Hundeverordnung:Leinenlos für ein paar Hundert Meter

Lesezeit: 2 min

Große Hunde müssen in Unterföhring weiterhin fast überall an der Leine geführt werden. (Foto: Christophe Gateau/dpa)

Der Unterföhringer Gemeinderat lockert die strengen Regeln für Hundehalter für drei Wegabschnitte in der Gemeinde. Die Betroffenen haben sich mehr Entgegenkommen erwartet - und wollen nun weiter kämpfen.

Von Laura Geigenberger, Unterföhring

Seit einem halben Jahr wird in Unterföhring über die neue Verordnung gestritten, nach der alle großen Hunde ab einer Schulterhöhe von 50 Zentimetern fast in der gesamten Kommune angeleint werden müssen. Nun hat der Gemeinderat ein weiteres Mal zur Sache entschieden - und die Vorschriften ein wenig gelockert: Drei Wegstrecken sollen künftig von der Leinenpflicht ausgenommen werden. Jedes der freigegebenen Gebiete umfasst jedoch nur einige Hundert Meter. Im Großteil der Gemeinde bleibt die umstrittene Verordnung zu jeder Tages- und Nachtzeit also weiter bestehen.

Grüne, SPD, CSU und Parteifreie Wählerschaft (PWU) hatten den Antrag fraktionsübergreifend ausgearbeitet. Von der Leinenpflicht befreit sind von nun an der mittlere Weg entlang des Isarkanals von der Kanalbrücke im Süden bis zum nördlich zulaufenden Weg auf den Isarkanal. Selbiges gilt für den Heinrich-Hildebrand-Weg zwischen Dieselstraße und Etzweg sowie den Weg nördlich der Tennisplätze an der Jahnstraße und der Jugendfreizeitstätte Fezi. Einen Ergänzungsantrag des fraktionslosen Gemeinderats Peter Scholler, den Leinenzwang nachts zwischen 21.30 und 6.30 Uhr vollständig aufzuheben, lehnte das Gremium mit großer Mehrheit ab.

Die strengen Regeln für Hundehalter gelten bereits seit Dezember und werden von Betroffenen und Kritikern im Gemeinderat als übertrieben und nicht tierschutzkonform angesehen. Auf Verstöße stehen Geldbußen bis zu 1000 Euro. Die Rathausverwaltung argumentiert damit, Kinder, Menschen mit Behinderung und Senioren effektiver schützen zu wollen, nachdem sich in der Vergangenheit die Beschwerden und Zwischenfälle mit frei laufenden Hunden gehäuft hätten.

Einen von 364 Unterföhringern unterzeichneten Bürgerantrag, der die Aufhebung des Leinenzwangs gefordert hatte, lehnte der Gemeinderat im Februar mehrheitlich ab. Einige Mitglieder versprachen damals jedoch, fraktionsübergreifend eine Kompromisslösung aushandeln zu wollen. Dass die Änderungen nun kleiner ausfallen als erhofft, enttäuscht Hundebesitzer wie Paola Kornemann. "Meine Reaktion? Unverständnis", sagt sie. "Das ist kein Kompromiss." Sie hätte sich gewünscht, dass wenigstens unbewohnte oder auch tagsüber kaum bevölkerte Flächen von der Verordnung befreit werden würden, etwa das Gewerbegebiet oder der schwer zugängliche obere Isarkanal.

FDP-Gemeinderat Wisswesser attackiert den Bürgermeister

Ebenso unzufrieden mit dem Kompromissvorschlag der Fraktionen zeigte sich FDP-Gemeinderat Veit Wisswesser, der sich als einziger gegen die neue Ausnahmeregelung stellte. Seiner Meinung nach ändere diese nichts an der Tatsache, dass die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger gegen den Leinenzwang sei. "Die Hundeleinenverordnung muss wieder weg", forderte Wisswesser - sonst werde das Thema dem Gremium "wieder und wieder auf die Füße fallen". Auch übte der FDP-Mann scharfe Kritik am Führungsstil von Unterföhrings Rathauschef Andreas Kemmelmeyer (PWU). "Ihr Hauptamt war von Beschwerden genervt und hat eine schmissige Verordnung rausgehauen. Sie haben sie durchgewunken und haben den Aufruhr vielleicht nicht vorhergesehen", sagte Wisswesser. "Spätestens dann hätte ich mir gewünscht, dass Sie eine vermittelnde Führungsrolle übernehmen, statt zu sagen: Wir nehmen nichts zurück." Peter Scholler bedauerte zudem, nicht in die Planung der Fraktionen einbezogen worden zu sein. "Das ist schade", sagte er. Für seinen Vorschlag einer auf die Tageszeit begrenzte Leinenpflicht stimmten nur Wisswesser und Scholler selbst.

Paola Kornemann hat einen Hundeverein gegründet und will die Leinenpflicht weiter bekämpfen. (Foto: Alessandra Schellnegger/)

Die Unterföhringer Hundebesitzer um Paola Kornemann wollen indes nicht aufgeben. Ende Januar gründeten sie und einige Mitstreiter einen Hundeverein, der Tierhaltern eine Plattform zum Austausch bieten, sie vernetzen und sich für ihre Rechte in der Gemeinde einsetzen soll. "Sobald der Hundeverein eine nennenswerte Mitgliederzahl hat, werden wir das Thema noch mal angehen", erklärt Kornemann. Wenn nötig, würden sie auch bis zur nächsten Amtsperiode warten - auf einen neugewählten Gemeinderat.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNachhaltigkeit
:Mit Schraubenzieher und Lötkolben gegen die Wegwerfgesellschaft

Im Reparaturcafé in Unterschleißheim bringen versierte Helfer einmal im Monat kaputte CD-Player, Staubsauger oder Kaffeemaschinen wieder in Gang - auch wenn das von den Herstellern oft gar nicht vorgesehen ist.

Von Bernhard Lohr

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: