Der Gemeinderat Unterhaching entwickelt sich immer mehr zu einer Wechselzone. Jetzt hat ein weiteres Mitglied beschlossen, fortan auf einem anderen Stuhl in dem Gremium Platz zu nehmen. Julia Stifter von den Freien Wählern versteht sich nicht mehr mit ihrer Fraktion, die sie nach der Kommunalwahl 2020 eine Zeit lang sogar angeführt hatte, und verlässt die Gruppierung. Das gab die 44-Jährige am Mittwochabend in der Gemeinderatssitzung bekannt. Als Parteifreie will sie weiterhin dem Gremium angehören.
Vor drei Jahren war Stifter, die damals noch Mittermeier hieß, bei der CSU ausgetreten, weil die sie bei der Kommunalwahl auf einen hinteren Listenplatz abgeschoben werden sollte. Gemeinsam mit Johanna Wießner hatte sie daraufhin die Fraktion der Freien Wähler gebildet. Es folgten die beiden ehemaligen Grünen Christine Helming und Gertraud Schubert. Sie schlossen sich aus ähnlichen Gründen ebenfalls den Freien Wählern an, die sich mehr und mehr zum Auffangbecken von Frustrierten aus anderen Fraktionen entwickelten. Nach der Kommunalwahl 2020 kam noch Sebastian Ruppert dazu, der sich in der SPD-Fraktion nicht mehr an der richtigen Stelle sah.
Auch die Grünen haben in dieser Wahlperiode zwei weitere Mitstreiter verloren: Emil Salzeder und Claudia Töpfer gründeten die Neo-Fraktion. Nun also müssen auch die Freien Wähler einen Abgang verschmerzen. Dabei war Julia Stifter sogar deren Listenführerin bei der Kommunalwahl und hatte sich in ihrer neuen politischen Heimat auch anfangs recht wohl gefühlt. Das ist offenbar jetzt nicht mehr so.
"Ich mag keine Spielchen, keine Ideologien."
Erst gab Stifter den Fraktionsvorsitz an den Ortsvorsitzenden Alfons Hofstetter ab, jetzt geht sie ganz. "Ich habe zu bestimmten Themen meine eigene Meinung", sagt sie, und die wolle sie auch weiterhin kundtun. Das habe sicher auch mit ihrer persönlichen Lebenssituation zu tun, eine andere als bei manchen Kolleginnen und Kollegen im Gremium: "Ich war 14 Jahre lang alleinerziehend." Daher gehe es ihr ganz besonders um den sozialen Bereich in der Kommunalpolitik.
"Ich mag keine Spielchen, keine Ideologien", sagt Stifter. So wolle sie sich jetzt als Einzelkämpferin weiter für ihre Themen im Gemeinderat einsetzen. Zuletzt habe sie eine Lösung für die fehlenden, bereits zugesagten Hortplätze für die Erstklässler gefordert und einen Gutschein für Schulmaterial vorgeschlagen, dafür aber kaum Unterstützung aus dem Gremium erfahren. "Ich mische mich weiter in Themen ein, für die ich stehe", sagt sie. Nach eigener Aussage würde sie bei der nächsten Wahl auch wieder kandidieren - die Frage ist nur, für wen.