Ortsentwicklung:Sauerlach fährt beim Gymnasium zweigleisig

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Bisher war nur das Gelände nördlich der Hofoldinger Straße als Standort für eine neues Gymnasium in Sauerlach im Gespräch. Nun gibt es offenkundig eine weitere Alternative. (Foto: Claus Schunk)

Bürgermeisterin Bogner bestätigt, dass die Gemeinde auch über ein weiteres mögliches Grundstück für die Schule verhandelt.

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Im Sauerlacher Gemeinderat hat sich am Dienstagabend ein Eklat ereignet, der die Debatte um den Bau des neuen Gymnasiums und die damit verbundene Bebauung befeuern dürfte. In der Bürgerfragestunde enthüllte der als Zuhörer anwesende Matthias Zwiener, dass die Gemeinde offenkundig in Verhandlungen über den Ankauf eines weiteren, alternativen Grundstücks für die weiterführende Schule steht. Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung, UBV) bestätigte dies zwar, übte aber harsche Kritik daran, dass sensible Informationen aus nichtöffentlichen Sitzungen des Gemeinderats über Grundstücksverhandlungen durchgestochen worden seien.

Bisher lag der Fokus in der öffentlichen Debatte über den Neubau eines Gymnasiums ausschließlich auf dem Areal nördlich der Hofoldinger Straße im Osten von Sauerlach. Dort plant ein Investor, einen komplett neuen Ortsteil zu errichten, in dem neben der neuen Schule ein Ärztezentrum, Sportplätze, eine Kindertagesstätte und vor allem Wohnhäuser entstehen sollen. Zwar herrscht im Gemeinderat Einigkeit über die Errichtung des Gymnasiums, insbesondere über das Ausmaß der Wohnbebauung aber gibt es unterschiedliche Auffassungen. Nicht zuletzt Rathauschefin Bogner hat immer wieder deutlich gemacht, dass sie die Schaffung neuen Wohnraums für möglicherweise mehr als tausend Menschen kritisch sieht. Die CSU im Gemeinderat hatte ihr deshalb unlängst Panikmache und auch Zögerlichkeit vorgeworfen, weil die Verhandlungen mit dem Grundstückseigentümer und Investor noch nicht abgeschlossen seien.

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Die nun öffentlich gewordene Alternative könnte eine völlig neue Dynamik in die städtebauliche Diskussion bringen. Zwiener, der für sich selbst in Anspruch nimmt, als Whistleblower zu fungieren, ist dabei kein Unbekannter. Bereits in der Diskussion um den Bau eines Krematoriums in der Gemeinde hatte er gegen das Projekt Stimmung gemacht, unter anderem mit einer Homepage, und zudem eine Bürgerinitiative gegründet. Sein Einsatz blieb dabei nicht erfolglos: Der Gemeinderat stoppte das Projekt entgegen seiner anfänglichen Zustimmung im September vergangenen Jahres.

Auch diesmal hat Zwiener wieder eine Homepage aufgebaut und trägt dort Informationen zusammen, aus "erster Hand", wie er auf der Seite behauptet. Dort ist auch eine Karte zu sehen, auf der Zwiener einen Alternativstandort für das neue Gymnasium markiert hat - und zwar auf einem Grundstück nördlich des Hauptortes Sauerlach an der Otterloher Straße. Im Gemeinderat kritisierte er, dass ein Umschwenken auf einen anderen Standort den Bau des Gymnasiums erheblich verzögern würde. "In eine neue Planung zu gehen, ist nicht zielführend", sagte Zwiener. "Ich hätte gerne, dass das Gymnasium vorangeht. Denn es ist ein Prestigeobjekt für die Gemeinde."

"Mit solchen Aktionen wird das Misstrauen eher steigen"

Der Auftritt des selbst ernannten Whistleblowers wurde im Gemeinderat teils äußerst gereizt zur Kenntnis genommen. UBV-Gemeinderat Götz von Borries sagte, das Gremium werde sich keinesfalls unter Druck setzen lassen: "Mit solchen Aktionen wird das Misstrauen eher steigen. Und das Ganze wird nicht beschleunigt, wenn Sie uns so vorführen wollen." Es sei klar geregelt, was in einem Gemeinderat öffentlich und was unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprochen wird, so Borries. "Die Öffentlichkeitsbeteiligung setzt dann ein, wenn bestimmte Beschlüsse gefasst werden, aber nicht, wenn jemand wie Sie so eine demagogische Homepage aufmacht."

Um welches Grundstück es sich bei dem Alternativstandort handelt, wollte Rathauschefin Bogner nicht konkretisieren, eben weil noch Verhandlungen liefen. Sie werde sehr bald mit dem Investor für das Neubaugebiet Sauerlach-Ost sprechen und auch mit dem Besitzer eines weiteren Areals. "Wenn man mehrere Grundstücke zur Verfügung hat, muss man sich für eines entscheiden. Und das tut nur der Gemeinderat", sagte die Bürgermeisterin. Unterstützung erhielt sie dabei von Grünen-Gemeinderat Wolfgang Büsch. "Es ist wichtig zu erkennen, dass es für den Ort eine sehr bedeutende Entscheidung ist. Und wir wollen dabei sorgsam abwägen", sagte Sauerlachs Dritter Bürgermeister an Zwiener gewandt.

"In allen Parteiprogrammen steht, dass wir den Ort sorgsam entwickeln wollen. Aber in einigen Jahren wird das Gymnasium stehen - und dann wird nur wichtig sein, wo es steht." Denn die Entscheidung darüber, dass Sauerlach ein Gymnasium bekommt, ist längst gefallen. Die Genehmigung durch das Kultusministerium für eine weiterführende Schule liegt bereits seit Februar vergangenen Jahres vor.

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