Gymnasium Garching:Entwarnung nach Großeinsatz

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  • Als eine Frau von einem Mann mit Waffe berichtet, der sich nach einer Schule erkundigt hat, schlägt die Polizei Alarm und löst in Garching bei München einen Großeinsatz aus.
  • Am frühen Nachmittag konnte die Polizei Entwarnung geben. Es gebe "keine konkrete Gefährdung".

Von Martin Bernstein und Gudrun Passarge, Garching

Große Aufregung in Garching, verstörte Schulkinder, Eltern in Angst: Mit einem Großaufgebot war die Polizei am Dienstagvormittag in der Stadt präsent, Streifenwagenbesatzungen hatten insbesondere die Umgebung der Schulen im Auge. Vor dem Werner-Heisenberg-Gymnasium stand noch bis zum frühen Nachmittag ein Streifenwagen. Zu diesem Zeitpunkt erwies sich das massive Aufgebot aber als reine Vorsichtsmaßnahme, ausgelöst durch den Anruf einer Frau. Es gebe, meldete die Polizei gegen 14.30 Uhr via Twitter, "keinerlei Hinweise auf einen bewaffneten Mann an einer Schule in Garching".

Vorausgegangen war um 10.15 Uhr der Anruf einer Frau bei der Polizei. Im Keller ihres Hauses habe sie einen Mann - möglicherweise mit Waffe - angetroffen, der sich nach Schulen erkundigt habe, erzählte die Frau den Beamten. Dann brach der Telefonkontakt ab. Die Polizei verfolgte den Anruf zurück und versuchte, erneut Kontakt zu der Frau aufzunehmen.

Anruferin war in Ohnmacht gefallen

Als das nicht gelang und die Anruferin auch ihre Wohnungstüre nicht öffnete, drangen die Beamten in die Wohnung direkt gegenüber dem Gymnasium ein - und fanden die Frau ohnmächtig, aber unverletzt am Boden liegend. Fremdverschulden konnte rasch ausgeschlossen werden, sie war gestürzt. Als die Frau aus ihrer Ohnmacht erwachte, stand sie unter Schock und musste mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Sie konnte nach Polizeiangaben erst am Nachmittag befragt werden, konnte aber nur vage Angaben zu dem Mann machen, der sie angeblich bedroht hatte. Sicherheitshalber, wie Polizeisprecher mehrfach betonten, war inzwischen ein Großeinsatz gestartet worden. Die Suche galt einer nicht näher beschriebenen "verdächtigen Person", die Aufmerksamkeit insbesondere dem Umfeld der Garchinger Schulen. Auch eine Tiefgarage wurde abgesucht. Der Einsatzleiter informierte nach Polizeiangaben einen Mitarbeiter der Liegenschaftsabteilung des Garchinger Rathauses und dieser dann die beiden Schulen, dass wegen des Einsatzes die Schüler in der Pause nur den hinteren Schulhof benützen dürften. Von einem bewaffneten Mann sei dabei nicht die Rede gewesen. Nach Absuchen des Geländes beschränkte sich die Polizei auf massive Streifentätigkeit. Nach Auskunft eines Polizeisprechers wurden keinerlei Evakuierungen oder weitere Absperraktionen angeordnet. Das Werner-Heisenberg-Gymnasium erfuhr nach eigenen Angaben dagegen von dem Polizeieinsatz durch den Anruf einer Mutter, die wegen der Absperrung rund um das Gebiet nicht in die Schule hineinkam. Nachfragen bei Einsatzkräften hätten dann die klare Aussage ergeben, dass die Schule geschlossen zu halten sei. Tatsächlich wurde die Schließanlage auch erst wieder nach einer Entwarnung der Polizei geöffnet, heißt es von Seiten der Schule. Der Direktor legt Wert auf die Feststellung, dass an der Schule selbst nichts passiert sei. "Es war keine fremde Person bei uns in der Schule", schreibt Direktor Martin Eidenschink in einer Mail an die Eltern. Schüler und Lehrer seien "aus Sicherheitsgründen entsprechend der Vorgaben der Polizeibeamten informiert und die Schule vorübergehend geschlossen gehalten" worden. Alle Beteiligten hätten sich in dieser außergewöhnlichen Situation optimal verhalten. "Die Kinder hatten wirklich Angst", erzählt eine Mutter, deren Sohn aufgeregt nach Hause kam und von dem Vorfall erzählte. Der Direktor habe in einer Durchsage von einer bewaffneten Person gesprochen. Schüler und Lehrer seien aufgefordert worden, in den Räumlichkeiten zu bleiben und auch nicht ans Fenster zu gehen. Die Kinder, so berichtet die Mutter, hätten daraufhin drei Schulstunden in der Turnhalle ausharren müssen und weiter Ballspiele gespielt, bevor die Entwarnung kam.

Lehrer beruhigten die Kinder

Eine andere Mutter berichtet, ihre Tochter habe sich nicht bedroht gefühlt nach der Durchsage, eine Klassenkameradin jedoch habe geweint. Der Unterricht habe einigermaßen normal stattgefunden, der Lehrer habe beruhigend auf die Kinder eingewirkt. In der sechsten Stunde dann musste die Klasse sogar noch eine Englischarbeit schreiben, wie die Tochter berichtete, als per Durchsage die Entwarnung kam.

Durch eine SMS ihrer Nichte an die Oma erfuhr eine dritte Mutter von dem Vorfall. Sie versuchte daraufhin selbst, mit ihren Kindern per SMS Kontakt aufzunehmen, ohne Erfolg. "Ich bin dann gleich zur Schule, das war gegen halb eins, da standen noch zwei Polizeiwagen vor dem Wohnblock neben der Schule." Dort erfuhr sie auch, dass der Einsatz nichts mit der Schule zu tun hatte, die Schule aber aus Sicherheitsgründen informiert worden sei. Am Nachmittag berichtete ihr Sohn, dass es "schon ein wenig unheimlich" gewesen sei. "Das hat uns allen einen gehörigen Schreck versetzt", sagt die Mutter. Die Polizei setzt derweil ihre Ermittlungen zu dem mysteriösen Vorfall und ihre verstärkte Streifentätigkeit in Garching fort, auch mit Zivilbeamten.

© SZ vom 04.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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