Unterföhring: Kein Platz fürs Inklusions-Hotel:Stevie muss weiterziehen

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In dem Inklusionshotel würden Menschen mit Behinderung arbeiten. Dort würde Inklusion gelebt, wirbt Initiator Andrew Bridger. (Foto: dpa)

Aus den Plänen für ein Inklusionshotel in Unterföhring wird wohl nichts mehr. Dort fehlt ein passendes Grundstück. Der Initiator will aber nicht aufgeben und woanders sein Glück versuchen.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Andrew Bridger ist die Enttäuschung anzusehen. In Unterföhring wird sich sein Traum von einem Hotel Garni, in dem behinderte Menschen arbeiten, nicht mehr verwirklichen lassen. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung das Vorhaben von Bridger, selbst Vater eines behinderten Sohnes und Gründer des Vereins "Stevie", abgelehnt.

Begründung: In der Kommune gibt es kein Grundstück mehr, das sich für ein solches Projekt eignet. Der Unterföhringer Bridger und seine Mitstreiter hatten sich Ende 2009 zusammengetan und waren im Frühjahr 2010 auf den damaligen Bürgermeister Franz Schwarz und dessen Gemeinderat herangetreten - mit der Bitte um Unterstützung.

Die Kommunalpolitiker zeigten sich seinerzeit angetan von dem integrativen Vorhaben und begrüßten das Projekt. Im Kleingewerbegebiet östlich der Beta-Straße sollte ein geeignetes Grundstück gesucht werden, um es unter Umständen in Erbpacht für den Hotelbau zur Verfügung zu stellen.

Eine Frühstückspension mit 30 Zimmern

Gefunden wurde in all den Jahren jedoch nichts. Nun startete Bridger, dessen Sohn Stevie damals 16-jährig dem Verein Pate stand und jetzt in einer Werkstätte des Heilpädagogischen Centrums Augustinum (HPCA) im Münchner Norden arbeitet, einen neuen Anlauf und bat erneut um Wohlwollen im Gremium. In einem 18-seitigen Businessplan legte der Unterföhringer noch einmal seine Intention dar: So könne mit dem Projekt eine außergewöhnliche Frühstücks-Pension mit etwa 30 Zimmern entstehen: "In diesem Hotel soll über Inklusion nicht nur philosophiert, sondern sie soll gelebt werden", heißt es im Vorwort. "Denn hier sind alle Gäste, ob nun mit oder ohne Handicap, jung oder älter, herzlich willkommen."

Die Besonderheit gehe von den Mitarbeitern aus. Behinderte und Gesunde versehen den Service im Hotel gemeinsam, geführt von einer passenden pädagogischen und fachkundigen Begleitung, wie es Bridger vorschwebt. Genau dieses Konzept gebe es bereits an insgesamt 42 Standorten vornehmlich im Norden von Deutschland. Unterföhring könne sich da nicht nur einreihen, sondern ein Beispiel geben für den Großraum München.

Zwei Großprojekte in der Gemeinde

Gerade im Hinblick auf die beiden Großprojekte in der Kommune - ein Schulcampus mit Gymnasium und zweiter Grundschule sowie ein Sportpark auf einer Fläche von mehr als 100 000 Quadratmetern an der Mitterfeldallee - habe er es noch einmal wissen wollen, sagte Bridger am Rande der Gemeinderatssitzung. Sehe man sich die Planungen zum neuen Gymnasium an, das auch hörbehinderte Kinder und Jugendlichen besuchen sollen, dann wäre eine solche Pension äußerst passend, vielleicht auch auf dem Gelände des künftigen Sportparks.

Doch daraus wird nichts. "Wir bringen das Hotel nicht unter", sagte Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) nach der Sitzung. "Es tut uns sehr leid, dass es nicht geht." Als Gründungsmitglied des Vereins Stevie werde er allerdings zum Beispiel die großen Unternehmen im Unterföhringer Gewerbegebiet ansprechen, kündigte der Rathauschef an. Vielleicht gebe es ja da oder dort ein Plätzchen und Unterstützung für den Bau eines solchen Hotels.

"Dann vielleicht anderswo", sagt Andrew Bridger

Wenn auch durchaus enttäuscht nach der abschlägigen Antwort des Gemeinderats, denkt Andrew Bridger selbst nicht daran, den Kopf in den Sand zu stecken: "Wenn nicht Unterföhring, dann vielleicht anderswo", sagte er. Sein Ziel sei es, mit einem solchen kleinen Hotel Menschen mit Behinderung unter Berücksichtigung ihrer individuellen Einsatzmöglichkeiten die Chance zu geben, "am öffentlichen Leben teilzunehmen und sich voll zu integrieren, und zwar unabhängig von den bekannten Einrichtungen wie zum Beispiel Behindertenwerkstätten".

Wie die Pension finanziert werden soll? Über Spenden, Sponsoren und Investoren, so Bridger. Ein Unternehmen habe bereits großes Interesse gezeigt, das Projekt Stevie zu fördern, berichtete er. Nun aber gelte vor allem eins: ein 2500 bis 3000 Quadratmeter großes Grundstück zu finden, um das Inklusionshotel zu bauen.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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