SZ-Adventskalender:Alles dreht sich nur noch um den kranken Sohn

Lesezeit: 2 min

Nadwa Hammou hat im August erfahren, dass ihr Sohn Yussef Nierenkrebs hat. (Foto: Claus Schunk)

Seit bei ihrem Vierjährigen Nierenkrebs diagnostiziert wurde, hat die alleinerziehende Nadwa Hammou aus Taufkirchen das Gefühl, nicht genug für ihre anderen Kinder da zu sein. Und dann geht auch noch die Waschmaschine kaputt.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Die Nachricht, die das Leben von Nadwa Hammou und ihrer Familie aus den Angeln hebt, erreicht die alleinerziehende Mutter im Urlaub - ausgerechnet. Während die 38-Jährige in ihrer Heimat Tunesien weilt, erkrankt der jüngste ihrer drei Söhne. Nach mehreren Untersuchungen im Krankenhaus raten ihr die Ärzte, sofort nach Deutschland heimzukehren, um den Vierjährigen zu behandeln. "Sie haben mir aber nicht gesagt, was er hat", erzählt Nadwa Hammou in der Caritas-Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Taufkirchen. Doch ihre tränenerfüllten Augen verraten bereits, dass diese Geschichte eine üble Wendung nehmen wird.

Zurück in Deutschland erfährt Nadwa Hammou in der Klinik, dass Yussef Nierenkrebs hat. Und das in Stufe vier, dem schlimmsten Stadium im System der Internationalen Vereinigung gegen Krebs. Bedeutet: Bei dem Buben haben sich bereits Knochenmetastasen gebildet. "Die Ärzte haben gemeint, dass seine Überlebenschancen bei fünfzig Prozent liegen", sagt Nadwa Hammou, während ihr Tränen über die Wangen rollen. "Ich habe das erst nicht glauben können. Denn Yussef war davor ein gesundes Kind, immer fröhlich und aktiv."

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Doch damit ist es vorbei, als die Familie im August jene erschütternde Diagnose ereilt. Denn seither verbringt Yussef mehr Zeit in der Klinik als daheim, muss Medikamente schlucken statt Bonbons zu lutschen und kräftezehrende Therapien durchstehen statt mit Freunden auf dem Spielplatz tollen. "Wir sind ständig im Krankenhaus", erzählt Nadwa Hammou. Vier Runden Chemotherapie liegen bereits hinter dem Jungen, zwei weitere sollen folgen. Danach stehe eine Operation an, um den Tumor zu entfernen, sagt die Mutter. "Und dann kommen noch mal Chemo, eine Bestrahlung und eine Immunsystemtherapie. Insgesamt wird das vermutlich mehr als ein Jahr dauern."

Dabei sei schon jetzt aus ihrem fröhlichen Yussef ein trauriges Kind geworden, sagt Nadwa Hammou. Und ein vom Krebs gezeichnetes: "Er hat keine Haare mehr und stark abgenommen. Außerdem hat er ständig Kopfschmerzen und fühlt sich schwach." Während er früher mit seinen Brüdern spielte, muss Yussef heute meist liegen und sich ausruhen. Ohnehin dürfe er wegen der Ansteckungsgefahr nicht mit anderen Kindern zusammenkommen, sagt Nadwa Hammou. Auch der Spielplatz sowie öffentliche Verkehrsmittel sind tabu; ins Krankenhaus werden der Bub und seine Mutter stets mit dem Taxi gefahren.

"Krebs ist eine böse Krankheit. Und Youssef ist doch noch so jung...", beginnt Nadwa Hammou, ehe ihr die Stimme versagt. Die Erkrankung ihres Sohns hat auch das Leben seiner zwei älteren Brüder aus der Bahn geworfen. Und das der Mutter. "Ich habe überhaupt keine Zeit mehr und kann nachts nicht schlafen", sagt sie. "Früher habe ich mit meinen Kindern Ausflüge gemacht, wir hatten so viel Spaß. Doch das geht heute nicht mehr." Unterstützung erfährt Nadwa Hammou durch ihre Nachbarn, die regelmäßig auf die älteren Buben aufpassen, wenn sie mit Yussef in die Klinik muss. Zudem helfe ihr die Caritas-Beratungsstelle, sagt die 38-Jährige. Und seit einem Monat sei auch ihre Mutter aus Tunesien hier in Taufkirchen.

Und dennoch bleibt der Alltag mit dem krebskranken Kind eine gewaltige Herausforderung. Schließlich muss Hammou sich nicht nur um Yussefs Therapie kümmern, den Vierjährigen ins Krankenhaus begleiten und dort oft auch übernachten. Sondern obendrein versucht die Mutter, ihren zwei anderen Kindern gerecht zu werden. Und dann ist da auch noch ein Haushalt zu erledigen - einkaufen, putzen, Wäsche waschen. Letzteres ist seit einigen Monaten besonders beschwerlich für Nadwa Hammou, denn ihre Waschmaschine ist kaputt. "Immer wenn ich wasche, läuft unten Wasser raus, sodass ich danach wischen muss", erzählt sie. Eine Spende könnte ihr dabei helfen, eine neue Maschine zu kaufen.

Und doch spielen derlei materielle Dinge für Nadwa Hammou derzeit nur eine untergeordnete Rolle. "Mein einziger Wunsch ist", sagt sie mit zitternder Stimme, "dass mein kleiner Yussef wieder gesund wird."

So können Sie spenden

Überweisungen sind auf folgendes Konto möglich: "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.", Stadtsparkasse München, IBAN: DE86 7015 0000 0000 6007 00, BIC: SSKMDEMM

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