Freibad:Rettungsanker für die Wasserwacht

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Die rote Wasserwacht-Hütte im Unterhachinger Freibad ist marode. Darauf hat der Leiter der Ortsgruppe, Alexander Heigl, immer wieder hingewiesen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Im Unterhachinger Gemeinderat reichen die Fraktionen einen gemeinsamen Dringlichkeitsantrag für einen Neubau der Wachhütte ein. Versprochen war sie bereits seit 2012. Unterdessen gibt es am Ort große Unterstützung für die Helfer.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Das rote Häuschen der Wasserwacht im Unterhachinger Freibad ist schon lange viel zu klein und zu alt. Die Hütte gammelt vor sich hin, den Rettern droht, die Decke auf den Kopf zu fallen. Es pfeift durch alle Ritzen. Immer wieder haben sie Alarm geschlagen, doch in der Gemeinde kaum Gehör gefunden. Das scheint sich jetzt zu ändern. Der Gemeinderat hat sich am Donnerstagabend zu einem gemeinsamen Dringlichkeitsantrag durchgerungen, "einen baldigen Neubau umzusetzen" und von 2024 an eine gute Übergangslösung zu finden. Den Wasserwachtlern war dies bereits 2012 zugesagt worden.

Dem vorangegangen war eine Anfrage von Emil Salzeder (Neo-Fraktion) in der Juni-Sitzung. Damals hatte er die Probleme der Wasserwacht öffentlich gemacht und damit im Ort eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft ausgelöst. Mittlerweile gibt es Spendensammlungen, um wenigstens das Verbandsmaterial zu finanzieren, das bisher von den Rettern selbst gezahlt wurde. Salzeder mahnte damals: "Es alarmiert uns, dass die Wasserwacht verständlicherweise aktuell mit einer Nachbargemeinde über einen Umzug verhandelt. Dies bedeutet für uns Alarmstufe Rot!"

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Inzwischen gab es einen Termin von Gemeinderatsvertretern mit den Wasserwachtlern im Freibad. "Wir haben erkannt, dass etwas getan werden muss", sagte Salzeder in der jüngsten Sitzung. "Wir sind überwältigt von der riesigen Welle der Hilfsbereitschaft für unsere Wasserwacht. Bürger und Bürgerinnen, Verwaltung und wir wollen den Ehrenamtlichen endlich die Heimat-Basis geben, die sie verdienen und brauchen", schreibt er in dem Antrag an Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) und die Verwaltung. Es gehe dabei um etwas Größeres als nur um die alte Hütte, "es geht um unser soziales Miteinander, um Ehrenamt und um die Sicherheit für unsere Kinder", betonte Salzeder in der Begründung für diesen Antrag.

Er wies auch auf die Besonderheit hin, dass hier alle Fraktionen sowie die fraktionslose Gemeinderätin Julia Stifter an einem Strang ziehen. Im Unterhachinger Gemeinderat ist dies zuletzt eher selten der Fall gewesen. Zu zerstritten ist das Gremium oft. Aber tatsächlich hat er alle von der Dringlichkeit des Vorhabens, offenbar trotz leerer Gemeindekasse, überzeugen können.

In dem Wasserwacht-Häuschen muss man Angst haben, dass einem die Decke auf den Kopf fällt. (Foto: Sebastian Gabriel)
Verbandsmaterial mussten die Retter bislang selbst finanzieren. Jetzt gibt es eine große Spendenbereitschaft der Bürger. (Foto: Sebastian Gabriel)

Wie die neue Bleibe der Wasserwacht genau aussehen soll, was alles dazugehört und wie teuer das Ganze dann würde, ist nicht Teil des Antrags. Laut Salzeder, der sich kürzlich erst dafür ausgesprochen hatte, diese Details künftig immer bei Anträgen hinzuzufügen, waren Grüne und SPD dagegen, Aufwand und Nutzen mit aufzuführen Diese Informationen hat Bürgermeister Panzer allerdings sofort angemahnt.

Die Kosten werden auf eine halbe Million Euro geschätzt

Gleichwohl hatte Salzeder die Wirtschaftlichkeit mit ausgearbeitet. Demnach bittet der Vorstand der Wasserwacht um Sanitäts- und Sanitärräume sowie einen Schulungsraum für einen Ganzjahresbetrieb. Auch das Vereinsleben müsse dann nicht mehr privat von Saison zu Saison "gerettet" werden. Der Vorstand schätze den Aufwand für eine neue und vor allem zeitgemäße Wache auf etwas 500 000 Euro. Die Wasserwacht bringt ihrerseits bereits modernstes Equipment mit ein. Täglich kämen Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen und Vereine mit finanziellen Hilfsangeboten dazu. Auch ein Einsatzfahrzeug und weitere Unterstützung seitens des Bayerischen Roten Kreuzes seien angeboten worden. "Die Investition für unsere Gemeinde würde sich also bereits rechnen, wenn man die 10 000 Einsatz- und Ehrenamtsstunden für zwei Jahre einkaufen müsste", rechnet Salzeder vor.

Bevor der Antrag nun inhaltlich von der Verwaltung bearbeitet und dann weiter beraten wird, muss zunächst einmal in der kommenden Sitzung darüber abgestimmt werden, ob er weiter verfolgt wird. So ist seit Kurzem das Prozedere im Gemeinderat, um der Verwaltung nicht unnötige Arbeit zu machen. Und so wird laut Rathaussprecher Simon Hötzl auch mit diesem Antrag verfahren, obwohl er von allen Fraktionen und dem einzigen fraktionslosen Mitglied stammt.

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Die Unterhachinger Wasserwacht ist hochmodern ausgerüstet. Sie arbeitet mit Unterwasserdrohnen und gilt als wichtiges Ausbildungszentrum für Bayern. Von der Gemeinde fühlt sie sich kaum unterstützt, obwohl sie ihren Stützpunkt im Freibad hat.

Von Iris Hilberth (Text), Sebastian Gabriel (Fotos und Videos)

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