Reiseziel Landkreis:Übernachten beim Schnitzel-Werner

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Der Landgasthof Schmuck soll abgerissen und durch einen Hotelneubau ersetzt werden. (Foto: Angelika Bardehle)

Wiesnbesucher, Firmenkunden und Urlauber: Die Zahl der Übernachtungen steigt im Landkreis so wie die der Gästebetten. Vorhaben in Hofolding und Brunnthal werfen die Frage auf, wann Grenzen erreicht werden.

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Ganz egal, wo sie hinfahren. Ob in den Urlaub im Süden oder zurück ins Rheinland, nach Holland oder in die Uckermark. Der Schnitzel-Werner in Hofolding ist vielen Urlaubsreisenden ein fester Begriff. Ein Zwischenstopp in der nahe der Salzburger Autobahn gelegenen Gaststätte ist im Reiseplan fest eingeplant. Die Riesenschnitzel locken vor allem in der Urlaubssaison die Kundschaft an. Doch alleine dabei soll es nicht bleiben.

Denn Inhaber Franz Schmuck hat Pläne. Er will das alte Wirtshaus, das er im Jahr 2007 übernommen hat, abreißen und ein Hotel mit 150 Betten samt Gasthof an dessen Stelle errichten. Im Brunnthaler Rathaus verfolgt man die Pläne mit gemischten Gefühlen.

Nicht, dass man es nicht begrüßen würde, wenn ein Gastronom investiert und versucht von dem wachsenden Hotelgeschäft in der Region etwas abzubekommen. Es sind ja nicht nur die Durchreisenden, die Rast machen und manchmal ein paar Tage zum Kurzurlaub bleiben. München boomt in vielfacher Hinsicht. Dank Messe, Oktoberfest und vieler Hightech-Firmen sind Betten gefragt. Auch die Gemeinde setzt Hoffnungen darauf. Sie hat nur ein paar Kilometer von Hofolding, in Brunnthal-Ort, den alten Gasthof Lutterschmid gekauft. Dieser Tage wird das alte Gemäuer abgerissen, um Platz für ein Wirtshaus mit einem Hotel mit 60 Betten zu machen.

Von Schmucks Absichten weiß Bürgermeister Stefan Kern (CSU) seit längerem. Konkrete Pläne kennt er nicht. Doch er glaubt, dass beide Hotels gut nebeneinander existieren können. Schmuck ziele auf die weit gereiste Kundschaft, sagt Kern. Die Gemeinde wolle in erster Linie ein Gasthaus für die Brunnthaler, und das Hotel solle wirtschaftlich helfen, den Betrieb zu sichern.

Der Bürgermeister sieht dem Vorhaben mit Freuide entgegen

Beides ergänze sich, das sehe er genauso wie Schmuck, sagt Kern, dessen Vorhaben er "mit Freude" entgegensieht, wie er beteuert. Schmuck selbst zeigt sich überzeugt, dass beide Hotels gut nebeneinander existieren können. "Die Lage ist so attraktiv, da muss man nicht von Konkurrenz sprechen." Aber es gibt auch andere, die die wachsende Hoteldichte in und um Brunnthal nachdenklich stimmt. CSU-Fraktionschef Thomas Mayer sagt zum Hotel in Hofolding: "Ich kann mir schon vorstellen, dass das eine Konkurrenz wäre."

Die Zahlen zeigen auf jeden Fall, dass es Bewegung gibt in der Branche. Zwar hat sich die Zahl der Hotels und Pensionen im Landkreis München mit 149 von 2003 bis 2014 (150) kaum verändert. Doch die Betriebe sind gewachsen. Gab es 2003 noch 10 500 Gästebetten im Landkreis, sind es aktuell, Stand September 2014, knapp 13 800. Dem steht freilich eine wachsende Zahl an Übernachtungen gegenüber. 333 000 zählte das Landesamt für Statistik im Januar 2015 im Münchner Umland, 9,1 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Es ist ein Zuwachs, von dem der Hotelier und Gastronom Franz Schmuck profitieren will. Er errichtet "aufgrund der großen Zimmernachfrage", wie er auf seiner Homepage schreibt, gerade nur acht Kilometer von Hofolding entfernt neben seinem Stammhaus in Arget, Gemeinde Sauerlach, bereits ein Hotel mit 30 Zimmern und zehn Appartements. Es läuft rund auf der Baustelle. Schmuck hat seine wahre Freude an dem Werk, das im Herbst, zwei Wochen vor dem Oktoberfest, fertig werden soll. Die Zimmer sind für die Wiesn und eine Messe im Herbst fest vergeben. Er liebe es, unter gewissem Druck zu arbeiten, sagt Schmuck. Die Termine würden mit Sicherheit gehalten.

Bei dem Projekt in Hofolding will Schmuck in nächster Zeit auch vorankommen. Der Architekt habe Pläne gezeichnet, demnächst werde er mit diesen in den Gemeinderat gehen. Baugeld sei günstig, sagt Schmuck, und der richtige Zeitpunkt gekommen, um in Hofolding anzupacken. Auf 3000 Quadratmeter Grund soll dann in der Mitte von Hofolding der Neubau entstehen. Die Skizzen, die Bürgermeister Kern vor längerer Zeit einmal gesehen hat, haben diesem ganz gut gefallen. Ein Gebäude im Landhausstil war das. Das wäre eine Aufwertung für Hofolding, sagt Kern. Doch es gehe um die Ortsmitte, um Fragen des Verkehrs und vieles mehr. Die Pläne würden, sobald sie vorlägen, geprüft.

Die eigenen Hotelpläne will Kern am 22. April im Gemeinderat mit den jüngst beauftragten Planern öffentlich, auch mit den Bürgern, diskutieren. Man habe Planer mit Erfahrung im Hotelfach beauftragt, sagt Kern, man habe die Rentabilität des Projekts auch im Blick. Der Gemeinde gehe es mit ihrem Vorhaben nicht um "maximalen Profit", sondern darum, die Ortsmitte zu beleben. Das werde gelingen.

Experten warnen vor überzogenen Hoffnungen

Conrad Mayer, Vorsitzender der Kreisstelle München im Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband, warnt jedenfalls vor falschen Erwartungen. "Wer meint, er muss nur die Tür aufmachen, und die Hütte ist voll, der täuscht sich gewaltig." Es gelte, ein Hotel nicht nur zur Hochsaison zu füllen. Erst jenseits einer Belegungsquote von 65 Prozent schreibe man Gewinne. Nur mit ausgeklügeltem Hotelmanagement und einer guten Präsenz im Internet sei das zu erreichen. Die fast europaweite Bekanntheit des "Schnitzelwirts" in Hofolding geht allerdings noch auf eine Zeit zurück, als es das Internet als Kommunikationsmedium gar nicht gab. Und der Ruf hat Bestand. Brunnthals Bürgermeister Kern hat es selbst erlebt, als er einmal in Husum im Urlaub war. Als er sagte, dass er aus Brunnthal kommt, bekam er nur zur hören: Ach ja, das kennen wir - beim Schnitzel-Werner.

© SZ vom 18.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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