Sauerlach:Sportanlagen könnten Schulbau verhindern

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Über die Energiestraße am Geothermie-Kraftwerk könnte der neue Ortsteil Sauerlach Ost samt Gymnasium künftig angefahren werden. (Foto: Claus Schunk)

Zu dem geplanten Gymnasium wird dem Gemeinderat an diesem Dienstag ein Lärmgutachten vorgelegt - es könnte die Diskussionen um den Standort weiter anheizen.

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Ein Gutachten soll in der Regel Klarheit bringen und Entscheidungsträgern als Grundlage dienen, ein Projekt voranzutreiben oder ad acta zu legen. Ob die Studie, die den Sauerlacher Gemeinderäten an diesem Dienstagabend vorgelegt wird, aber die notwendige Eindeutigkeit bringt, darf angezweifelt werden. Das Lärmgutachten über die Realisierbarkeit eines Gymnasiums kommt zwar zu der Erkenntnis, dass der von der Mehrheit des Gemeinderats gewünschte Standort im geplanten Ortsteils Sauerlach Ost möglich ist; eine Nutzung der vorhergesehenen Sportstätten aber wäre demnach mit deutlichen Einschränkungen verbunden.

Vor allem Letzteres bestärkt bei Klaus Widmann den Verdacht, dass der Widerstand gegen den Bau der Schule innerhalb des Gemeinderats und vor allem bei Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) weiter groß ist. Widmann und sein Bruder, denen die infrage kommenden Grundstücke gehören, haben vor zwei Jahren eigene Pläne für die Entwicklung des Areals samt Wohnbebauung, Ärztezentrum, Kita und Gewerbe vorgelegt. Bereits damals, so Widmann, habe der Architekt klargemacht, dass der von Bogner und dem Gemeinderat favorisierte Standort für die Schule zu nah an der Wohnbebauung liegen würde.

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Dabei ist der Lärm Widmann zufolge gar nicht so sehr das Problem, eher seien es zu erwartende Lichtemissionen. "Das Licht ist ein absolutes K.-o.-Kriterium für den Standort. Da muss nur ein Anwohner klagen", so der Investor. "Darauf haben wir die Bürgermeisterin auch tausendmal hingewiesen. Aber auch jetzt hat sie die Lichtemissionen nicht prüfen lassen - das ist eine reine Verzögerungstaktik." Bogner, so Widmann, wolle das Gymnasium in Sauerlach schlichtweg nicht. "Sie will die Schule scheitern lassen. Anders kann ich mir das nicht erklären, wenn ich von vornherein einen Standort priorisiere, bei dem ich mich angreifbar mache."

In dem Gutachten, welches das Planegger Büro Müller-BBM erstellt hat und das der SZ vorliegt, wurde einerseits untersucht, welche Auswirkungen die Schule - vor allem die geplanten Sportanlagen - auf die Wohnbebauung am Wiesenring haben würde; andererseits wie sich das bestehende Gewerbe lärmtechnisch auf die Schule auswirkt. Derzeit ist vorgesehen, dass der Schulbau als Puffer zwischen Wohnhäusern und Sportanlagen fungiert; dadurch könnten alle Emissionsvorgaben eingehalten werden. Auch der Schulbetrieb selbst würde durch die angrenzenden Betriebe nicht beeinträchtigt.

Die Sportanlagen sollen auch von den örtlichen Vereinen genutzt werden

Allerdings könnten die Sportanlagen nur eingeschränkt genutzt werden, vor allem an Wochenenden, wenn sie den Vereinen offenstehen sollen. So seien etwa Fußballspiele mit mehr als 100 Zuschauern an dem Standort aus Lärmschutzgründen kaum zu realisieren. Auch eine Nutzung der Sportanlagen über 22 Uhr hinaus komme nicht infrage. Zudem bräuchte es für Kulturveranstaltungen in der Schule, die ebenfalls länger als bis 22 Uhr dauern, eine separate Prüfung.

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Weil sich Bürgermeisterin Bogner nicht mit den Investoren einig wird, steht das bereits genehmigte Gymnasium in Sauerlach auf der Kippe. Beide Seiten betonen, dass sie hinter dem Projekt stehen - und geben sich gegenseitig die Schuld, dass nichts vorangeht.

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All diese Faktoren, das fehlende Gutachten zu Lichtemissionen sowie die Tatsache, dass die Bürgermeisterin mit ihm und seinem Bruder nach wie vor keinen Kontakt aufgenommen habe, lassen für Klaus Widmann nur einen Schluss zu: "Es wird durch die Bürgermeisterin weiter auf Zeit gespielt. So wird eine für Sauerlach einmalige historische Chance verspielt." Der Landkreis, so Widmann, werde sich zeitnah nach Alternativen in anderen Gemeinden umsehen.

Rathauschefin Bogner hatte zuletzt im November ein Alternativ-Grundstück im Norden Sauerlachs an der Otterloher Straße ins Spiel gebracht und betont, dass sie als ehemalige Gymnasiallehrerin klar für den Schulbau sei. Allerdings unter der Bedingung, dass die damit einhergehende Wohnbebauung für den Ort verträglich sei. Der Gemeinderat hatte vergangenes Jahr den Zuzug im geplanten Ortsteil Sauerlach Ost auf etwa 400 Menschen gedeckelt. Neue Gewerbeansiedlungen sind im Gemeinderat und bei der Bürgermeisterin dagegen unumstritten angesichts der schwierigen finanziellen Situation der Gemeinde.

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