Diskussionsrunde:"Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist zu teuer und zu links"

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Helmut Markwort (Mitte) mit Gemeinderat Veit Wiswesser und Daniel Kortmann, Ortsvorsitzender der FDP (rechts). (Foto: Robert Haas)

Focus-Gründer Helmut Markwort spricht sich beim Diskussionsabend der FDP Ismaning/Unterföhring für eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus. Dieser ist ihm offenbar zu grün und zu verschwenderisch.

Von Laura Richter, Ismaning/Unterföhring

Der Slogan "Fakten, Fakten, Fakten" machte ihn berühmt. Bei einer Diskussionsrunde der Ismaninger und Unterföhringer FDP kritisierte Helmut Markwort, der das Nachrichtenmagazin Focus gegründet und herausgegeben hat, das öffentlich-rechtliche Mediensystem in Deutschland. Der FDP-Landtagsabgeordnete wäre nach eigener Aussage ein Anhänger des dualen Systems, wenn es seine Zwecke erfüllen würde. Dass dies seiner Meinung nach nicht der Fall sei, mache er etwa an den übermäßig hohen Gehältern und Pensionen der Menschen in der Chefetage fest. Der Fall Schlesinger, aber auch der Prozess um Ex-MDR-Manager Udo Foht, zeigten die massiven Fehlinvestitionen in dem System auf. Zum Diskussionsabend im Wirtshaus zum Medienpark lud ihn die FDP Ismaning/Unterföhring, während ihn seine Partei im Stimmkreis München Land-Süd durch einen anderen Kandidaten ersetzen will. Bei der Landtagswahl 2023 soll Markwort vom Freisinger Kreisverband als Direktkandidat aufgestellt werden.

Anstatt am Programm zu sparen, müsse eine notwendige Reform des öffentlich-rechtlichen Systems finanzielle Kürzungen bei der Verwaltung, Produktion und Technik beinhalten. "Geldverschwendung, Reichtum und Vielköpfigkeit" seien grundlegende Probleme des Systems, unter denen der Inhalt leide, so der Journalist. Derzeit flössen 60 Prozent der jährlich über acht Milliarden Euro fassenden Rundfunkbeiträge in die Verwaltung, nur 40 Prozent in das Programm. Daher fordert Markwort als Einsparungsmaßnahme die Zentralisierung der Personalverwaltung, Technik und Produktion über die einzelnen Sender hinweg. Als Beispiel dafür führt Markwort Radio Bremen und den saarländischen Rundfunk an, welche als kleine Sender kaum einen Beitrag zum nationalen Programm der ARD leisteten. "Ich kämpfe dafür im Bayerischen Rundfunkrat, dass man vorangeht und nichts mehr in den Finanzausgleich einzahlt, der die Zwergsender am Leben hält", so der Medienmacher. Eine neu eingeführte Kommission müsse versuchen, Synergien in den Bereichen der Technik und Produktion zu schaffen. "Wenn man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk neu erschaffen würde, dann sicherlich als zentrale Sache: ein Sender, eine Verwaltung", sagt Markwort. Der Rundfunkbeitrag, der an diesem Abend häufig als "Zwangsgebühr" bezeichnet wird, dürfe nie wieder gesteigert werden.

Markwort selbst wurde für die FDP in den Rundfunkrat des BR gewählt. In dem Kontrollgremium trägt er seit 2018 zur Überwachung der Einhaltung der Programmgrundsätze des ARD-Untersenders bei. Große Kritik schwingt mit, wenn Markwort seine 49 Kollegen im Rundfunkrat des BR als "absolute Dilettanten und Amateure" bezeichnet, die "im Grunde Lobbyisten" seien. Er selbst bezeichnet sich als Einzelkämpfer, der ob seiner über 50-jährigen Erfahrung im Journalismus am meisten Ahnung von der Materie habe. Markworts Wahl in den Rundfunkrat geschah nicht ohne Widerstand. Aufgrund seiner finanziellen Beteiligung beim Münchner Radio Gong und Antenne Bayern warf man ihm Interessenskonflikte vor.

Der FDP-Politiker sieht seine Partei von den öffentlich-rechtlichen Medien zu wenig beachtet

Weiterhin regt sich Markwort über die "Verschleierungskette" rund um die Beurlaubung des ehemaligen BR-Programmdirektors Kultur, Reinhard Scolik, auf. Dessen Vertrag wurde vor zwei Jahren vom scheidenden Intendanten Ulrich Wilhelm vorzeitig bis 2024 verlängert. Unter seiner Nachfolgerin Katja Wildermuth wurde Scolik zum Jahresende 2021 entlassen. Hier fordert der 85-jährige Markwort mehr Transparenz.

Der FDP-Politiker sieht seine Partei von den öffentlich-rechtlichen Medien zu wenig beachtet. Die Grünen und eine tendenziell linke Politik seien die Lieblinge dieser Sender, so Markwort, "das andere Deutschland" müsse mehr zu Wort kommen. Bei seiner Argumentation beruft er sich auf eine Befragung unter Volontären der ARD und des Deutschlandradios aus dem Jahr 2020, bei der die Sonntagsfrage gestellt wurde. 57 Prozent der Volontäre gaben an, die Grünen zu wählen, 23 Prozent die Linke. Die CDU würde es nicht mal über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, und die FDP lande nur bei 1,3 Prozent, zitiert Markwort die Umfrage. Repräsentativ für alle Volontäre der öffentlich-rechtlichen Anstalten war die Umfrage nicht, da das ZDF und der Saarländische Rundfunk fehlten. Von den 150 Volontären, nahmen 86 an der Umfrage teil und 77 Prozent gaben ihre Parteiaffinität an. Eine links-grüne Tendenz beobachtet Markwort nach eigenen Angaben auch bei der Einladung von Talkshowgästen. Der Journalist fordert daher, dass die Intendanten und Rundfunkräte verstärkt auf eine politisch ausgeglichenere Berichterstattung achten.

Die politische Meinung eines Journalisten muss freilich keinen Widerspruch zu der Maxime der Objektivität darstellen, die im Volontariat erlernt wird. Analysen des Redaktionsnetzwerks Deutschland zeigten im Jahr 2019 im Übrigen eine Dominanz der Union und der SPD vor Grünen, der FDP und den Linken und der unterrepräsentierten AfD bei den vier großen Talkshows "Anne Will", "Maybrit Illner", "Hart aber fair" und "Maischberger", wie das Handelsblatt berichtete.

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