Tierpark Hellabrunn:Einsturzgefahr im Elefantenhaus

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Das denkmalgeschützte Gebäude ist marode und muss dringend saniert werden - die Finanzierung ist noch unklar.

Astrid Becker

Der Stadt steht ein neuer millionenschwerer Sanierungsfall ins Haus. Im Elefantenhaus in Hellabrunn bestehe "akuter Handlungsbedarf", wie es die Zoo-Aufsichtsratsvorsitzende und Bürgermeisterin Christine Strobl auf Anfrage der SZ nennt. Weil es Probleme mit der Decke gegeben habe, sei das Haus aus Sicherheitsgründen für die Besucher komplett gesperrt worden. Gutachter sollen nun die tatsächlich anfallenden Kosten für die Sanierung feststellen. Eines steht jedoch bereits fest: Der Tierpark wird aus eigener Kraft die Mittel dafür nicht aufbringen können.

Bald müssen die Elefanten in Hellabrunn in ein Notquartier umziehen: Das Elefantenhaus ist einsturzgefährdet. (Foto: Stephan Rumpf)

4,6 Millionen Euro liegen nach Aussagen Strobls derzeit noch in der Baurücklage des Zoos. Zu wenig, so die Bürgermeisterin, um damit das 1914 von Emanuel von Seidl erbaute und denkmalgeschützte Elefantenhaus sanieren zu können. Wie teuer die Baumaßnahme wirklich werde, stehe im Moment noch nicht fest. Im Rathaus kursiert aber bereits eine Summe: Von mindestens zehn Millionen Euro ist dort die Rede - und von "Einsturzgefahr im Ausmaß einer mittelschweren Katastrophe für die Stadt". Strobl will davon nichts wissen. Sie spricht lediglich davon, dass es in einem Bereich des Hauses Probleme mit der Decke gegeben habe, daraufhin das Haus gesperrt worden sei und nun umfangreiche Untersuchungen an der Bausubstanz vorgenommen würden.

Die "mehreren Millionen", die diese Sanierung mit Sicherheit verschlingen werde, könnten ihrer Ansicht nach nur aus dem Investitionshaushalt der Stadt bestritten werden. Grundsätzlich bestehen bei der Stadt mehrere Möglichkeiten, akute Sanierungsfälle zu finanzieren: Entweder kann sie dieses Vorhaben anderen noch in der Planungsphase befindlichen Bauprojekten vorziehen, das Ganze aus den gesetzlich vorgeschriebenen Rücklagen finanzieren oder, als Zwischenfinanzierung, einen Kredit aufnehmen. Eine Entscheidung in Sachen Zoo ist aber noch nicht gefallen. Fraktionen und Stadtrat werden sich erst nach dem Jahreswechsel mit dieser Frage beschäftigen. Fest steht aber schon jetzt, dass sich das Gebäude zur 100-Jahr-Feier des Zoos im Sommer nächsten Jahres als Baustelle präsentieren und für die Besucher geschlossen sein wird: "Höchst bedauerlich, aber wir haben uns das Ganze ja nicht ausgesucht", sagt Strobl.

Den Tierpark stellt der überraschend marode Zustand des Elefantenhauses vor Herausforderungen. Ursprünglich hatte Direktor Andreas Knieriem das Haus für den 100. Geburtstag des Tierparks nur verschönern wollen. So hatte er bereits mit der Sanierung der Außenfassaden begonnen, als sich im Innenbereich bei den Giraffen der Putz von der Decke löste. Seinen Plan, das Elefantenhaus zum Zoogeburtstag in neuem Glanz zu präsentieren, muss er nun aufgeben. "Wir wissen aber nicht, wie umfangreich die Sanierung wirklich werden wird", sagt er: "Da sitzen gerade noch die Statiker dran." Frühestens im Januar seien detaillierte Ergebnisse zu erwarten.

Schon jetzt ist Knieriem jedoch damit beschäftigt, sich um Ersatzunterkünfte für Elefanten, Giraffen und Pinselohrschweine zu kümmern. Geplant seien provisorische Bauten auf den Außenanlagen, die "für den Notfall auch zwei, drei Jahre stehenbleiben können, falls der Umbau länger dauern sollte". Die Provisorien will Knieriem im Februar errichten lassen - vor allem auch, weil der Zoo im April, spätestens im Mai die Geburt eines Elefantenbabys erwarte, so Knieriem: "Und die zukünftige Mutter Temi sollte schon zwei Monate Zeit haben, um sich dort einzugewöhnen."

© SZ vom 21.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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