Zweiter Feringasee:Biotop statt Badeweiher

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Die Gemeinde Unterföhring will nicht, dass das Erholungsgelände am Feringasee im Sommer noch mehr Menschen anzieht. Deshalb steht sie einer Ausweitung um die Kiesgrube an der Autobahn äußerst skeptisch gegenüber.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Josef Trundt ist erleichtert. "Der Gemeinderat hat klug entschieden", sagt der Sprecher der lokalen Agenda in Unterföhring. Hintergrund des Lobes ist ein einstimmiger Beschluss der Kommunalpolitiker, erst nach Abschluss der Kiesausbeutung zu entscheiden, was mit der nordöstlich des Feringasees entstandenen Wasserfläche geschehen soll.

Bis das Gremium zu diesem Votum gelangte, wurde allerdings kontrovers diskutiert. Die SPD-Fraktion hatte zuvor beantragt, den Weiher in das äußerst beliebte Erholungsflächengebiet unweit der Münchner Stadtgrenze einzubeziehen und für Badegäste zu öffnen. Diese Idee allerdings fiel im Gemeinderat durch: Bis auf die Sozialdemokraten waren alle Lokalpolitiker dagegen.

Unterföhring
:Zweiter Feringasee an der A 99

Beim Bau der neuen Autobahnanschlussstelle ist ein großer Kiesweiher entstanden. Wird ein neuer Erholungs-See daraus?

Von Sabine Wejsada und Martin Mühlfenzl

Das Thema schlägt in der Kommune im wahrsten Sinne des Wortes seit Monaten hohe Wellen: Bei den Bauarbeiten für die neue Autobahnanschlussstelle Aschheim/Ismaning ist nordöstlich des Feringasees ein großer Baggerweiher entstanden, der Schwimmer und Sonnenanbeter in großer Zahl anlocken könnte. Klaus Läßing, der frühere Unterföhringer Bürgermeister und jetzige Gemeinderat der Parteifreien Wählerschaft (PWU), hatte das Thema im Herbst im Sitzungssaal angesprochen und seine entschiedene Ablehnung eines zweiten Feringasees kundgetan - und größtenteils Unterstützung dafür erhalten, dass Unterföhring sich vorsorglich gegen ein solches Projekt zur Wehr setzen sollte.

Der Erholungsflächenverein hat bereits Interesse angemeldet

Dabei hatte der Erholungsflächenverein im Landkreis München bereits sein Interesse an der großen Wasserfläche bekundet, und sogar das bayerische Innenministerium war zwischenzeitlich in die Sache involviert, um die Wogen in Unterföhring zu glätten. Wegen der Unterföhringer Bedenken hat die Autobahndirektion Überlegungen zurückgestellt, die Fläche nach Abschluss der Ausbeutung dem Erholungsflächenverein zu überlassen, damit der einen zweiten Feringasee anlegen kann.

Die SPD-Fraktion allerdings kann sich eine Integration des neuen Weihers in das bestehende Erholungsgebiet gut vorstellen. Sie beantragte, den neu entstandenen Weiher, der im vergangenen Sommer bereits von Badegästen genutzt wurde, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die beiden Seen könnten mit einer Wasserstraße sowie einem Fuß- und Radweg verbunden werden und ansonsten autofrei sein, regte die Partei an. Die verkehrsmäßige Erschließung solle ausschließlich über die bestehenden Straßen und Parkplätze erfolgen, heißt es in dem Antrag.

Die SPD will die Seen durch einen Kanal verbinden

"Gerade im dicht besiedelten Großraum München sind Freizeitangebote und die Freiflächennutzung von besonderer Wichtigkeit und Bedeutung für die in diesem Raum lebenden Menschen", so die Argumentation. Mit der neu entstandenen Wasserfläche könnte der Feringasee ideal erweitert werden, dem Naturschutz sollte mit der Schaffung eines weiteren Biotops auf einer Teilfläche Rechnung getragen werden. Und: "Ein Kanal zwischen beiden Seen ermöglicht es der Wasserwacht, den neuen Bereich zu erreichen. Das Wasser kann sich entsprechend austauschen."

Der Feringasee ist im Sommer bei Badegästen beliebt. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Mehrheit der Gemeinderäte wollte in der jüngsten Sitzung davon nichts hören. Vor allem eine frühe Festlegung auf eine Nachfolgenutzung des Kiesweihers wurde mehrheitlich abgelehnt. Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU) hatte zuvor davon berichtet, dass die Autobahndirektion die mit Grundwasser gefüllte Grube weiterhin zur Kiesgewinnung nutzen werde: Bis 2019 könnten 150 000 Kubikmeter gefördert werden, für den anstehenden achtstreifigen Ausbau des Autobahnrings A 99, wie der Unterföhringer Rathauschef sagte.

Warum also nun schon festzurren, was danach mit dem Gelände geschehen soll? Diese Frage beschäftigte vor allem die lokale Agenda. In einer Stellungnahme an den Gemeinderat heißt es: Mit einer Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt schwäche die Kommune "bereits im Ansatz ihre Verhandlungsposition über die künftige Gestaltung". Auch der von der SPD vorgeschlagene Kanal zwischen den beiden Wasserflächen trenne die Erholungsgebiete massiv. Neben der Wasserwacht, die ihn als Rettungsweg nutzen solle, würde er "zweifellos auch von den Seebesuchern genutzt", warnte Agenda-Sprecher Josef Trundt.

"Wir tragen schon einiges in der Region"

PWU-Gemeinderat Johann Zehetmair steht der Ausweitung des Erholungsgebietes Feringasee "äußerst kritisch gegenüber". Man könne davon ausgehen, dass die Verkehrsbelastung zunehme und es mehr Parkplätze brauche. Schon heute würden die Besucher an heißen Wochenenden ihre Autos kreuz und quer abstellen. Und: "Ich sehe uns nicht in der Pflicht, neben dem Feringasee noch weiteres anzubieten. Wir tragen schon einiges für die Region", sagte Zehetmair und zählte als Beispiele die Müllverbrennung im Heizkraftwerk München-Nord und den enormen Landverbrauch beim Neubau der Autobahn-Anschlussstelle Aschheim/Ismaning auf. Er plädierte dafür, den entstandenen Weiher "zurück in die Natur zu führen". Was offenbar auch der Mehrheit im Gemeinderat gefällt.

Thomas Weingärtner (SPD) allerdings empfahl, dass sich Unterföhring gar nicht früh genug Gedanken über eine Nachfolgenutzung machen solle. Und man könne doch davon ausgehen, dass aus der Wasserfläche ein "wilder Baggersee" entstehe. So sei es doch besser, gleich mit dem Erholungsflächenverein ein Konzept zu erstellen. Das ist nach dem Votum des Gemeinderats ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Aber es soll eben nicht jetzt passieren und nicht zwangsläufig auf einen Badesee hinauslaufen, worauf sich schließlich auch die SPD einließ.

Beim Erholungsflächenverein hört man dies durchaus gern. Man sei natürlich vom Grundsatz her interessiert, sagt Geschäftsführer Jens Besenthal. Es gebe verschiedene Spielarten, den neu entstandenen See zu nutzen: zum Baden, zur stillen Erholung ohne Badebetrieb oder als Biotopfläche. "Alles ist möglich", so Besenthal. Für Josef Trundt gibt es nur eine Möglichkeit: Der neue See soll Tieren und Pflanzen als Rückzugsraum dienen, naturbelassen als Biotopfläche. Die Mehrheit im Gemeinderat tendiert ebenfalls dorthin.

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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