Teilhabe:"Nach einem halben Jahr haben wir nichts"

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Im Planegger Rathaus sieht man sich mit Kritik aus dem Seniorenbeirat konfrontiert. (Foto: Alessandra Schellnegger/)

In der ersten öffentlichen Sitzung des Planegger Seniorenbeirats wird massive Kritik am Rathaus laut. Es geht um die finanzielle Ausstattung und vor allem um die eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten.

Von Rainer Rutz, Planegg

Mehr als 30 Prozent der Planegger und Martinsrieder sind 65 Jahre und älter. Seit Herbst vergangenen Jahres haben sie eine offizielle Vertretung, den Seniorenbeirat. Die sieben Frauen und Männer müssen sich nun organisieren und ein Programm entwerfen - keine einfache Aufgabe, wie sich auf der ersten öffentlichen Sitzung am Donnerstag im Planegger Rathaus zeigte. Denn die Vorstellungen über das, was ein Seniorenbeirat leisten kann, gehen offenbar weit auseinander.

Nachdem man eine Art Themensammlung gemacht hatte - die Ideen reichten von neuralgischen Verkehrsknotenpunkten, die entschärft werden sollten bis hin zu fehlenden Parkbänken - ging es im zweiten Teil des Abends für Brigitte Krahmers, Christa Bursch, Ralph Tatzel, Stephan Fiedler, Stefan Hallinger, Peter Kirschning und die Vorsitzende Beate Peters-Dürrschmidt ans Eingemachte; die Frage nämlich, wie sich der Seniorenbeirat der Öffentlichkeit präsentieren und was er letztlich leisten könne.

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Fiedler, der sich nach eigenen Worten in den vergangenen Wochen hauptsächlich mit der Frage "Wie erreiche ich die Bürger?" beschäftigt hatte, zeichnete kein optimistisches Bild: "Es brodelt in mir", sagte er mit Blick auf die ersten Erfahrungen, die er gemacht habe. Es gebe keine Druckmöglichkeiten und keine "echte" E-Mail-Adresse, über die der Seniorenbeirat direkt mit Bürgern kommunizieren könne. Nicht anders sehe es mit einer eigenen Website aus, man brauche einen Internetauftritt, "der tagesaktuell sein kann". Fiedlers bitteres Resümee: "Nach einem halben Jahr haben wir nichts."

"Wir werden mehr Geld bekommen, das wird sicher problemlos laufen", verspricht die Dritte Bürgermeisterin

Eine Nachfrage nach den derzeitigen finanziellen Möglichkeiten des Planegger Seniorenbeirats brachte eine ernüchternde Antwort: 500 Euro hat die Gemeinde sozusagen als Startkapital zur Verfügung gestellt, eine Summe, die ein Gast aus München "als Witz" bezeichnete und von eigenen Erfahrungen berichtete: "Mindestens ein höherer vierstelliger Betrag ist nötig, damit wir sinnvoll arbeiten können." Die anwesende Dritte Bürgermeisterin Christine Hallinger (SPD) beschwichtigte: "Wir werden mehr Geld bekommen, das wird sicher problemlos laufen." Mit der Pressesprecherin des Rathauses, Kiki Xander, sei bereits ein Treffen geplant, um einen funktionierenden Internetauftritt zu schaffen: "Der Gemeinderat und die Verwaltung werden den Seniorenbeirat unterstützen", versprach Hallinger, "das ist eine Selbstverständlichkeit. Schließlich handelt es sich hier um ehrenamtliche Arbeit."

Das genau könnte allerdings auch eher ein Problem sein, vermutete die Beiratsvorsitzende Peters-Dürrschmidt. Gerade weil der Beirat ehrenamtlich arbeite, könne er bestimmte Dinge nicht leisten: "Wir können nicht die Bespaßer für die Menschen sein", sagte Dürrschmidt, die als Gründerin des Vereins "Miteinander" und als Fachkraft bei den Maltesern viel Erfahrung im sozialen ehrenamtlichen Bereich mitbringt. Im Übrigen gebe es in den Würmtal-Gemeinden "eine Fülle von Angeboten für Senioren." Man sehe sich in erster Linie "als Sprachrohr, um die notwendigen Themen aufzugreifen." Öffentlich will man sich viermal im Jahr treffen. "Wir müssen uns erst einmal als Organisation etablieren", sagte Peters-Dürrschmidt. "Mehr können wir nicht leisten."

Ralf Tatzel, als einziger in der Runde noch im Arbeitsleben, schlug vor, "eine Sprechstunde" einzurichten. Tatzel war früher selbst Mitglied im Gemeinderat und sieht keinen Sinn in einem "Gemeinde-Bashing". Er verwies darauf, dass das Rathaus angeboten habe, dem Seniorenbeirat eine ganze Seite in den regelmäßig erscheinenden Gemeindenachrichten zur Verfügung zu stellen. "Wir sind erst am Anfang", resümierte die Vorsitzende Peters-Dürrschmidt und Dritte Bürgermeisterin Christine Hallinger forderte zur konstruktiven Mitarbeit auf: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", sagte die ehemalige Lehrerin.

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