Feuerkatastrophe:Eine Gemeinde in Moll

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Eine Plane ersetzt derzeit am Alten Rathaus in Sauerlach notdürftig Teile des Daches, die seit dem Brand fehlen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Beim Brand des Alten Rathauses in Sauerlach kam nicht nur der Maler Maximilian Seitz ums Leben, es wurden auch Instrumente und Räume der Musikschule zerstört. Die Ursache ist weiter unklar.

Von Wolfgang Krause und Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Mehrere Tage haben Mitarbeiter der Münchner Kriminalpolizei im Alten Rathaus in Sauerlach jedes noch so kleine Detail untersucht - fündig geworden aber sind sie nicht. Damit bleibt ungeklärt, wie es zu dem verheerenden Brand in dem denkmalgeschützten Gebäude kommen konnte, der in der Nacht auf den vergangenen Freitag ausgebrochen ist und bei dem der über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte Maler Maximilian Seitz im Alter von 83 Jahren sein Leben verloren hat. "Es ist einfach alles zu stark verbrannt. Die Ermittler haben keine Brandursache finden können", sagt Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner - und fügt noch an: "Es ist alles ein Wahnsinn."

Vor allem für die örtliche Musikschule, die im Obergeschoss des Gebäudes zwei große Räume hat, sind die Folgen des Brandes eine Katastrophe. "Im südlichen Teil ist die Decke eingestürzt", berichtet Leiterin Bettina Fuchs. "Unsere Harfen ragten aus den Trümmern." Auch die Hackbretter, die Früherziehungsinstrumente sowie ein Klavier wurden laut Fuchs zerstört.

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(Foto: Privat)

Bei dem Brand wurde ein Klavier ...

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... und eine Harfe zerstört.

Der Konzertflügel, der in dem anderen, weniger betroffenen Raum stand, wurde von Löschwasser arg in Mitleidenschaft gezogen. Fuchs hätte ihn gerne sofort aus dem Gebäude geholt, aber das war wegen der Einsturzgefahr nicht möglich. Die Musikschulleiterin hofft dennoch, dass der Flügel gerettet werden kann. "Manchmal machen Instrumente das mit", sagt sie. Insgesamt schätzt Fuchs den Schaden für die Musikschule auf etwa 100 000 Euro.

Auch die zerstörten Räume werden der Musikschule fehlen, wenn der Lockdown wieder aufgehoben wird. Gerade während der Pandemie habe man bisher den großen Saal häufig für den Musikunterricht genutzt, um möglichst viel Abstand zwischen Lehrern und Schülern zu gewährleisten, sagt Fuchs. Als "Glück im Unglück" bezeichnet sie, dass das Büro der Musikschule vor fünf Jahren aus dem Alten Rathaus ausgezogen sei und nun im ehemaligen Forsthaus untergebracht sei, wo auch weitere, kleinere Unterrichtsräume zur Verfügung stehen.

Damals zogen Teile der Gemeindeverwaltung aus dem benachbarten neuen Rathaus in die frei werdenden Räume des Altbaus, die nun ebenfalls nicht mehr benutzt werden können, weil sie durch Löschwasser beschädigt wurden. Das Wasser habe in dem Gebäude gestanden, aus dem zweiten Stock habe es geschüttet, erzählt Bürgermeisterin Bogner.

Zwar konnten wichtige Akten des Standesamtes gerettet werden; die Mitarbeiter des Standesamtes aber seien mittlerweile aus "ihren schönen Büros" aus dem Alten Rathaus in den Neubau umgezogen. "In den Keller", wie Barbara Bogner sagt; der sei zwar nicht so schön, aber zumindest habe jetzt jeder einen warmen Arbeitsplatz. Zudem habe die Verwaltung technisch noch einmal nachgerüstet und die Kapazitäten für das Home-Office erweitert. "Jeder, der das möchte und nicht zwingend im Rathaus präsent sein muss, kann auch ins Home-Office gehen", sagt die Bürgermeisterin.

Immerhin muss das Alte Rathaus nach Meinung von Experten nicht abgerissen werden. "Wir werden bald den Denkmalschutz einbinden und einen Architekten suchen. Denn wir wollen das Alte Rathaus natürlich erhalten", sagt die Rathauschefin. Zunächst aber gilt es, weitere Schäden zu verhindern. Teile des Dachstuhls mussten am vergangenen Wochenende von den Einsatzkräften abgerissen werden, um zu verhindern, dass sich die letzten verbliebenen Glutnester noch einmal entfachten.

"Das derzeit noch mit einer Plane abgedeckte Dach müssen wir erst einmal dicht kriegen", sagt Bogner, so könne die Substanz des aus dem Jahr 1876 stammenden Gebäudes erhalten bleiben, das zwischen 1966 bis 1983 als Rathaus diente und davor das Sauerlacher Schulhaus war. Bleibt nur noch zu klären, wer für den Schaden aufkommt. Bürgermeisterin Bogner sagt, sie hoffe doch sehr und gehe davon aus, dass es ein Versicherungsfall sei.

Auch Musikschulleiterin Fuchs erwartet Geld von der Versicherung. Weil diese voraussichtlich aber nur den Zeitwert der Instrumente bezahlt, will sie eine große Spendenaktion starten. Denn im nächsten Jahr wird die Musikschule Sauerlach-Brunnthal 50 Jahre alt, was eigentlich groß gefeiert werden sollte. Wer die Einrichtung bereits jetzt unterstützen will, kann das unter anderem über einen Spenden-Button auf der Homepage tun.

Dass noch Schlimmeres verhindert werden konnte, ist vor allem den Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehren aus Sauerlach, Arget, Altkirchen, Hofolding, Brunnthal, Taufkirchen, Siegertsbrunn, Unterhaching sowie der Kreisbranddirektion, dem Rettungsdienst, der Polizei und dem ABC-Zug München-Land zu verdanken.

Gegen 5 Uhr war am Freitagmorgen das Feuer im Alten Rathaus ausgebrochen. Minuten später waren die ersten Einsatzkräfte da und verhinderten, dass sich der Brand auf die angrenzenden Gebäude wie das neue Rathaus ausbreitete. "Wir müssen froh sein, dass in keinem einzigen Nachbargebäude auch nur eine Fensterscheibe zersplittert ist", sagt Bogner. "Alle Feuerwehrler, mit denen ich gesprochen habe, haben mir gesagt, dass das Feuer dann aufgrund der großen Hitze sofort übergesprungen wäre."

Bis in den Freitagabend hinein kämpften die Feuerwehren nicht nur gegen den Brand. Die Einsatzkräfte suchten auch nach dem 83-jährigen Maximilian Seitz, der in einer Wohnung unter dem Dach zuhause war. Sie fanden ihn Freitagmittag gegen 11.45 Uhr leblos in seiner Wohnung.

© SZ vom 21.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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