Oktoberfest 2010:Zimmer zur Wiesn: Das wird teuer

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260 statt 96 Euro für ein Doppelzimmer: Münchner Hotels kassieren bis zu 170 Prozent Aufschlag während des Oktoberfests. Die Stadt mahnt zur Mäßigung.

Marco Völklein

Während der Wiesn zahlen Hotelgäste in der Nähe des Oktoberfestes bis zu 170 Prozent Aufschlag. Das hat eine Studie des Münchner Internetvergleichsportals Check24 ergeben. Die Portalmitarbeiter haben dabei fünf Hotels in unmittelbarer Nähe der Festwiese herausgesucht, bei denen Anfang August für Buchungen zum letzten Oktoberfestwochenende noch Zimmer frei waren. Verglichen wurden die Preise mit denen an einem anderen Wochenende im Oktober.

Das Oktoberfest ist ein teures Vergnügen - besonders für Touristen, die auch in München übernachten wollen. (Foto: dpa)

Dabei kam heraus, dass das Vier-Sterne-Haus "Kings Hotel First Class" für eine Nacht im Doppelzimmer 260 Euro verlangt. Der Preis nach dem Oktoberfest lag bei 96 Euro pro Nacht - macht einen Oktoberfestaufschlag von 170 Prozent. Das Drei-Sterne-Hotel "Bristol" verlangt während der Wiesn für das Doppelzimmer inklusive Frühstück laut Check24 exakt 249 Euro je Nacht; ist das Volksfest vorbei, müssen Gäste nur 109 Euro zahlen. Das ergibt unterm Strich einen Wiesnaufschlag von 128 Prozent.

Diese Aufschläge "bewegen sich noch in einer akzeptablen Größenordnung", sagt Else Gebauer vom Münchner Tourismusamt. Bei den Mitarbeitern dort gehen aber immer wieder Beschwerden von Touristen ein, die sich über Aufschläge von 300 Prozent und mehr beschweren - und das in Häusern, die maximal einen Zwei-Sterne-Service bieten.

Solche "schwarzen Schafe" würden dem Tourismus schaden, sagt Gebauer: "Darunter leidet das Image der Stadt." Bei der Fußball-WM 2006 sei es bereits so gewesen, dass Gäste auf eine Übernachtung in München verzichtet hätten, um die Aufschläge zu umgehen, so Gebauer: "Wir hoffen, dass die Hotelpreise in einem normalen Rahmen bleiben."

Das hofft auch Klaus Dittrich, der seit Jahresanfang an der Spitze der Münchner Messegesellschaft steht. Er hatte zuletzt die Hoteliers für ihre Preispolitik kritisiert. Insbesondere zu Messezeiten würden die Betriebe hohe Aufschläge kassieren, hatte Dittrich erklärt: "Dafür habe ich kein Verständnis."

Es geht auch ohne Aufschlag

Dass es auch ohne Wiesn-Aufschlag geht, zeigt indes der Check24-Vergleich: "Wer bereit ist, bis zu 50 Minuten mit der S-Bahn zu fahren, kann auch zur Oktoberfest-Zeit deutlich günstiger übernachten", so die Tester. Das "Klostersee Restaurant" in Ebersberg zum Beispiel kassiert 115 Euro je Nacht im Doppelzimmer - und verlangt keinen Oktoberfestaufschlag. Ebenso verzichtet das "Forsthaus am See" in Possenhofen (110 Euro je Nacht im Doppelzimmer) auf einen Aufschlag.

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband (BHG) äußert Verständnis für die höheren Preise, die sich immer "nach Angebot und Nachfrage" richteten. Zum Oktoberfest seien die Hotels eben gut ausgelastet - da würden entsprechende Aufschläge verlangt. Die Preise zur Wiesn mit den Preisen in einer Zeit zu vergleichen, "in der absolut nichts los ist in der Stadt", sei wenig aussagekräftig, sagt ein BHG-Sprecher. Die Aufschläge würden es den Anbietern vielmehr erlauben, "die Hotelpreise während Zeiten mit schwacher Auslastung zu subventionieren".

Insgesamt boomt die Hotelbranche an der Isar. Studien prognostizieren der Stadt steigende Besucherzahlen - und damit einen wachsenden Bedarf an Hotelbetten. Vor allem große Ketten reagieren darauf und eröffnen immer wieder neue Häuser; so will von diesem Freitag an ein neues "Motel One" auf dem einstigen Agfa-Gelände an der Tegernseer Landstraße Gäste locken.

Und selbst dieses neue Haus kann es sich leisten, Aufschläge zum Oktoberfest zu verlangen: Statt 74 Euro zu normalen Zeiten kostet das Doppelzimmer während der Wiesn 124 Euro - ein Zuschlag von 68 Prozent.

© SZ vom 11.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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