Zuletzt musste der Münchner Andi Selle dreimal schwer um Atem ringen. Das erste Mal bei einem Familienausflug am Sonntag, 1. August, zum Lußsee, nachdem er endlich sein kleines Schlauchboot aufgepumpt hatte. Das zweite Mal kurz darauf, als ihn zwei Sicherheitsbeamte der Stadt München ans Ufer zurückpfiffen, die Münchner Grünanlagensatzung zückten und ihm eröffneten, dass Schlauchboote auf Münchner Badeseen strengstens verboten seien und er schleunigst Land gewinnen solle.
So richtig tief Luft holen musste er aber am Dienstag, als er in der SZ eine halbseitige Anzeige der Landeshauptstadt entdeckte, die bei ihm eine leichte Schockstarre hervorrief. "Badespaß im Münchner Stadtgebiet" lautete der Titel, und darüber hatten die Layouter der städtischen Pressestelle ein großes Foto platziert. Darauf abgebildet: eine Frau mit Kind in einem Schlauchboot auf einem Münchner Badesee. Und als Bildbeschreibung musste er lesen: "Ob mit oder ohne Schlauchboot: Für den kleinen Urlaub zwischendurch suchen bei gutem Wetter Jahr für Jahr Tausende die Münchner Badeseen und -strände auf."
"Diese Anzeige hat mich beinahe vom Stuhl gehauen, sie erscheint mir als eine einzige große Verarschung der Bürger", sagt der beim kleinen Urlaub zwischendurch von Münchner Sicherheitskräften ausgebootete Mann. Nicht nur für ihn, seine Frau und seine beiden Töchter sei ein schöner Sommertag gründlich verdorben worden, auch viele andere Badegäste seien mit ihren Schlauchbooten an Land geholt worden, "was zum Teil wohl zu erhitzten Diskussionen geführt hat".
"Wenn der Mann recht hat, dann wär' das schon blöd", sagte Stefan Hauf vom Presse- und Informationsdienst des Münchner Rathauses, begab sich sogleich auf Recherche im Haus und kehrte mit der Erkenntnis zurück: Schon blöd. Die Anzeige mit den Schlauchboot fahrenden Menschen hätte nicht erscheinen dürfen. "Die Sicherheitskräfte waren im Recht, es ist in der Tat so, dass Schlauchboote aufgrund der Verletzungsgefahr grundsätzlich auf Münchner Badeseen nicht zugelassen sind", sagte Hauf. Luftmatratzen aber würden toleriert - für den kleinen Urlaub zwischendurch auf Münchner Badeseen.