Heiligabend in den Altenheimen:"Weihnachten findet definitiv statt"

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Im Alten- und Pflegeheim St. Katharina Labouré in Unterhaching ist Heimleiter Christoph Kugler auch heuer als Nikolaus durchs Haus gegangen. (Foto: privat)

Trotz Corona sollen Senioren in den Einrichtungen das Fest möglichst so feiern können, wie sie es gewohnt sind. Große Zusammenkünfte und Besuche sind aber nicht möglich.

Von Gudrun Passarge, Ismaning/Unterhaching

"Alle Jahre wieder", so beginnt ein bekanntes deutsches Weihnachtslied, das auch heuer in vielen festlich geschmückten Stuben wieder erklingen wird. Und das, obwohl mit dem Coronavirus ein ungebetener Gast vor der Tür steht, mit dem das Fest vielleicht diesmal anders ausfällt als sonst. Gerade ältere Menschen sind gefährdet und müssen besonders geschützt werden. Aber, wie Christoph Kugler, Leiter des Alten- und Pflegeheims St. Katharina Labouré sagt: "Weihnachten findet definitiv statt, und wir setzen alles daran, dass es auch schön ist."

Das bestätigt auch sein Kollege Tobias Gruber vom Awo-Seniorenzentrum Bürgerstift in Ismaning. "Wir versuchen alles so zu machen, wie die Leute es von zu Hause gewohnt sind" - mit Weihnachtsschmuck, einem speziellen Menü, dem Gottesdienst, Musik. Nur werde eben alles in kleinerem Rahmen stattfinden. Auf große Feiern, wie sonst an Heiligabend in beiden Heimen üblich, werden sie verzichten, berichten die Einrichtungsleiter, die Festlichkeiten würden in die einzelnen Wohnbereiche verlegt, wo die Gruppen miteinander feierten, die auch sonst ihre Mahlzeiten miteinander einnehmen.

Im Advent gab es viele Aktionen

Die Weihnachtszeit ist eine besondere, mit der gerade viele ältere Menschen auch besondere Erinnerungen verbinden. In beiden Heimen hätten sich alle, ob Mitarbeiter der Hauswirtschaft, Reinigungs - und Pflegekräfte bis zum Sozialdienst und den Seelsorgern, bemüht, eine schöne Adventszeit zu gestalten. Kugler berichtet beispielsweise vom klingenden Adventskalender, der jeden Tag über Lautsprecher Musik und kleine Texte zu den Bewohnern transportiert. Und jeden Tag bekommen jeweils andere Senioren einen faltbaren Engel zum Aufstellen, gefüllt mit einer Schokoladenkugel. Oder die Bastelstunden, in denen die Bewohner Strohsterne für den Baum gefertigt haben.

Auch Kindergartengruppen aus Unterhaching haben vorbeigeschaut, wie Kugler erzählt. Sie brachten den Senioren im Garten ein Ständchen. Selbstgebastelte Geschenke hatten die Kinder auch noch im Gepäck. "So passiert täglich etwas", sagt Kugler, der zudem seit acht Jahren, also seit er das Heim leitet, auch den Nikolaus gibt. Verkleidet mit rotem Mantel und langem weißen Bart zieht er durch das Haus und richtet persönliche Worte an die Bewohner. Erkannt habe ihn bisher kaum jemand, erzählt er. Selbst seine beiden Kinder, die ihn vor Corona-Zeiten als Engelchen begleiten durften, hätten nicht bemerkt, wer sich da unter dem Kostüm verbirgt. Und natürlich gibt es auch kleine Geschenke für die Bewohner. In diesem Jahr hat sich auch wieder die Gruppe "Unterhachinger Dorfgeflüster" engagiert und erfüllt anonymisierte Wünsche. Für den einen eine gute Flasche Wein, für den anderen Lesestoff mit geistlichen Inhalten.

Ganz ähnlich ist auch der Advent im Ismaninger Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt verlaufen. Auch dort gibt es einen Mitarbeiter, der traditionell als Nikolaus auftritt. Auch dort gab es Bastelstunden, und es wurde gebacken. Vieles sei so wie in normalen Jahren, "letztendlich muss aber alles kleiner ausfallen", sagt Tobias Gruber. Er bedauert jedoch, dass die externen Weihnachtsfeste, etwa das von der Gemeinde oder vom Hillebrandhof organisierte, diesmal ganz ausfallen mussten wegen der Pandemie. Die Stimmung im Haus ist nach seinem Eindruck etwas entspannter als im vergangenen Jahr, die Senioren zeigten großes Verständnis. Die Boosterimpfungen seien in beiden Heimen erfolgreich gelaufen, betonen die Einrichtungsleiter. "Der Infektionsschutz ist hoch bei Bewohnern und Mitarbeitern, das gibt eine gewisse Sicherheit", sagt Gruber.

Angehörige können Bewohner zu sich nach Hause holen

An Heiligabend werden die Senioren in den beiden Heimen also in ihren Wohngruppen feiern. In Unterhaching bekommen Bewohner und Mitarbeiter dann auch Plätzchentüten. Sie stammen aus der Bäckerei der Barmherzigen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul, also des Ordens, der als Träger des Heims fungiert und werden von den fünf Schwestern überreicht, die sich ehrenamtlich im Heim engagieren. Die Unterhachinger haben einen Dichter unter den Bewohnern, der seine Texte vortragen wird. Gottesdienste werden gefeiert und es gibt gutes Essen. Und es werden in beiden Häusern kleine Geschenke verteilt, auch von externen Organisationen. Da liegen etwa rutschfeste Socken oder eine Körperlotion unter dem Tannenbaum, wie Gruber berichtet.

Angehörige dürfen nicht mitfeiern, sie können jedoch ihre Verwandten besuchen oder sie zum Fest nach Hause holen. Wenn Christoph Kugler am Telefon gefragt wird, ob das überhaupt sinnvoll sei, antwortet er, das müsse jeder selbst entscheiden. Generell gilt: Besucher müssen sich testen lassen und Bewohner, die auswärts feiern auch - bevor sie gehen und wenn sie wieder kommen. Beide Heime bieten die Tests im Haus an. Alle Jahre wieder möchte das allerdings niemand haben.

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