Meine Woche:Mit dem Laster in die Karpaten

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Michael Schanz organisiert Hilfstransporte in die Ukraine. (Foto: privat)

Der Taufkirchner Michael Schanz fährt immer wieder mit Hilfsgütern direkt in die Ukraine. In einem Vortrag berichtet er über seine Eindrücke und Erfahrungen.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Demnächst wird sich Michael Schanz wieder auf den Weg machen - von Taufkirchen nach Osten, durch Österreich und Ungarn, gute elf Stunden und mehr als 1000 Kilometer, bis in die Ukraine nach Peretschyn. Acht Mal ist er im Vorjahr in den 7000-Einwohner-Ort in den Westkarpaten gefahren, stets am Steuer eines Kleintransporters, bis unters Dach mit Hilfsgütern beladen. Mal waren es Waschmaschinen und Kühlschränke, mal eine Tonne Mehl und Kleidung, mal Heizungen und Notstromaggregate. Sowie stets einige tausend Euro an Spenden. Mitte März wird Schanz voraussichtlich Stühle in die Ukraine bringen, die in der Grundschule an der Dorfstraße ausrangiert wurden. Sie würden in Peretschyn für den Luftschutzbunker benötigt, erzählt der 69-Jährige. Denn dort müssten die Kinder unterrichtet werden, sobald Sirenen vor Luftangriffen warnen. Von seinen Erfahrungen und Eindrücken wird Schanz an diesem Dienstag, 28. Februar, von 19.30 Uhr an im Nebensaal des Taufkirchner Kultur- und Kongresszentrums berichten. Der Eintritt ist frei.

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Nun liegt Peretschyn zwar nicht im Kriegsgebiet, und doch sei die Not dort groß, sagt Schanz. So habe der Ort tausende Binnenflüchtlinge aufgenommen; überdies sei ein Großteil der Fahrzeuge, des Geldes und der medizinischen Versorgung zur Unterstützung der Streitkräfte an die Front gebracht worden. "Die Situation ist unglaublich bedrückend", sagt Schanz. "Für uns ist das unvorstellbar."

Über seinen Job bei der Münchner Volkshochschule, für die er bis zum Eintritt in den Ruhestand 2015 das Haus Buchenried leitete, sei er schon in den Achtzigerjahren in Kontakt mit der Bayerischen Ostgesellschaft (BOG) gekommen, sagt Schanz. Der Verein engagiert sich seit Jahrzehnten in der Ukraine und hat dort in der Region um Peretschyn verschiedene Hilfsprojekte angestoßen. Seit Kriegsausbruch hat die BOG ihr Engagement verstärkt; regelmäßig organisiert sie Hilfstransporte mit Geld- und Sachspenden. "Wir haben dort ein intensives und garantiert korruptionsfreies Netzwerk", sagt Michael Schanz, der dem Vorstand des Vereins seit 1994 angehört. So werde sichergestellt, dass die Hilfe direkt bei den Bedürftigen ankomme.

Unterstützung für Peretschyn kommt inzwischen auch vom Taufkirchner Rathaus. So hat sich der Gemeinderat auf Antrag der SPD, deren langjähriges Mitglied Schanz ist, einstimmig für eine solidarische Partnerschaft mit dem ukrainischen Ort ausgesprochen. "Das ist ein tolles Signal", freut sich Michael Schanz. "Die Gemeinde kann uns in vielerlei Hinsicht helfen." Denn Unterstützung, da ist sich der Taufkirchner sicher, werden die Menschen in Peretschyn noch lange benötigen.

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