Mitten in Unterhaching:Weg mit den Krawatten

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Warum es nicht nur unnötig, sondern auch ungesund ist, sich einen Schlips umzubinden, und was das mit den Wertstoffsammelstellen zu tun hat.

Kolumne von Iris Hilberth, Unterhaching

Im gesamten Gemeindegebiet von Unterhaching gibt es 25 kleine und größere Müllhäuschen. Die heißen natürlich nicht so, sondern werden als Wertstoffsammelstellen bezeichnet, für Glas, Papier und Verpackungen. Nicht für Krawatten. Dennoch hat sich jemand in dem Wertstoffhäuschen an der St.-Alto-Straße seiner kompletten Krawattensammlung entledigt: gestreifte, getupfte, unifarbene Binder, braune, rote, blaue - alles dabei.

Dass sich ein Mann heutzutage von seinen Krawatten trennt, ist nicht so ungewöhnlich. Wann braucht man dieses etwa 145 Zentimeter lange modische Accessoire der traditionellen Herrengarderobe schließlich noch? Die Zeit morgendlichen Fluchens über schiefe Knoten und stundenlang eingeschnürter Hälse ist längst vorbei. Karriere macht man heute ohne Schlips. Nur noch selten sieht man Politiker, Manager oder sonstige Chefs mit diesem einst in Kroatien erfundenen maskulinen Halsschmuck. Sogar Tagesschau-Sprecher dürfen inzwischen darauf verzichten. Jan Hofer hatte sich noch 2021 mit dem Lösen des Krawattenknotens in den Ruhestand verabschiedet.

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Wozu sollte man also ausgerechnet in Unterhaching noch Krawatten tragen? Außer vielleicht am unsinnigen Donnerstag, der auch Weiberfasching genannt wird. Es soll noch Frauen geben, die an der Tradition festhalten und den Männern die Krawatten abschneiden, um sie symbolisch eines Teils ihrer Macht zu berauben. Wer kein Spielverderber sein will, macht da eben mit und hortet für diese alljährlich wiederkehrenden Attacken ein paar besonders scheußliche Exemplare, um die es nicht schade ist. Gerade in den Achtziger- und Neunzigerjahren hatte man sich mit lustigen Motiven auf dem Schlips gegenseitig übertroffen: Teddybären, Löwen, Pinguine oder Comic-Helden vor Brust und Bauch waren keine Seltenheit.

Das ist natürlich alles Geschmackssache. Was aber Fakt ist: Krawatten sind gesundheitsschädlich. Mediziner des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel haben vor fünf Jahren in einer Studie herausgefunden: Krawatten drosseln die Blutzufuhr ins Gehirn. Und zwar um 7,5 Prozent. Das kann zu Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit führen, ja sogar das Risiko erhöhen, an grünem Star zu erkranken. Die Konsequenz sollte also sein: weg mit den Krawatten! Der Unbekannte aus Unterhaching hat also völlig recht, sich ihrer zu entledigen. Dass er sie nicht gleich in die Mülltonne, sondern ins Wertstoffhäuschen geschmissen hat, könnte allein damit zusammenhänge, dass er sie zu lange getragen hat.

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