Kreis und quer:Kehr ein, o Herr, im Sportpark

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Gottes Liebe lässt sich überall erfahren, sogar im Stadion der Spielvereinigung Unterhaching.

Kolumne von Udo Watter, Landkreis München

Eigentlich ist Gott überall zuhause. Man könnte sogar sagen, dass er Hauseigentümer im ganzen Universum ist. Schließlich hat er, der Allmächtige, das Universum selbst geschaffen und aufgebaut, eventuell unter Zuhilfenahme des Urknalls. Er hat an sieben Tagen aus dem Vollen geschöpft, Leben, Licht und Liebe in die Welt gebracht. Gleichwohl stellt sich vielleicht mitunter auch Priestern oder anderen Menschen, die mit allen Weihwassern gewaschen sind, die Frage, ob Gott sich in seiner Dreifaltigkeit an manchen Orten besonders heimisch fühlt: Man stellt sich etwa den Heiligen Geist vor, wie er wohlig im Herrgottswinkel eines bayerischen Wirtshauses döst. Oder das Jesuskind, das sich strahlend im Kripperl zu Bethlehem räkelt und von Myrrhe träumt. Und natürlich Gottvater, der im Petersdom oder der St. Paul's Cathedral liebäugelnd auf die Gläubigen blickt.

Naturgemäß gelten Kirchen als bevorzugte Einkehrorte Gottes, aber es müssen nicht zwingend Kathedralen, Dome und Münster sein, die zu hohen transzendenten Besuchen anregen. Der Landkreis München etwa beherbergt keine pompösen Groß-Basiliken, kann aber mit ein paar hübschen, historisch bedeutsamen und einladenden Exemplaren aufwarten: von St. Aegidius in Keferloh über St. Emmeram in Kleinhelfendorf bis zu Maria Sieben Schmerzen in Haar, der Waldkirche in Planegg oder St. Valentin in Unterföhring. Manchmal ist das Haus Gottes freilich auch ein Fußballstadion, was gerade dann kein Nachteil ist, wenn das hohe Fest der Liebe mit einem Zwischenhoch von Corona zusammenfällt. In Unterhaching, wo mit St. Korbinian ein weiteres Kirchenkleinod steht, wird es jedenfalls am 24. Dezember einen "Heiligabend im Stadion" geben. Mit bis zu 1500 Zuschauern in der Spielstätte der Spielvereinigung Unterhaching rechnet der zuständige Pfarrer Axel Windecker. Für Gott quasi ein "Finale dahoam", unter freiem Himmel, inklusive Anmeldepflicht für die Zuschauer.

Sich anmelden, reservieren, Maske tragen, Impfnachweis, auf Abstand sitzen oder, wer sich das sparen und trotzdem kerzengerade Gottesdienst feiern will, von zuhause aus per Live-Streaming teilnehmen - so sehen heuer die Rahmenbedingungen rund um Christmette und Weihnachtsandachten aus. Eine bekannte Zeichnung des Karikaturisten F.K. Waechter mit dem Titel "Kirchendialog", bei der eine Kirche zur anderen sagt "Weihnachten sind wir wieder voll wie Strandhaubitzen", dürfte heuer also nicht ganz so gut passen.

Transzendentale Leere oder Horror Vacui drohen trotzdem nicht. Wer Gott und dem Christkind nahe sein, sich mit spiritueller Liebe beschwipsen oder vom Weihnachtsgeist beseelen lassen will, der braucht keine harte Gebetsbank oder den Geschmack echter Hostien. Da Gott überall zuhause ist, ist auch jeder Winkel des Landkreises ein Herrgottswinkel. Und wer die Weihnachtsbotschaft verinnerlicht hat, für den ist auch außerhalb des Unterhachinger Stadions jeder Schuss ein Schuss in den Herrgottswinkel. Liebe.

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