Unterföhring:Genervt von den Autoposern

Lesezeit: 2 min

El Dorado für Möchtegern-Rallyefahrer: Im Kreisel an der Allguth-Tankstelle in Unterföhring lassen regelmäßig Jugendliche die Reifen qualmen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Rathauschef Kemmelmeyer kann bei der Bürgerversammlung viel Gutes über Unterföhring berichten - es gibt aber auch ein paar Themen, die polarisieren.

Von Laura Geigenberger, Unterföhring

Zigarettenverschmutzung im Gemeindegebiet, eine ausartende Autoposer-Szene und die Zukunftsvisionen der Stadtwerke München (SWM) waren nur einige der Themen, die den Besuchern der letzten Unterföhringer Bürgerversammlung auf den Nägeln brannten. Etwa 150 Interessierte lauschten am Donnerstagabend im Bürgerhaus den Jahresberichten von Rathauschef Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU), des stellvertretenden Landrats Otto Bußjäger (Freie Wähler) und von Polizeihauptkommissar Harald Schertler, und konfrontierten die Verwaltung mit ihren Fragen und Anregungen.

Vor den Formalitäten wurde zunächst Dagmar Hoffmann für ihr ehrenamtliches Engagement mit der Bürgermedaille des Jahres ausgezeichnet. Hoffmann war 2016 eine Mitbegründerin des Helferkreises Unterföhring; der Verein kümmert sich intensiv um Flüchtlinge und erleichtert ihnen durch vielfältige Hilfsangebote das Ankommen in der Gemeinde.

Der Bürgermeister knüpfte in seinem Bericht an das Thema an: Die Kommune nehme nach wie vor einen "überproportional großen Anteil" an Geflüchteten auf. Hoffmann und die Arbeit der vielen anderen ehrenamtlichen Unterföhringer seien wertvoll wie nie, angesichts der "vielen Kriege und Katastrophen auf dieser Welt" rechne die Gemeinde in den kommenden Monaten mit bis zu 300 weiteren Flüchtlingen. Eine zweite drängende Herausforderung sieht Kemmelmeyer im Klimaschutz - die heftigen Unwetter und Trockenperioden im vergangenen Sommer hätten das eindrücklich gezeigt. Das große Ziel in Unterföhring sei deshalb, bis 2040 klimaneutral zu werden und mithilfe diverser Mobilitäts- und Radverkehrskonzepte eine fahrradfreundliche Infrastruktur zu entwickeln.

Die Sicherheit in Unterföhring sei "signifikant hoch", sagt Polizeihauptkommissar Schertler

Mut schöpfen lasse sich aus vielen erfolgreichen Projekten der letzten Zeit. So könne der Umzug des Bauhofs in die Birkenhofstraße laut Kemmelmeyer im kommenden Frühjahr stattfinden und die Verwaltung demnächst mit elektronischen Akten und einem Intranet arbeiten. Das neue Feuerwehrgeräthaus an der Münchener Straße hat erst jüngst sein Richtfest gefeiert und von Dezember an soll die neue Expressbus-Linie X205 Unterföhring an Ismaning sowie die U-Bahn-Stationen Arabellapark und Garching Forschungszentrum verbinden.

"Zu Unterföhring kann man nur gratulieren", befand außerdem der stellvertretende Landrat Otto Bußjäger angesichts der mehr als stabilen Finanzlage der Kommune. Kemmelmeyer gab sich zuversichtlich, die von der Verwaltung angesetzten 90 Millionen Euro Gewerbesteuer planmäßig zu erzielen. Und auch in Sachen Kriminalität liege die Gemeinde weiter in einem "sehr gutem Bereich", wie Hauptkommissars Schertler erläuterte: Die Sicherheit im öffentlichen Raum sei "signifikant hoch".

Kritischer fielen die Stimmen einiger Bürger aus. Markus Dollwet etwa sprach mehrere Probleme an: Zum einen die sogenannten Autoposer, welche regelmäßig den großen Kreisel an der Allguth-Tankstelle für Drift-Wettbewerbe missbrauchten. Außerdem werde dort in unmittelbarer Nähe zu den Zapfsäulen geraucht - das sei, im wahrsten Sinne des Wortes, brandgefährlich. Schertler versicherte, intensiv mit Gemeinde, Pächter und Landratsamt an einer Lösung zu arbeiten und appellierte an alle Bürger, verdächtige Beobachtungen schnell zu melden. Kemmelmeyer zufolge werde sogar bereits evaluiert, ob und wie die betroffenen Straßen baulich verengt werden können. Dollwet bat außerdem darum, gegen das Wegschnippen von Zigarettenstummeln auf öffentlichen Wegen sowie gegen Dauerparker an der Kindertagesstätte in der Straßäckerallee vorzugehen - beide Anregungen werde er an die Verwaltung weitergeben, sagte Kemmelmeyer.

Josef Trundt von der lokalen Agenda brachte seine Befürchtung zum Ausdruck, dass die SWM planen könnte, das Münchner Umland - und damit auch Unterföhring - mit seinen Geothermievorkommen "unter seine Kontrolle" zu bekommen, um künftig die Preise zu diktieren. Das lese er aus einem neuen Studienprojekt von SWM und Landkreis heraus, welches den Großraum München als ein großes geothermisches Feld und einen Zusammenschluss der vielen einzelnen Kraftwerke betrachtet hatte. Landratsstellvertreter Bußjäger versuchte, zu beruhigen: "Dieser erste Schritt einer gemeinsamen Planung heißt nicht, dass wir am Ende auch Geothermiewerke gemeinsam betreiben." Er halte den Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit der Stadt München sogar für äußerst wertvoll. Man wolle jetzt erstmal einfach mal schauen, was die gemeinsame Studie bringe. Sicher sei aber: Unterföhring werde "sich nicht einfach von den SWM schlucken" lassen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusAschheim
:"Wir können nicht bis 2026 in dieser Konstellation weitermachen"

Der Zustand des seit einem Jahr erkrankten Bürgermeisters gibt weiter Rätsel auf. Wann und ob Thomas Glashauser ins Amt zurückkehrt, wissen weder sein Stellvertreter noch seine Parteifreunde.

Von Anna-Maria Salmen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: