Infrastruktur:700 Unterschriften gegen Schließung der Sparkassen-Filiale

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Landrat-Stellvertreter Ernst Weidenbusch (CSU) hält die Aufgabe der Kreissparkassen Filiale in Oberschleißheim für unsinnig und ermuntert das Aktionsbündnis zu weiterem Protest. (Foto: Sebastian Gabriel)

Die Aufgabe der Niederlassung an der Haselsbergerstraße ist das beherrschende Thema der Oberschleißheimer Bürgerversammlung. Auch Landrat-Stellvertreter Ernst Weidenbusch unterstützt den Protest des Aktionsbündnisses.

Von Sabine Wejsada, Oberschleißheim

Prominente Unterstützung erhalten die Oberschleißheimer in ihrem Widerstand gegen die von der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg beabsichtigte Schließung der Filiale an der Haselsbergerstraße: Der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) will sich nach eigenen Angaben dafür einsetzen, dass die Pläne mindestens noch einmal auf den Prüfstand kommen. "Ich freue mich über jeden Protest", sagte der ehemalige Landtagsabgeordnete in der Bürgerversammlung am Mittwochabend unter dem Applaus der circa 120 Besucher im Saal. Das Thema war der größte Aufreger bei der Veranstaltung.

Er gehöre selbst dem Verwaltungsrat der Kreissparkasse an, berichtete Weidenbusch, und halte die Entscheidung für "unsinnig", den Standort in Oberschleißheim komplett aufzugeben und damit auch die Selbstbedienungsautomaten abzubauen. Das könnten sich "nur Typen ausdenken, die die Probleme der Menschen gar nicht kennen", sagte Weidenbusch. Er dürfe zwar in der Öffentlichkeit nicht sagen, wie er abgestimmt habe, als im Verwaltungsrat über die Pläne zur Reduzierung der Sparkassenstandorte im nächsten Jahr und die Aufgabe der Oberschleißheimer Filiale entschieden wurde. "Aber Sie können es sich denken", rief er dem Publikum zu. Weidenbusch findet, dass die Kreissparkasse mit dem Beschluss, weitere Filialen zu schließen und die Räume an der Haselsbergerstraße komplett aufzulösen, die Menschen vor den Kopf stoße.

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Vor allem Senioren und Kunden, die nicht über Geräte und erforderliche Kenntnisse zum Online-Banking verfügen, sind von der Schließung der mit Mitarbeitern besetzten Filiale betroffen und müssen nun zum Beispiel für ihre analogen Bankgeschäfte nach Lohhof fahren. Andreas Frühschütz, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse, hat die Aufgabe des Standorts an der Haselsbergerstraße in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung mit einer spärlichen Kundenfrequenz und wirtschaftlichen Erwägungen begründet. Auf Unterstützung von Bankmitarbeitern könnten die Kunden dennoch weiterhin zählen, etwa am Telefon oder bei Hausbesuchen.

Ein zu Wochenbeginn gegründetes und von Oberschleißheims Bürgermeister Markus Böck (CSU) unterstütztes Aktionsbündnis hat seinen Widerstand in Schreiben an Vorstand, Aufsichts- und Verwaltungsrat der Kreissparkasse kundgetan. Die Vorsitzende des örtlichen Kranken- und Altenpflegevereins, Gönke Klar, berichtete, dass bereits knapp 700 Unterschriften gegen die Pläne gesammelt wurden. Geplant sei, die Listen am kommenden Donnerstag, 7. Dezember, nachmittags bei einer öffentlichkeitswirksamen Protestveranstaltung vor der Filiale zu übergeben. Und damit zu unterstreichen, wie sehr sich die Oberschleißheimer gegen die Pläne des Geldinstituts wehren.

Klar und ihre Mitstreiter hoffen, dass die Verantwortlichen in den Gremien der Kreissparkasse mitbekommen, wie groß der Unmut in der Gemeinde ist und ihre Entscheidung revidieren, wenn sich der Verwaltungsrat im Dezember zu seiner nächsten Sitzung trifft. Auf Anfrage der Vorsitzenden des Alten- und Pflegevereins versprach Ernst Weidenbusch, dass er sich persönlich darum kümmern werde, dass jemand von Vorstand und Verwaltungsrat nach Oberschleißheim kommen wird, um mit den Protestierenden zu sprechen.

Bürgermeister Böck will mindestens den SB-Bereich erhalten, seiner Mitstreiterin Gönke Klar reicht das nicht

Auch Bürgermeister Böck (CSU) versprach, sich weiter gegen die Schließung der Filiale zu stemmen. Allzu viel Hoffnung dürfe man sich allerdings nicht machen, dass die Kreissparkasse den Beschluss zurücknimmt, sagte der Rathauschef, aber: "Ich bin überrascht und schockiert, dass gar nichts mehr von der Filiale bleiben soll, nicht einmal der SB-Bereich." Deshalb werde er versuchen, dass zumindest Kontoauszugsdrucker, Überweisungs- und Geldautomaten an der Haselsbergerstraße Bestand haben, so Böck. Das wäre nämlich das Mindeste, findet der Bürgermeister.

Doch Gönke Klar reicht das nicht: "Wir brauchen Menschen", betonte sie. Mit Automaten allein sei es nicht getan; für Ältere und Kunden, die nicht mehr sehr mobil seien, sei es wichtig, dass sie persönliche Ansprechpartner in der Nähe hätten, die ihnen beispielsweise bei Anhebungen und Überweisungen helfen könnten. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die vorhandenen Geräte im SB-Bereich am Fohlengarten, der laut Kreissparkasse nicht von den Einsparungsplänen betroffen ist und in Zukunft weiter bestehen wird, offenbar nicht immer funktionieren, wie eine Besucherin der Bürgerversammlung kritisierte.

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