Film:Cinéma français in der Banlieue

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Der Film "Sur les chemins noirs" ("Auf dem Weg") mit Oscar-Preisträger Jean Dujardin läuft am Donnerstag, 25. Januar, im "Capitol". (Foto: Studio X-Verleih)

Bei den zweiten deutsch-französischen Filmtagen im Lohhofer Programmkino "Capitol" laufen eine Reihe von aktuellen Streifen aus dem Nachbarland - die meisten in der Originalfassung mit Untertiteln.

Von Udo Watter, Unterschleißheim

Nouvelle-Vague-Klassiker wie "Außer Atem" und "Jules et Jim" oder Avantgardefilme à la "Letztes Jahr in Marienbad" hat Stefan Stefanov in seiner Jugend in Bulgarien nicht gesehen. Die Perlen französischer Filmkunst, die es damals in osteuropäische Kinos schafften, waren Louis-de-Funès-Komödien oder Belmondo-Actionfilme wie "Das As der Asse", erinnert sich der Betreiber des Unterschleißheimer Capitol-Kinos - letzterer wurde übrigens unter anderem im Schloss Schleißheim gedreht.

Als Stefanov später nach Deutschland kam und im Münchner Arthouse-Kino "Isabella" arbeitete, änderte sich das: Anspruchsvolle Werke wie die des Bourgeoise-Kritikers Claude Chabrol gehörten dort selbstverständlich zum Programm. "Da habe ich die großen französischen Regisseure kennengelernt", sagt Stefanov.

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Jetzt ist sein Programm-Kino im Unterschleißheimer Stadtteil Lohhof für knapp eine Woche Schauplatz deutsch-französischer Filmtage. In Kooperation mit der Stadt Unterschleißheim findet diese kleine Hommage an das Cinéma français heuer zum zweiten Mal statt. Der Vorhang dafür öffnet sich an diesem Sonntag, 21. Januar: In der Matinée, Beginn 12.15 Uhr, gibt es "À la belle étoile" (Sterne zum Dessert) und am Abend um 19.15 Uhr als lokale Preview "Complètement cramé" ("Monsieur Blake zu Diensten"). Beide werden in französischer Originalfassung mit Untertiteln gezeigt.

"Das ist auch eine schöne Möglichkeit für die große französische Community in Unterschleißheim, Filme im Original zu sehen", sagt Stefanov. Er freut sich, dass er heuer bei der zweiten Auflage der "Lohhofer deutsch-französischen Filmtage" vor allem etliche brandaktuelle Filme aus dem Nachbarland im Programm hat. Am Sonntagnachmittag zeigt das Familienkino noch "Ernest & Célestine: die Reise ins Land der Musik" in der deutschen Fassung, Beginn ist um 14.30 Uhr.

Kinobetreiber Stefan Stefanov. (Foto: privat)

Anlass für das Festival ist der alljährliche deutsch-französische Tag, der an die Unterzeichnung des Elysée-Vertrages am 22. Januar 1963 durch Kanzler Konrad Adenauer und Präsident Charles de Gaulles erinnert. Dieser Jahrhundertvertrag gilt bis heute als die Basis der deutsch-französischen Freundschaft. Und die wird ja in der 30 000-Einwohnerstadt nördlich von München auch ganz besonders gepflegt: Davon zeugt unter anderem die seit mehr als 50 Jahren bestehende Partnerschaft mit der südfranzösischen Stadt Le Crès - 2023 war Jubiläum. Christine Hupf wird als Präsidentin des Partner- und Patenschaftsbeirates für die Kinobesucher zu den Startvorstellungen am Sonntag in Unterschleißheim denn auch kleine Überraschungen bereithalten. Sie ist auch eine der treibenden Kräfte hinter den deutsch-französischen Filmtagen, wie Stefanov betont.

Santé: Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck mit seinem französischen Kollegen Stéphane Champay aus Le Crès bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft. (Foto: Florian Peljak)

Die Stadt Unterschleißheim unterstützt das Projekt und ist durchaus stolz: "Ist es nicht superurban, wenn man in einer kleinen Stadt im Landkreis französische Filme schauen kann?", meint Annette Eichinger, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Ankündigung. Oui, c'est ca.

Am Dienstag, 23. Januar, geht es weiter: Am frühen Abend wird "Le grand bain" (Ein Becken voller Männer) gezeigt (Beginn 18.15 Uhr) und am Donnerstag, 25. Januar, von 20.30 Uhr an "Sur les chemins noirs" ("Auf dem Weg") mit Oscar-Preisträger Jean Dujardin. Beide Filme laufen in der französischen Fassung mit deutschen Untertiteln. Zudem wird am Mittwoch, 24. Januar, um 16 Uhr im Seniorenkino "Monsieur Blake" in deutscher Sprache präsentiert. "Die Resonanz war letztes Jahr schon positiv und ich würde mich freuen, wenn es sich weiter etabliert", erklärt Stefanov.

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