort wird aufmunternd oder belohnend geklatscht, wenn Kinder ihre Spritze erhalten. Unter der ärztlichen Leitung des Unterschleißheimer Arztes Friedrich Kiener, in Kooperation mit dem BRK und der Stadt Unterschleißheim werden am Donnerstag rund 500 Biontech-Dosen verimpft.

Viel Zeit zur Vorbereitung des Aktionstags hat es nicht gegeben. Aufgrund der lange unklaren Vorgaben hinsichtlich Impfungen für Fünf- bis Elfjährige und nicht absehbaren Impfstoff-Liefermengen konnte erst eine Woche vorher mit der Planung begonnen werden, sagt Steven Ahlrep aus der Stadtverwaltung. Zunächst habe man die ortsansässige Realschule, das Gymnasium und die Mittelschule informiert, die klassenweise zum Impfen erscheinen. Die weiteren Termine gingen an Angehörige der Kinder oder Schulen aus Nachbargemeinden. Am Aktionstag gegen elf Uhr ist man schließlich ausgebucht. "Wir möchten jetzt erst einmal die Diskussion starten, dass es das Impfangebot gibt", sagt Ahlrep. Die Zurückhaltung einiger Eltern werde über die Weihnachtsferien hoffentlich abnehmen. Daher habe man unbedingt noch vor dem Fest eine erste Impfaktion organisieren wollen.

"Impfen am Fließband." So beschreibt Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck (SPD) die Abläufe. 25 Menschen sind dafür im Einsatz, 20 von ihnen ehrenamtlich. Vier Kinder pro Fünf-Minuten-Slot werden gepikst. "Es macht Spaß, auch mal Kinder im Gegensatz zu Erwachsenen zu impfen", sagt Kiener. Hin und wieder muss er Überzeugungsarbeit leisten. So erkundigt sich eine Mutter etwa nach möglichen Spätfolgen der Impfung, eine fachkundige Beratung später sind die Bedenken aus der Welt geräumt.

Kinder sind das Impfen gewohnt

Allgemein geht es durchaus emotionaler zu als im klassischen Impfzentrum. Dort finden sich vermutlich seltener weinende Erwachsene. In den meisten Fällen seien es aber eher die Eltern, die Bedenken oder Sorgen äußerten, sagt Ahlrep. Kinder seien zudem ja auch in einem Impfrhythmus angesichts zahlreicher Schutzimpfungen. Es gibt aber auch Ausnahmen: Ein Vater steht mit drei Kindern im Schlepptau bereits am Ausgang. Zwei von drei sind bereits fertig, der dritte hat aber Angst und versucht, um die Spritze herumzukommen.

Der Vater bleibt jedoch hart: "Wir gehen nicht, ehe nicht alle geimpft sind. Wie lange haben Sie noch offen? 18 Uhr? Dann haben wir ja noch Zeit." Er sei selbstverständlich erleichtert, dass die Impfung nun auch für Fünf- bis Elfjährige freigegeben wurde, sagt er. Er ärgere sich über die Ständige Impfkomission (Stiko): "Das hätte man auch vor zwei Monaten schon machen können. Auch da war schon klar, dass die Stiko um diese Entscheidung nicht herumkommen wird." In der Zwischenzeit sei die Durchseuchung weiter fortgeschritten, weil die Politik zu langsam sei.

Es soll nicht die letzte Kinderimpfaktion in Unterschleißheim bleiben. Von 2. bis 6. Januar finden Impftage im Bürgerhaus statt, verkündet Bürgermeister Böck. Dort sollen insgesamt weitere 2500 Dosen in die Oberarme kommen. Zielgruppen sollen dann vor allem Grundschüler und Kinder aus Kindertagesstätten sein. "Wir gehen davon aus, dass dann alle Kinder aus Unterschleißheim, deren Eltern das wollen, geimpft werden können", sagt Ahlrep. Kapazitäten für Kinder aus umliegenden Orten seien dann trotzdem noch vorhanden. Die Impftage habe man im Januar unbedingt noch während den Weihnachtsferien veranstalten wollen. Falls Impfreaktionen aufträten, wäre der Schulbetrieb davon nicht betroffen. Zudem wolle man frühzeitig möglichst viele Kinder entsprechend schützen, sagt Böck. So könne man die überlaufenen Impfzentren entlasten. Jeweils drei bis vier Wochen später stehen die Zweitimpfungen an. Für die an diesem Donnerstag geimpften wartet die zweite Spritze am 12. Januar.

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