Garching:Unermüdliche Problemlöser

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Rund 800 Studenten und Studentinnen widmen sich in Garching diversen Challenges beim Hackathon - einem Kompositum aus Hacken und Marathon. (Foto: Robert Haas)

Studierende kommen zum Hackathon der TUM zusammen, um ein ganzes Wochenende lang zu codieren, hacken, entwickeln - an Schlaf ist dabei kaum zu denken.

Von Carla Augustin, Garching

Wer am Samstagnachmittag in die Eingangshalle der School of Computation, Information and Technology der Technischen Universität München (TUM) spaziert, sieht schon die ersten müden Gesichter, dabei geht es da erst richtig los. Emsig sitzen die Studenten und Studentinnen vor ihren Computern oder unterhalten sich angestrengt. Auf einem Beutel, den eine junge Frau bei sich trägt, steht: Eat. Sleep. Code. Repeat. Das Wort Sleep ist durchgestrichen.

Schlaf werden sie alle dieses Wochenende wirklich nicht viel bekommen. Denn der Hackathon, ein Kompositum aus Hacken und Marathon und einer der größten seiner Art, geht in die nächste Runde. Das bedeutet Ausnahmezustand auf dem Campus der TUM in Garching. 36 Stunden hacken, codieren, entwickeln. Ein junger Mann dreht sich zur Seite und sagt zu seinem Nebenmann: "Ah, ich freue mich so!"

Der erste Hackathon entstand aus einem Forschungsprojekt heraus. Dann kam die Idee, ihn TUM-weit und jährlich zu machen. "Wir haben die Büchse der Pandora geöffnet", sagt Nektarios Machner, einer der Hauptorganisatoren mit einem Schmunzeln. Der Zeitplan ist eng. Teams, bestehend aus zwei bis vier Leuten, müssen sich am Freitagabend eine Challenge aussuchen und diese dann am Sonntagmorgen der Jury präsentieren. Dabei reicht nicht ein Konzept. Es sollte ein fertiges Produkt, zum Beispiel in Form einer App, dabei herauskommen. Am Ende gibt es Gewinner der einzelnen Aufgaben und einen Gesamtsieger.

Die zu lösenden Challenges werden von den Sponsoren gestellt. Neun sind es an der Zahl und sie alle haben mit echten Business-Problemen der Firmen zu tun. Den Teilnehmern ist es aber auch erlaubt, eigene Ideen umzusetzen. Nicht selten werden dann Ansätze, die hier entstehen auch wirklich von den Firmen weiterentwickelt, oder Start-ups gegründet. Der Hackathon sei aber keinesfalls eine Anwerbeveranstaltung der Sponsoren, betonen die Organisatoren. Auch, wenn die Firmen mehrmals auf ihre Jobangebote hinweisen.

Eine der Aufgaben kommt von der Stadt München. Die Studierenden sollen eine App entwickeln, die Bürgern bei extremen Wetterereignissen hilft. Wie genau das später umgesetzt wird, dürfen die Teams selber entscheiden. Wolfgang Glock, der die Challenge betreut, erklärt: "Wie der Hackathon ausgeht, ist total breit gefasst, das ist auch das Spannende." Jedes Ergebnis einer Challenge wird letztlich von den jeweiligen Sponsoren bewertet und die ersten beiden Plätze werden gekürt. Preise gibt es auch. Die reichen von Freiminuten bei MVG-Fahrrädern über 3D-Drucker bis zur Berlinfahrt. Die Wertigkeit der Preise bestimmen die Sponsoren selbst. Da hat ein privates Unternehmen vielleicht mehr zu bieten, als die Stadt München, die nur Steuermittel zur Verfügung hat.

Für Verpflegung ist gesorgt, die Örtlichkeit perfekt. In der Eingangshalle stehen Tische und überall im Unigebäude gibt es Orte, an denen gearbeitet werden kann. Im zweiten Stock gibt es Schlafräume, dort liegen vereinzelt Luftmatratzen. Schlafen wird hier aber wohl eh kaum einer. Manche sind indes gewappnet: Sie haben ihre eigene Isomatte mitgebracht.

Die Männerquote ist hoch. Von den etwa 800 Teilnehmenden ist nur ein kleiner Anteil weiblich. Viele studieren entweder Informatik oder Computertechnik. Das Publikum ist international, 80 Prozent der Anwesenden sind Studierende der TUM, die restlichen 20 Prozent vertreten rund 75 andere Universitäten.

Paul Loer und sein Team studieren in Garching. Die drei Elektrotechniker arbeiten an einem Programm, das in einer Art Chat mit einer Maschine schnell riesige Datenmengen durchsuchen kann. Sie haben am Samstagnachmittag bereits eine funktionierende Erstversion geschaffen. Die Nacht durchgemacht haben sie dafür aber nicht. "Guter Schlaf steigert die Produktivität", sagt Loer. Sein Freund Marian fügt lachend hinzu: "Ganz so große Preise gibt es bei dieser Challenge nicht, da lohnt es nicht, die Nacht durchzumachen." Sie sehen jedoch durchaus Gewinnerqualitäten: "Wir haben schon eine realistische Chance." Andere Teams wie das von Ann-Kristin Bergmann - ihre Mitstreiter sind extra aus London hergeflogen - wissen da noch nicht, ob sie ihre Challenge meistern, hohe Ambitionen freilich haben sie: "Wir machen hier nicht nur zum Spaß mit."

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