Mitten in Straßlach-Dingharting:Russisches Roulette mit dem Rennrad

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Trotz aller Warnungen und Verbotsschilder stürzen sich immer wieder Wagemutige den Mühltalberg hinunter. Die meisten haben Glück - aber nicht alle.

Kolumne von Michael Morosow, Straßlach-Dingharting

Die US-Amerikanerin Denise Mueller-Korenek erreichte im Vorjahr mit dem Fahrrad im Windschatten eines 1000 PS starken Dragsters Tempo 296 und bei der Tour de France stürzen sich die Profis mit immerhin bis zu 130 Sachen die Abfahrten hinunter. Und wir Flachlandradler? Unsereinem zittern die schweißnassen Hände bereits, wenn die Tachonadel auf 50 zeigt und die Gabel zittert, was am Mühltalberg in Straßlach, einer in Rennradlerkreisen überaus geschätzten Übungsstrecke, schon vor der ersten Kurve der Fall ist, wenn man es laufen lässt. Die Abfahrt hat alles, was man für den besonderen Kick braucht. Zum Beispiel enge Kurven.

Besonderes Prickeln verspricht freilich die Tatsache, dass auf diesem ohnehin recht engen Weg Gegenverkehr herrscht und, wenn's ganz spannend werden soll, gerne auch mal ein Bierlaster um die Ecke biegen kann. Es ist eine Art russisches Roulette auf zwei Rädern, auf das man sich einlässt, wenn man sich bergab in die Kurven legt. Nachdem 1992 ein Radfahrer auf dieser Strecke in den Tod gestürzt war, verhängte die Gemeinde ein Abfahrtsverbot für Zweiräder und stellte entsprechende Schilder auf - allein ohne großen Erfolg.

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Die Regelung "bergab schieben, bergauf fahren" leuchtete immer noch einigen Abfahrern nicht ein, weshalb die Gemeinde vor zwei Jahren in ihrer Not ein riesiges Banner spannte, um auf Unfallgefahr und Abfahrtsverbot hinzuweisen. Jener Rennradler, der vergangene Woche den steilen Berg hinunter fuhr - und schließlich im Krankenhaus ankam - hatte das Banner offenbar übersehen.

Einige Tage später, 19 Uhr: Reger Ausflugsverkehr auf der 1,2 Kilometer langen Piste, im Biergarten bei der Floßrutsche treffen nach und nach Radler ein. Wenn sie nicht auf dem Wasserweg gekommen sind, haben sie die Abfahrt genommen. Nach einer kleinen Stärkung fährt man selbst mit dem Auto wieder hinauf in den Ort. Insgesamt drei Rennradler kommen entgegen, zwei in gemäßigtem Tempo. Der dritte, der sich mit Gottvertrauen äußerst rasant in die Kurve legte, kann von Glück reden, dass der Autofahrer auf dieser Strecke grundsätzlich auf Überholmanöver verzichtet - und auch kein Bierlaster entgegenkam.

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