Pullach:Bayerisch-hellenische Zither-Partie

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Zithervirtuose Georg Glasl bei einem Konzert im Kloster Beuerberg. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Im "Tresor Vinum" gibt es ein Festkonzert für Otto von Griechenland mit Werken bekannter Komponisten, aber auch Uraufführungen.

Von Udo Watter, Pullach

Bei aller Liebe zu Pizza, Bellezza und Grandezza sowie der steten Bezeichnung von München als nördlichster Stadt Italiens - es gab mal eine Zeit, da war Griechenland das eigentliche Sehnsuchtsland der Baiern. So sehr, dass König Ludwig I. im Jahr 1825 anordnete, die Schreibweise seines Landes zu ändern und künftig das griechische "y" statt "i" zu verwenden. Die Zeile "Lieber denn Erbe des Throns, wär' ich hellenischer Bürger" aus einem Gedicht von Ludwig ist als Motto einem besonderen Konzert vorangestellt, das am Sonntag, 4. Juni, im Pullacher Tresor Vinum stattfindet.

Kuratiert wird der Abend vom Verein "I Virtuosi ambulanti" und die musikalischen Protagonisten - die Mezzosopranistin Anna Agathonos, die Pianistin Anke Schwabe und der Zithervirtuose Georg Glasl - widmen sich einem kleinen Jubiläum: der historischen Konstellation "190 Jahre Bayern und Griechenland". Der bayerische Prinz Otto, Sohn Ludwigs I., war zwar schon 1832 zum griechischen König gewählt worden, aber angekommen in seinem neuen Königreich in Nafplion ist er erst im Februar 1833.

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Auf dem Programm des "Festkonzerts für Otto I. von Griechenland" stehen neben berühmten griechischen Komponisten wie Manos Hatzidakis große Namen wie Maurice Ravel, Antonín Dvořák und Gaetano Donizetti, zudem weitgehend unbekannte Komponisten aus der romantischen Klassik Griechenlands, aber auch der Zitherspieler und Komponist Joseph Christoph Achleitner (1823 bis 1891), der in Frasdorf im Chiemgau geboren wurde.

Im Geiste Achleitners, der zwölf Jahre lang an Ottos Hof in Athen wirkte, stellt Georg Glasl am Sonntag eigens für dieses Konzert erarbeitete Neuinterpretationen vor. Otto und seine Frau führten in Griechenland einen Musiksalon. "Während seiner Regierungszeit baute er eine bedeutende, heute kaum noch bekannte Musiksammlung auf. Sie ist erhalten und wird in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt. Einige Perlen daraus erklingen am 4. Juni erstmals nach sehr langer Zeit wieder — öffentlich wohl zum ersten Mal überhaupt", so Nicolas Trees, der künstlerische Leiter von "I Virtuosi ambulanti". Die Hauptakzente des Vereins, der übersetzt "Die wandelnden Virtuosen" bedeutet, sind "die Neuerschließung vergessener regionaler Musiktraditionen Europas und die Pflege des Salonopern-Repertoires aus dem 18. und 19. Jahrhundert". Zudem ist der Verein seit seiner Gründung vor 15 Jahren der "griechisch-hellenischen Kultur als unerschöpfliche Inspirationsquelle in ganz besonderem Maße verbunden".

Anna Agathonos und Anke Schwabe sind am Gärtnerplatz-Theater engagiert, Glasl hat die deutschlandweit einzige Professur für Zither an der Musikhochschule München inne. Die Themen "Revolution, Krieg, Befreiung und Freiheit aus griechischer und mitteleuropäischer Perspektive" spielen ebenfalls eine Rolle bei dem Konzert in den atmosphärischen Kellergewölben des Tresor Vinum, das Nicolas Trees moderieren wird. Beginn ist um 19 Uhr, Karten gibt es unter anderem unter Telefon 08041/799 10 18 oder www.virtuosi-ambulanti.de, Infos auch unter https://tresorvinum.de.

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