Taufkirchen:Kein Wirt, aber viel Wahlkampf

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Taufkirchens Bürgermeister Sander berichtet bei der Bürgerversammlung über die Absage eines Interessenten für den Köglwirt - und sagt, dass er sich über die Stimmen der Anwesenden freuen würde

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Der Köglwirt am Sportpark droht noch längere Zeit leer zu stehen. Wie Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend verkündete, hat der einzige ernstzunehmende Interessent für die Gaststätte der Gemeinde eine Absage erteilt. "Wir sind wieder am Nullpunkt", sagte Sander - während durch die Reihen der gut 150 Besucher ein enttäuschtes Raunen ging. Das Rathaus hatte bereits mit einem potenziellen Wirt Gespräche über das seit 2018 leer stehende Lokal geführt. Doch dann entschied der Gemeinderat im Mai, den Betrieb öffentlich auszuschreiben - der Transparenz wegen, und weil man auf weitere Bewerber hoffte. Doch bislang hat sich niemand gemeldet. "Und ohne Wirt", sagte der Bürgermeister, "gibt's auch keine Gaststätte".

Abgesehen von dieser Neuigkeit war die Bürgerversammlung geprägt von Debatten über bekannte Ärgernisse - und einem Hauch von Wahlkampf. So stellte die örtliche Grünen-Chefin Stefanie Duesberg den Antrag, dass die Gemeinde den Klimanotstand ausrufen solle. Da eine Mehrheit der Anwesenden dies befürwortete, geht das Thema nun in den Gemeinderat. Dort hätte er den Antrag der Grünen eigentlich erwartet, sagte Sander, schließlich dringt die Partei derzeit in vielen Kommunalparlamenten auf die Ausrufung des Klimanotstandes. Dass die Taufkirchener Grünen dies bei der Bürgersammlung täten, sei "vielleicht wahlkampftaktisch etwas populistischer", kritisierte der Bürgermeister. Er selbst nutzte die Versammlung jedoch auch, um für seine Wiederwahl zu werben. So sagte Sander mit Blick auf die Kommunalwahl am 15. März und ehe Landrat Christoph Göbel (CSU) ans Mikrofon trat: "Wir beide freuen uns, wenn Sie uns Ihre Stimme geben." Diese Werbung in eigener Sache bezeichnete Grünen-Bürgermeisterkandidat David Grothe hinterher als "sehr unangemessen". Matteo Dolce, der Bewerber der SPD, gab sich dagegen gelassen: "Das wäre nicht nötig gewesen, aber ich halte nichts davon, mich jetzt künstlich zu empören."

Aus der Bürgerschaft wurde neben dem Vorstoß der Grünen-Chefin noch ein weiterer Antrag angenommen - zu einem Dauerbrenner-Thema. So forderte Reiner Krüger feste Blitzer an der A 995, um das nächtliche Tempolimit zu kontrollieren. Sander entgegnete, dass die Gemeinde dies schon etliche Male beantragt habe - vergeblich. Seine Hoffnung liege nun in einem dauerhaften Tempolimit, das Taufkirchen und Unterhaching über den Weg einer kürzlich eingereichten Petition an den Landtag erreichen wollen. Wäre dies erfolgreich, so Sander, dann stünden die Chancen nicht schlecht, "dass wir dort eine Überwachung für einen gewissen Zeitraum hinkriegen".

Ein nächtliches Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde wünschen sich viele Taufkirchener auch innerorts auf der Münchner Straße - so wie es seit Kurzem in Unterhaching auf den Ortsdurchfahrten gilt. "Wir waren überrascht", sagte Sander mit Blick auf den Nachbarort, "aber wir haben schon reagiert". So habe die Gemeinde ein Lärmschutzgutachten in Auftrag gegeben, mit dessen Ergebnissen man einen Vorstoß beim Landratsamt wagen wolle. Über einen Bürgerantrag zu diesem Thema wurde daher ebenso wenig abgestimmt wie über die Anregung von Sam Batat, der den Einbau einer FM-Anlage für schwerhörige Menschen im Kulturzentrum und im Sitzungssaal des Rathauses forderte. "Wir werden das für die Haushaltsberatungen mit aufnehmen", versprach Sander.

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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