Öffentlicher Nahverkehr:Streik-Pause zum Wiesn-Familientag

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Während des Familientags auf der Wiesn sollen Bus, Bahn und Tram planmäßig fahren. Doch die Verkehrsgesellschaft hat inzwischen reagiert - und setzt vermehrt Leiharbeiter ein.

Marco Völklein

Noch kämpferischer als die Funktionäre der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) und ihrer Dachorganisation dbb Tarifunion geben sich politisch Handelnde selten. Man werde bei den bayerischen Nahverkehrsbetrieben solange streiken, bis die Arbeitgeber sich bereit erklären, mit der GDL zu verhandeln, hatten die Arbeitnehmervertreter immer wieder angekündigt.

Erneut Streik im bayerischen Nahverkehr Eine Frau und ein Mann in bayerischer Tracht stehen am Freitag (24.09.2010) am Hauptbahnhof in München (Oberbayern) und warten darauf, dass der einfahrende Zug anhält. In Bayern sind erneut Bus-, Tram- und U-Bahnlinien wegen eines Streiks der Gewerkschaften Deutscher Beamtenbund (dbb Tarifunion) und Gewerkschaft der Lokomotivführer (GdL) ausgefallen. Die Gewerkschaften erklärten, sie hätten keine Wahl gehabt. Foto: Andreas Gebert dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++ (Foto: dpa)

Am Montagnachmittag machten sie nun einen Rückzieher: Am zweiten Familientag, also an diesem Dienstag, werden die Streiks ausgesetzt. Wann der Ausstand der Fahrer wieder anlaufen soll, ließen GDL wie dbb offen. Über das weitere Vorgehen werde man "kurzfristig informieren", hieß es.

Zuletzt hatten die Streiks auch nur relativ geringe Auswirkungen gehabt. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hatte seit Montag auch verstärkt Leiharbeiter im Einsatz, um die Auswirkungen des Streiks zu begrenzen. Die U-Bahn fuhr auch am Montag in der Regel alle zehn Minuten. Allerdings ging es in den Waggons eng zu; teils mussten Fahrgäste am Bahnsteig zurückbleiben, weil die Züge zu voll waren. Bei der Tram fielen erneut die Linien 16 und 21 aus, auf der Tramlinie 12 fuhren Ersatzbusse.

Die Aktion Münchner Fahrgäste wertete den Verzicht auf einen Streik am zweiten Familientag als ein "positives Signal der Vernunft". Deren Sprecher Andreas Nagel forderte, dass "auf alle Streikmaßnahmen bis auf weiteres, mindestens bis zum Ende des Oktoberfestes, verzichtet wird". Auch wenn der Betrieb einigermaßen laufe, so würden die Zugausfälle und das Gedränge in den Waggons doch zu einer Belastung für die Fahrgäste.

Wie lange die GDL den Streik nun aussetzt, blieb unklar - "das sagen wir noch nicht einmal unseren Mitgliedern", hieß es bei der GDL. Der Streikverzicht am Dienstag sei eine "Geste des guten Willens", um den Familien einen reibungslosen Wiesn-Besuch zu ermöglichen. Aus Mitarbeiterkreisen war zu vernehmen, vermehrt würden einzelne GDL-Mitglieder sich vom Ausstand distanzieren und an die Führerstände zurückkehren. "Wir haben kein Mobilisierungsproblem", hieß es dagegen bei der dbb Tarifunion.

Die MVG kündigte an, Busse und Bahnen am Dienstag nach regulärem Fahrplan fahren zu lassen, "soweit dies angesichts der kurzfristigen Ankündigung ohne angemessenen Planungsvorlauf noch möglich ist".

© SZ vom 28.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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