Das Sauerlacher "Leberkas Stüberl" im Tankhof an der Hofoldinger Straße genießt im südöstlichen Landkreis München einen fast schon legendären Ruf. Biker und Trucker treffen sich an der Tankstelle, Oldtimer-Fans sind hier ebenso zu Hause wie Familien mit Kindern, wenn am eigens aufgebauten Stand im Winter Glühwein und Kinderpunsch ausgeschenkt werden. Und wenn es nach Inhaber Franz Ritz geht, soll der Tankhof künftig auch zum Mekka für Besitzer von Elektroautos werden.
Einen entsprechenden Bauantrag hat der Tankstellenbetreiber längst eingereicht, und die Gemeinde steht auch hinter dem Vorhaben: Auf dem Areal direkt am östlichen Ortseingang sollen neben einem Aufenthaltsraum, behindertengerechten Toiletten, einem Lagerraum, einer Garage und einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach auch acht E-Ladesäulen für Autos entstehen. Doch vorerst hat das Münchner Landratsamt als übergeordnete Behörde Ritz einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Grund: Die vorgegebenen Abstände zu den angrenzenden Grundstücken würden nicht eingehalten.
Diese Begründung gefällt im Sauerlacher Gemeinderat nicht jedem. Michael Hohenleitner von der CSU sagte der SZ, die Argumentation sei kaum nachzuvollziehen: "Hier will jemand etwas für die Energiewende voranbringen und wird dann so ausgebremst." Dennoch musste sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung erneut mit dem Vorhaben auseinandersetzen. Dabei begrüßte Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung), dass die Architektin die Pläne für den umfangreichen Ausbau überarbeitet habe und Grenzen eingehalten würden. "Wir hoffen, dass es so jetzt reicht und durchgeht", sagte Bogner.
Die Gemeinde Sauerlach könnte mit dem Aufbau von acht weiteren E-Ladesäulen auf dem Tankhof zum absoluten Vorreiter beim Thema E-Mobilität werden. Denn bereits vor zwei Jahren sind direkt gegenüber der Tankstelle auf dem Parkplatz des Gartencenters Dehner fünf Ladepunkte mit jeweils zwei Steckern in Betrieb gegangen - dort können also zehn Fahrzeuge parallel aufgeladen werden. An diesen Ultraschnell-Ladestationen dauert es nur etwa eine halbe Stunde, bis die Autos wieder mit grünem Strom aufgetankt sind.
Sauerlach liegt günstig, um auswärtige Besitzer von Elektrofahrzeugen anzulocken; im Osten führt die Salzburger Autobahn vorbei, im Norden die A995 - und der Ort wird ohnehin von viel Durchgangsverkehr in Richtung München und Oberland befahren. Dennoch stellt sich manchem die Frage, ob es angesichts des schleppenden Ausbaus der E-Mobilität eine derartige Konzentration von E-Ladepunkten braucht. Bürgermeisterin Bogner führt ganz praktische Gründe an, die für Ladesäulen beim Tankhof sprächen. Wenn etwa auf dem Parkplatz des Gartencenters Flohmärkte oder andere Veranstaltungen stattfänden, könnten die Halter von E-Fahrzeugen eben auf die Ladepunkte bei der Tankstelle ausweichen. Und auch der begleitende Aufbau von behindertengerechten Toiletten beim "Leberkas Stüberl" sei absolut wünschenswert, betont die Rathauschefin.