Lebensretterin:"Jeder kann das lernen"

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Barbara R. aus Unterföhring hat eine Frau aus dem Isarkanal gerettet. (Foto: privat)

Barbara R. reagierte prompt, als sie sah, wie eine Frau in den Isarkanal rutschte. Geholfen haben der 43-Jährigen aus Unterföhring ihre Kenntnisse als Ersthelferin.

Interview von Irmengard Gnau, Unterföhring

Barbara R. wollte am Montag eigentlich nur einen kurzen Spaziergang machen, um ihre Erkältung auszukurieren. Am Isarkanal wurde die Unterföhringerin Zeugin, wie eine Frau auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals ins Wasser rutschte beim Versuch, ihrem Hund zu helfen - und reagierte sofort. Die SZ sprach mit ihr.

SZ: Ihr Eingreifen am Montag hat der Hundebesitzerin wohl das Leben gerettet. Wussten Sie gleich, was zu tun ist?

Barbara R.: Ich hatte die Frau auf der anderen Seite des Kanals schon vorher bemerkt. Ihr Hund war zum Wasser hinuntergesprungen und kam die steile Wand nicht mehr hoch. Sie versuchte, ihm ein Ende der Leine zuzuwerfen, um ihn damit hinaufzuziehen, aber das klappte nicht. Ich rief ihr zu, sie solle doch die Stange aus der Rettungsstation benutzen, aber da sah ich schon, wie sie ihre Jacke auszog und selbst die Böschung hinunterrutschte. Das Wasser war ja eiskalt. Ich hatte abgespeichert: Ein paar Minuten im Wasser, dann ist sie unterkühlt und geht unter. Also lief ich los.

Über die Leinthalerbrücke gelangten sie auf die Seite des Kanals, wo die Frau im Wasser war. Gemeinsam mit einem Jogger, den Sie anhielten, gelang es Ihnen, die Frau mit der Rettungsstange aus dem Wasser und die Böschung hinauf zu ziehen. Hatten Sie keine Angst?

Ich bin seit acht Jahren Ersthelferin. An meiner Arbeitsstelle wurden damals Ersthelfer gesucht und ich habe mich gemeldet, weil ich zwei Kinder habe und dachte, Erste-Hilfe-Kenntnisse können da nicht schaden. Seither besuche ich alle zwei Jahre einen Auffrischungskurs, da wird der Drill geübt, wie man sich in einer Notsituation verhält: ruhig bleiben, Notruf absetzen, andere anleiten, sich selbst nicht gefährden. Das war wie ein Mantra in meinem Hinterkopf. Ich hatte mein Handy nicht dabei, um einen Notruf abzusetzen, daher bin ich erst selbst losgelaufen, um der Frau zu helfen. Zum Glück haben Anwohner, die das beobachtet haben, offenbar währenddessen die Feuerwehr verständigt.

Viele Menschen reagieren in so einer Situation erst einmal wie eingefroren und wissen nicht, was sie tun sollen.

Ich wusste aus der Ersthelferschulung: Man muss die Leute zum Helfen anleiten. Das habe ich getan. Glücklicherweise kam gerade ein Jogger vorbei. Ich habe ihm die Rettungsstange in die Hand gedrückt und ihm gesagt: Bitte helfen Sie mir! Allein hätte ich es nicht geschafft, die Frau herauszuziehen. Ich bin mir sicher: Jeder kann das lernen. So eine Ersthelferschulung macht wirklich Sinn.

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