Unterhaching:Jetzt geht auch noch der Kämmerer

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Der Gemeinde steht 2023 ein Sparhaushalt bevor. Udo Grafe verantwortet das Zahlenwerk ein letztes Mal.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Udo Grafe, der Kämmerer von Unterhaching, eröffnete die letzte Gemeinderatssitzung vor der Weihnachtspause mit einen Zitat: "Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel", sagte der Mann, der in der zweitgrößten Kommune des Landkreises die Finanzen verwaltet. Wohl wahr, werden sich die Gemeinderatsmitglieder gedacht haben, das trifft schon ganz gut zu, was Charles Darwin da einst von sich gegeben hat. Im vergangenen Jahr noch ein Rekord-Haushalt und diesmal kratzen wir hier die Cents zusammen. Dabei bezog sich der oberste Hüter über Unterhachings verbliebene Millionen gar nicht auf das Zahlenwerk als vielmehr auf sich selbst: Udo Grafe kündigte seinen Abschied an.

Der Kämmerer hört also auf, zwar nicht sofort, aber im April, wie er sagt. Seine Begründung: "Nach 16 Jahren Gemeinde Unterhaching habe ich entschieden, mich neuen Aufgaben und Herausforderungen zu widmen." Er sei jetzt 51 Jahre alt und an einen Punkt angekommen, an dem er entscheiden müsse: Verändere ich mich in meinem Berufsleben noch mal oder bleibe ich? Und weil 16 Jahre doch eine sehr lange Zeit gewesen seien, wolle er noch einmal woanders arbeiten. "Eine sehr persönliche Entscheidung", betont er, die mit der aktuellen Haushaltssituation überhaupt nichts zu tun habe. "Wir hatte immer wieder Herausforderungen, sei es in der Corona-Krise oder in der Finanzkrise, an der Arbeit des Kämmerers ändert das nichts. Eins plus eins bleibt immer zwei", sagt er.

"Unser geliebtes Unterhaching darf nicht totgespart werden."

Grafe hat in den 16 Jahren im Unterhachinger Rathaus stets in der Kämmerei gearbeitet, zunächst als Stellvertreter von Peter Lautenschlager, von 2019 an war er dann der erste Mann im Haus, der die Finanzen im Blick haben muss, der Einnahmen verbucht, zu hohe Ausgaben anmahnt, Rücklagen berechnet und Übersichten über die Schulden zusammenstellt. Ein letztes Mal wird er das in den kommenden Monaten machen und dann den Haushalt 2023 vorlegen.

Bis dahin wird es wohl noch einige heiße Diskussionen über die notwendigen Sparbemühungen der Gemeinde geben. Zwar hatte der Gemeinderat die ersten Versuche, diverse Streichungen von Zuschüssen und Förderung zu beschließen, noch einmal auf die Zeit nach dem Jahreswechsel vertagt; doch blieb es nicht aus, dass dieses heikle Thema auch in den Weihnachtansprachen der Fraktionen Niederschlag fand. "Mit der Finanzsituation unserer Gemeinde haben wir in diesem Jahr derart Sorgen, dass wir im Grunde nicht abschalten können", sagte SPD-Fraktionssprecher Peter Wöstenbrink. Und Korbinian Rausch (CSU): "Ich wage einen Ausblick: 2023 wird das Jahr der Aufarbeitung, Aufgabenkritik und viel Arbeit. Mein, unser geliebtes Unterhaching darf nicht totgespart werden." Evi Karbaumer von den Grünen mahnte: "Wir wollen nicht, dass unterschiedliche Positionen Ursache dafür sind, dass das bisher bestehende Verständnis zwischen Verwaltung und Gemeinderat gefährdet ist". Alfons Hofstetter(Freien Wähler) glaubt wiederum in der Krise "zu erkennen, dass sich durch die momentan nicht ganz einfache Situation die Bereitschaft aller Fraktionen für eine konstruktive und sachlich Zusammenarbeit deutlich erhöht".

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