Mittelschule:Unterhaching will Sportklassen doch behalten

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Vor drei Jahren wurden die Sportklassen in Unterhaching mit großem Hallo empfangen, jetzt wäre die Gemeinde sie am liebsten wieder losgeworden. (Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinderäte stimmen gegen den Vorschlag der Verwaltung, den Vertrag mit der Regierung von Oberbayern zu kündigen. Der Streit mit der Nachbargemeinde Taufkirchen ist damit beigelegt.

Von Michael Morosow, Unterhaching

In der Fußballersprache würde man von einem erfolgreichen Konter sprechen. Es war jedenfalls ein Siegtreffer in letzter Minute, der das Ausscheiden der Leistungssportklassen aus der Unterhachinger Grund- und Mittelschule verhindert hat. Rektorin Christa Grasl und Sportlehrer Kai Hintzer ist es in der jüngsten Sitzung des Unterhachinger Kultur- und Sozialausschusses für alle Beobachter überraschend gelungen, die Gemeinde von ihrem Vorhaben abzubringen, den im Mai 2013 mit der Regierung von Oberbayern geschlossenen Vertrag über die Leistungssportklassen aus Platzgründen zu kündigen.

Die letzte Entscheidung hat allerdings der Gemeinderat in seiner Sitzung an diesem Mittwoch. Wenn dieser die Entscheidung des Ausschusses mitträgt, wäre vorerst auch die Gefahr gebannt, dass sich die Auseinandersetzung zwischen den Gemeinden Unterhaching und Taufkirchen wegen der Sportklassen zu einem ernsthaften Streit ausweitet.

Ohne die Sportklassen ist der M-Zug gefährdet

Bekanntlich hatte die Nachbargemeinde den Vorstoß Unterhachings, die Leistungssportklassen 2018 wieder nach Taufkirchen zurückschicken zu wollen, entschieden abgelehnt, worauf Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) sich empörte und davon sprach, er sehe damit dem Mittelschulverbund die Grundlage entzogen.

Das maßgeblichste Argument, das die beiden Vertreter der Unterhachinger Grund- und Mittelschule ins Feld führten: Ohne die Sportklassen sei der M-Zug an der Mittelschule gefährdet, in den siebten und achten Klassen sei er jetzt schon nur durch sie möglich. Und ohne M-Zug, so die Rektorin, würde ihre Schule an Attraktivität und auch ihren Charakter verlieren. Und das Sportprofil der Unterhachinger Mittelschule sei einzigartig im Großraum München. Dieses Argument überzeugte die Mitglieder des Ausschusses, die schließlich nach mehr als einstündiger Debatte gegen den Beschlussvorschlag der Verwaltung stimmten, die Sportklassen aufzulösen.

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Allerdings ist damit lediglich der Verbleib der 42 Fußballer in der Schulfamilie vorerst gesichert, die 54 Jugendlichen aus anderen Sportzweigen stehen vor einer Wackelpartie. Im Vertrag mit der Regierung von Oberbayern sei von Leistungssportklassen "im Bereich Fußball" die Rede, sagte Rathaussprecher Simon Hötzl am Montag zur SZ. Lediglich deren Fortbestand sei nun beschlossen worden.

Für Turner und Leichtathleten wird es eng

Schülerinnen und Schüler aus anderen Sportarten wie Turnen oder Leichtathletik werden dagegen zukünftig nur noch in einer Anzahl Platz finden, die der freien Kapazität der Schule entspricht - und eine solche ist momentan kaum vorhanden.

Die Platznot in der 2014 eröffneten Grund- und Mittelschule war auch der Grund dafür, dass die vor drei Jahren von Taufkirchen nach Unterhaching verlagerten und dort mit großem Hallo empfangenen Sportklassen inzwischen zu einer Belastung geworden sind. Nach Auffassung der Unterhachinger Gemeindeverwaltung würden die Schülerzahlen in einem Maße steigen, "dass wir keinen Platz mehr haben", wie Hauptamtsleiter Thomas Portenlänger im Kultur- und Sozialausschuss sagte. Laut Schülerzahlprognosen würden bereits 2017 vier Klassenzimmer fehlen, wenn die Leistungssportklassen im bisherigen Umfang in Unterhaching verblieben.

Aber zur Lösung dieses Problems hatten Rektorin Grasl und Sportlehrer Hintzer gleich zwei Vorschläge parat: Zum einen könnten sie sich die Einführung sogenannter Wanderklassen ohne festen Unterrichtsraum vorstellen, zum anderen böte sich ihrer Meinung nach der Presseraum des gegenüber der Schule platzierten Unterhachinger Sportparks als Alternative an. "Wir haben davon auch erst in der Sitzung erfahren", sagte Rathaussprecher Hötzl. Aber er könne sich eine solche Lösung in Zusammenarbeit mit der SpVgg Unterhaching durchaus vorstellen. Nachdem noch einige Fragen geklärt werden müssten, habe man die Rektorin gebeten, am Mittwoch zur Gemeinderatssitzung zu erscheinen.

© SZ vom 14.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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