Von der Königin der Nacht bis Lulu: Raffiniert und originell wird in so mancher Oper jedes Genderkorsett gesprengt. In Zeiten, in denen Begriffe wie "genderfluide", "Pansexualität" und "non-binär" den Diskurs prägen, ist die Oper hochaktuell als das Genre, das - neben der Mode - die Geschlechtsrollen zu entnaturalisieren versteht, sie kunstvoll als Rollen und nicht als Natur aufscheinen lässt. Die Münchner Kulturwissenschaftlerin und Kolumnistin Barbara Vinken stellt am Dienstag, 13. Juni, im Pullacher Bürgerhaus ihr neues Buch "Diva - die etwas andere Opernverführerin" vor.
Darin beleuchtet sie nicht nur diese Thematik, sondern wirft auch einen Blick auf die gar nicht so großartige Stellung des Mannes und der patriarchalen Gesellschaft im Musiktheater: "Beherrscht wird die Bühne von souveränen Frauen, die große Liebende sind... Weder mit dem Triumph des Männlichen, noch dem des Patriarchalischen sieht es auf der Opernbühne wirklich gut aus. Travestie und Transvestie hebeln männliche Herrschaftsansprüche aus."
Von der Kritik wird das neue Sachbuch Vinkens, die Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft und Romanische Philologie an der LMU ist, zum Teil hochgelobt. Anders als in oftmals recht unkritischen Opernführern will sie in ihrem Werk die Oper als hochpolitisches, subversives Genre darstellen, das die angeblich natürlichste aller Oppositionen zersetzt: die von Männern und Frauen.
"Wir freuen uns sehr, dass die Grande Dame der Kulturwissenschaften und vielgefragter TV-Gast ihr aktuelles Sachbuch in München und Umgebung zuerst in Pullach vorstellen wird", erklärt Eveline Petraschka, die als Leiterin der Charlotte-Dessecker-Bücherei den Abend organisiert hat. Moderieren wird die Veranstaltung im Vereinsraum des Bürgerhauses Sylvia Schreiber von BR-Klassik, Beginn ist um 19.30 Uhr. Karten kosten sieben Euro, es wird gebeten, unter der Telefonnummer 089/744 74 48 00 oder unter buecherei@pullach zu reservieren. Ein weitere Lesung Vinkens ist auf den 29. Juni im Literaturhaus München terminiert.