Gewerbegebiet:Skyline am Landschaftspark stößt auf Widerstand

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Das Gewerbegebiet Nordwest beim Finsinger Feld in Ottobrunn soll auch bis zu 66 Meter hohe Gebäude erhalten. (Foto: Sebastian Gabriel)

Ottobrunn will am Finsinger Feld Bürotürme errichten. Unterhaching sieht dadurch das Grundkonzept des naturnahen Erholungsgebiets zerstört und schaltet eine Anwaltskanzlei ein.

Von Iris Hilberth und Martin Mühlfenzl, Ottobrunn/Unterhaching

Das Gewerbegebiet Nordwest in Ottobrunn soll wachsen. In die Breite genauso wie in die Höhe. Und um seine Attraktivität am Standort zwischen der Staatsstraße 2078 und dem Finsinger Feld noch zu erhöhen, trägt das Gebiet in den Entwürfen die schicke Bezeichnung "Campusareal". Weil dieser "städtebauliche Masterplan" der Ottobrunner mit Bürotürmen bis zu 70 Meter hoch aber direkt neben dem Landschaftspark Hachinger Tal verwirklicht werden soll, schlägt die Nachbargemeinde Unterhaching jetzt Alarm und hat sogar eine Rechtsanwaltskanzlei eingeschaltet. Diese hat eine Stellungnahme verfasst, eine klare Protestnote, die nach einem einstimmigen Votum des Unterhachinger Bauausschusses jetzt dem Ottobrunner Rathaus zugestellt wird. Dort ist man überrascht und versteht die Aufregung nicht ganz.

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Das Papier der Anwaltskanzlei Rittershaus hat es in sich, denn es bezeichnet die Planung der Nachbarkommune bereits als "unwirksam", da "keinerlei Ermittlungen oder gar eine Bewertung der -offensichtlichen -erheblichen Auswirkungen auf das städtebauliche Grundkonzept des Landschaftsparks Hachinger Tal stattgefunden haben". Dies sei zwingend notwendig gewesen, da durch die aktuelle Planung das städtebauliche Grundkonzept des Landschaftsparks zerstört werde, schreiben die Anwälte.

Die Ottobrunner werden in dem 19-seitigen Schreiben an die planerischen Leitgedanken erinnert. Beim Landschaftspark ging es um die "Schaffung eines naturnahen, extensiven Naherholungsgebiets für die Anrainergemeinden und die Stadtteile des Münchner Südostens". Wichtig sei auch die "Fortsetzung und Verflechtung der vorhandenen und geplanten Grünzüge der Landeshauptstadt München in das Umland sowie die "Sicherung als großflächig zusammenhängendes Rückzugsgebiet für durch intensive Flächennutzung verdrängte Tier-und Pflanzenarten mit "Spielraum" für natürliche Sukzession" aber auch eine Konzentration der extensiven, naturhaften Naherholung in der Kernzone östlich der Autobahn sowie der intensiveren, mehr sportlichen Erholungsarten westlich der Autobahn.

Der Landschaftspark dient der Naherholung und der Natur, mahnt die Gemeinde Unterhaching. (Foto: Angelika Bardehle)

Wichtig war den Planern im Jahr 1992 gewesen, dass die Erholungssuchenden im Landschaftspark die Weite der Natur erleben, dass bei Föhn sogar die Berge im Süden zum Greifen nah sichtbar sind. Daher sollen die Besucher bewusst keine Gebäude im Bereich des Landschaftsparks wahrnehmen, sodass sie sich wie in der freien Natur fühlen. Baut nun Ottobrunn seine geplanten Bürotürme direkt an den Rand des Areals sieht man in Unterhaching all das in Gefahr. Dort kritisiert man den Nachbarn scharf, weil dieser die Umweltbelange des Landschaftspark unzureichend aufgegriffen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben habe. Vor allem die Schutzgebiete, die vorhandene Tierwelt und die Lichtemissionen in den Landschaftspark wurden aus Unterhachinger Sicht zu wenig berücksichtigt.

Neben dem Umweltschutz geht es der Gemeinde Unterhaching aber auch um die Verkehrszunahmen und den Siedlungsdruck. Auf dem etwa 19 Hektar großen "Campusareal" sollen mal 5000 Menschen arbeiten. Es soll ein Büro- und Technologiestandort werden, an dem sich der Investor auch Gastronomie und kulturelle Nutzungen vorstellen kann. Auf Vorschlag der von Unterhaching beauftragten Rechtsanwälte wird Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) nun verschiedene Gutachten in Auftrag geben, die sowohl die verkehrlichen als auch die naturschutzrechtlichen Auswirkungen der Ottobrunner Planungen prüfen sollen. Auch die städtebaulichen Auswirkungen will Unterhaching von Experten untersuchen lassen.

Der Landschaftspark ist auch für Sportler ein attraktives Areal. (Foto: Angelika Bardehle)

Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) zeigt sich wenig überrascht über die Reaktion seitens der Gemeinde Unterhaching, wohl aber, dass diese sofort einen Anwalt zu Rate gezogen habe. Bereits im Frühjahr, betont Loderer, habe er Panzer und Neubibergs Rathauschef Thomas Pardeller (CSU) zu einem gemeinsamen Gespräch geladen, um diese über die Pläne auf dem Finsinger Feld zu informieren. Allerdings nicht, um diese überzeugen zu wollen, sagt er, "sondern im Sinne der Transparenz". Er selbst und auch der Ottobrunner Gemeinderat stünden "einstimmig" hinter dem Vorhaben - in seiner Dimension und auch in der Höhe, sagt Loderer.

Für viele Ottobrunner wirkt das Finsinger Feld wie eine kleine Exklave der Gemeinde, wird sie doch vom Hauptort durch die Staatsstraße und den Haidgraben abgetrennt - künftig aber soll sie durch eine "spektakuläre Fußgänger- und Radfahrerbrücke" an Ottobrunn angebunden werden, wie Loderer betont. Dies sei eine städtebaulich wichtige Maßnahme, die zudem ohne Flächenfraß erfolgen könne, da das Areal ohnehin schon bebaut ist. "Das Projekt ist wichtig für Ottobrunn. Und wir gehören einfach zum urbanen Raum und bekennen uns auch dazu", verteidigt Ottobrunns Rathauschef die geplanten Hochhäuser, die aus seiner Sicht die Artenvielfalt im Landschaftspark und dessen Bedeutung als Naherholungsraum nicht gefährden würden. Klar sei, sagt der Bürgermeister, dass das Areal einen "völlig anderen Charakter" erhalten und das Projekt auch zu einer Zunahme an Verkehr zur Folge haben werde - allerdings nicht für Unterhaching, sondern eher östliche der Autobahn für Ottobrunn und Neubiberg. Um diese Zunahme bewältigen zu können, müsse aber auch über Gemeindegrenzen hinweg gedacht werden, sagt Loderer, und auch die U-Bahn, die einst nahe dem Finsinger Feld verlaufen werde, könne dabei eine Rolle spielen.

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