Umweltbildung:Der kurze Sommer der Schulstraße

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Fahrbahn frei für die Kinder: Halteverbotsschilder stellen sicher, dass am Montag keine Autos auf dem gesperrten Abschnitt der Schulstraße parken. (Foto: Sebastian Gabriel)

Für ein Projekt der Klasse 4b an der Grundschule Pullach wird die Fahrbahn einen halben Tag lang für Autos gesperrt. Rektor Anton Höck hofft, dass das künftig öfter passieren wird.

Von Simon Haslauer, Pullach

Es ist wohl keine Übertreibung zu sagen, dass Pressemitteilungen von Viertklässlern eine Seltenheit sind. Aber die 4b der Grundschule Pullach hat bei der Organisation ihrer "Sommerstraße" ordentlich Hand angelegt - nicht nur bei der Pressearbeit. "So gut wie alles" hätten die Schülerinnen und Schüler selbst gemacht, berichtet Schulleiter Anton Höck.

Autofrei, schattig und kindgerecht - unter diesem Motto stand der Montag für die Grundschule. So ist kurzerhand aus der Schulstraße in Pullach für einen Tag eine "Sommerstraße" geworden. Mit der Sperrung der Straße wollen die Kinder auf die Vorteile von autofreier Mobilität und rücksichtsvolles Fahren aufmerksam machen. Aber das Projekt hat auch eine politische Komponente: Ende April ist das Naturerlebniszentrum Burg Schwanek für eine Kooperation im Rahmen des Modellprojekts "Resilient und demokratisch Zukunft gestalten" auf die Schule zugekommen. "Dann wurde schnell klar, dass daraus ein Projekt für Umwelterziehung werden könnte", sagt Höck.

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Begeistert erklärte sich die Klasse 4b bereit, die Organisation zu übernehmen. Seit den Pfingstferien hatten die Kinder fast wöchentlich am Programm und der Organisation der Sommerstraße gearbeitet. Um die Genehmigung für die Straßensperrung einzuholen, statteten die Viertklässler dem Pullacher Rathaus einen Besuch ab. Ursprünglich war die Sommerstraße vor dem Eiscafé am Kirchplatz geplant, eine Vier-Wochen-Frist der Behörde hat den Schülerinnen und Schülern jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Da haben die Kinder die Erfahrung gemacht, dass man auch an Grenzen stößt", sagt Rektor Höck.

Kurzerhand wurde das Projekt in die Schulstraße direkt vor dem Schulhof verlegt. Die Bedingung des Rathauses: Die Anwohner müssen eine Zustimmungserklärung abgeben, damit die Straße von 7 bis 14 Uhr gesperrt werden darf. "Auch dafür haben die Kinder gesorgt", so Höck. Von Haus zu Haus sind die Schülerinnen und Schüler gegangen und haben sich die Unterschriften von allen Anwohnern persönlich abgeholt.

Während der Aktion macht der Klimabus des Naturerlebniszentrums an der Schule Station. (Foto: Sebastian Gabriel)

Am Montag konnte es in der Schulstraße dann losgehen. Während die Straße für Autos gesperrt war, wurde die Fahrbahn unter anderem für einen Flohmarkt, zahlreiche Spiele und den Klimabus des Naturerlebniszentrums ausgiebig genutzt. Alle Stationen sollten einen Bezug zu dem Projektziel haben: politische und Umweltbildung. In mehreren Runden hatten alle Klassen der Grundschule die Möglichkeit, die Sommerstraße für mindestens eine halbe Stunde zu erkunden.

Die Zwillingsschwestern Maja und Ella haben das Projekt mit organisiert und sind zufrieden. "Maja und ich haben gerade ein Ordnungsspiel gespielt: Welches Obst und Gemüse wächst in welcher Jahreszeit?", erzählt Ella. Begeistert berichten sie von einem Fahrrad, das der Klimabus mitgebracht hat: Mit der Energie, die durch das Treten entsteht, kann eine elektrische Eisenbahn betrieben werden. Für den zehnjährigen Lionel, auch Schüler der 4b, ist der Flohmarkt die spannendste Station der Sommerstraße gewesen - er war schließlich an der Organisation beteiligt. "Es kommt alles gut weg", erzählt er stolz.

Die Viertklässler haben Plakate gemalt, die sich an ihre jüngeren Mitschüler richten. (Foto: Sebastian Gabriel)

Im Rahmen von Workshops hatten die Kinder der Klasse 4b Plakate gestaltet und in der Sommerstraße ausgestellt, um ihre Mitschüler über Umweltthemen zu informieren. Da die richtigen Motive zu finden, fand Lionel am schwersten: "Die Themen mussten wir uns selber aussuchen. Es sollte etwas Kompaktes sein, was aber auch die Kleinen kapieren." Offenbar ist der Plan aufgegangen: "Ich habe schon ein paar gesehen, die sich die Plakate angesehen haben und gesagt haben: 'Aha, das merk ich mir'", erzählt Maja.

Schulleiter Anton Höck ist von dem Projekt offenbar so angetan, dass er sich vorstellen kann, aus der Sommerstraße ein längerfristiges Projekt zu machen. "Wir haben einen Pausenhof mit sehr viel Sonneneinstrahlung", erzählt er. Besonders im Sommer gebe es wenige schattige Plätze, um Schutz vor der Sonne zu suchen. "Ich hoffe eigentlich, dass daraus die Idee wächst, dass wir die Schulstraße für die Pause mitbenutzen dürfen." Dort gebe es viele Bäume, die Schatten spenden. Gespräche mit der Gemeinde gibt es laut Höck allerdings noch keine.

Pause in der Sommerstraße, das würde die Pullacher Grundschüler sicher freuen. Das sieht auch die zehnjährige Maja so: "Ich finde das Ergebnis ziemlich gut. Die Kinder freuen sich und wollen nicht mehr weg."

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