Planegg:Stilles Örtchen für 100 000 Euro

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Mit dem Kauf einer mobilen Toilettenanlage will die Gemeinde Planegg einen Mangel beheben. (Foto: Manfred Neubauer)

Eine knappe Mehrheit im Planegger Bauausschuss setzt den Kauf einer mobilen Toilettenanlage durch. Aufgestellt werden soll sie an der Omnibusschleife vor dem Bahnhof.

Von Rainer Rutz, Planegg

Rund 100 000 Euro will Planegg in eine öffentliche Toilette am Bahnhof investieren - und das, obwohl auf dem Gelände der ehemaligen Großgaststätte Heide-Volm, gerade mal 80 Meter vom Bahnhof entfernt, eine funktionstüchtige Toilettenanlage steht, die der Gemeinde gehört, derzeit aber außer Betrieb ist. Doch die Anlage hat, wie der Großteil der Gemeinderäte im Bauausschuss fand, einen Nachteil: Sie steht angeblich zu weit abseits, liegt nachts im Dunkeln und ist, so meinte zum Beispiel Gemeinderätin Angelika Lawo (Grüne Gruppe 21), besonders Frauen und Teenagern aus Sicherheitsgründen nicht zuzumuten. Eine knappe Mehrheit im Ausschuss sah das ähnlich.

Vorangegangen war dieser Abstimmung ein vor einiger Zeit eingereichter Gemeinschaftsantrag mehrerer Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, am Bahnhof eine Toilettenanlage zu errichten, nachdem binnen weniger Monate die drei letzten Möglichkeiten, dort einem dringenden Bedürfnis nachgehen zu können, verschwunden sind: der Gasthof Zur Eiche, das Café Richter und der Heide-Volm wurden abgerissen oder stellten den Betrieb ein. Gemeindeverwaltung und Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) präsentierten damals die alte Toilettenanlage am früheren Biergarten des Heide-Volm als geeignet. Sie sei, so Nafziger, "modern und in sehr gutem Zustand". Man könne sie für circa 20 000 Euro ertüchtigen. Um die Sicherheit zu erhöhen, könnten laut Nafziger "Lampen vom Bahnhof bis hin zur Toilette" aufgestellt werden.

Doch der Widerstand im Gemeinderat war enorm - quer durch die Fraktionen. Nicht nur die angeblich fehlende Sicherheit der bestehenden Anlage wurde bemängelt, auch "modern" sollte die neue Toilette sein sowie getrennte Bereiche für Frauen und Männer haben.

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Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig argumentierte, dass eine transportable Anlage sinnvoll sei, weil man noch nicht wisse, wie das Areal des früheren Biergartens in ein paar Jahren einmal aussehen werde. Schaudig präsentierte einige Beispiele, die allesamt an die 100 000 Euro kosten würden: Von der wenig attraktiven Anlage im Stil eines Baucontainers bis hin zur fast schon heimeligen Holzvariante, wie sie etwa gerade die Nachbargemeinde Gräfelfing an der Würm aufgestellt hat. Eine Stunde lang wurde hin und her diskutiert, der Bürgermeister wollte unbedingt ein weiteres Mal die Heide-Volm-Anlage zur Abstimmung stellen.

Das Argument fehlender Sicherheit ließen etliche Gemeinderäte nicht gelten. Zum Beispiel Philipp Pollems (Pro Planegg und Martinsried): "Wir leben in einer der sichersten Gegenden der Welt. Ich kann mich nicht an einen Fall erinnern, wo hier eine Frau zu Schaden gekommen ist. Hier hat niemand Angst." Auch Michaela Erdmann (CSU) stellte sich auf die Seite Nafzigers: "Das ist doch alles unsinnig. Wir brauchen keine neue Anlage, das ist rausgeschmissenes Geld und absoluter Luxus." Felix Kempf (SPD) verteidigte einen Neubau: "Ein weiter Weg führt zu Wildbieseln" - etwa im nahe gelegenen Wald von Maria Eich.

Mit fünf zu vier Stimmen entschieden sich die Mitglieder des Bauausschusses schließlich für den Kauf einer neuen Anlage. Da das Gremium beschließenden Charakter hat, muss das Thema nicht mehr in den Gemeinderat, wo es möglicherweise eine andere Mehrheit gegeben hätte. Die Rathausverwaltung präsentiert nun in den nächsten Wochen eine Variante. Die Anlage soll an der Omnibusschleife vor dem Bahnhof aufgestellt werden - rund 50 Meter vom Eingang entfernt und nicht 80 Meter entfernt wie die Heide-Volm-Anlage.

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