Trockenheit:Die große Dürre

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Auch die Isar führt derzeitig wenig Wasser. (Foto: Robert Haas)

Seit Wochen hat es rund um München kaum geregnet. Der Grundwasserspiegel ist extrem niedrig, Bäche trocknen aus. Wenn es so weitergeht, könnte das schwerwiegende Folgen für Bäume und Fische haben.

Von Christina Hertel, Landkreis

Christian Leeb kann seinen Computer viele Zahlen ausspucken lassen, die ihm große Sorgen machen. Er leitet das Wasserwirtschaftsamt München und an seinem Bildschirm kann er ablesen, wie viel es geregnet hat, wie viel Wasser die Isar führt, wie hoch das Grundwasser steht. Und all diese Zahlen sind im Landkreis München zu niedrig und rückläufig. Das sei kein Grund zur Panik, sagt Leeb. Zumindest noch nicht. Denn er sagt auch: Ein Winter mit Schnee und Niederschlägen sei heuer wohl so wichtig wie schon lange nicht mehr.

Seit rund sechs Wochen hat es im Landkreis München kaum geregnet. Ein bisschen Schnee gab es vor ein paar Tagen. Doch das sei ja kaum der Rede Wert gewesen, sagt Leeb. Die Folge: Die Böden sind trocken, der Grundwasserpegel geht zurück. In Oberschleißheim liegt er derzeit fünf Meter unter der Oberfläche - das ist nur einen halben Meter unter dem niedrigsten Wert, der jemals gemessen wurde. In Oberhaching ist der Pegel seit Anfang des Jahres sogar um einen halben Meter abgesunken. "Das Grundwasser", sagt Leeb, "geht von Jahr zu Jahr immer etwas weiter zurück."

Sorgen müssten sich die Bewohner des Landkreises noch nicht machen. Die Trinkwasserversorgung sei auf alle Fälle gewährleistet und in vielen Teilen Bayerns - etwa in Oberfranken und Ostbayerns - sehe die Lage deutlich dramatischer aus. Doch die Folgen spürt die Natur auch hier: Der Wassermangel schwächt etwa die Wurzeln der Bäume.

"Ins Frühjahr starten sie dann deutlich geschwächter", sagt Georg Kasberger, der das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Ebersberg leitet und sich dort insbesondere um die Wälder kümmert. Sind die Bäume angeschlagen, mache sie das anfälliger für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Allein dieses Jahr mussten 150 000 bis 200 000 Kubikmeter Wald gefällt werden, weil sie von dem Schädling befallen waren.

Eigentlich müssten die Waldbesitzer nun einiges nachpflanzen - doch weil es so trocken war, fürchten viele, dass die jungen Bäume absterben. "Das Risiko dafür ist gerade besonders hoch", sagt Kasberger. Waldbesitzer würden viel darüber diskutieren, wie sie am besten vorgehen sollten - denn kleine Bäume haben auch nur kleine Wurzeln und brauchen eigentlich besonders viel Wasser. "Das Problem ist: Es weiß ja keiner, wann es das nächste Mal regnet."

Auch die Flüsse und Bäche führen weniger Wasser als sonst. "Der Wasserstand der Isar ist sehr gering", sagt Leeb vom Wasserwirtschaftsamt. Normalerweise würde dem Fluss in solchen Fällen Wasser unter anderem aus dem Sylvensteinspeicher zugeführt. "Aber gerade geht das nur bedingt. Denn er ist selbst nicht gut genug gefüllt." Eigentlich sollten durch die Isar wenigsten 44 Kubikmeter Wasser in der Sekunde fließen, um das Heizkraftwerk, die Wasserkraftanlagen und die verschiedenen Bäche zu füllen. Gerade wird diese Grenze unterschritten. Bloß noch 42 Kubikmeter Wasser führt der Fluss in der Sekunde.

Ein Problem ist das laut Leeb vor allem für die verschiedenen Bäche. Der Garchinger Mühlbach etwa sei fast trocken gefallen. Und auch andere Bäche seien praktisch leer. Ein Fischsterben ist Leeb bislang zwar noch nicht bekannt, aber er habe von Anglern gehört, die Fische einfingen und woanders wieder aussetzten, sagt er.

Zu dieser Maßnahme hat der Vorsitzende des Fischereivereins Oberschleißheim, Willy Huber, noch nicht gegriffen. Doch auch er beobachtet, dass es den Fischen wegen des Wassermangels nicht gut geht. Sie leiden an Sauerstoffmangel und beginnen, an der Oberfläche nach Luft zu schnappen. Größer sei dieses Problem zwar im Sommer - wenn mehr Pflanzen in den Gewässern wachsen und der Sauerstoff noch knapper ist - doch auch jetzt im Herbst gebe es Fische, die in den Bächen verenden, sagt Fischer Huber. "Wenn es noch lange so weiter geht", meint er, "wird es ein echtes Problem."

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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